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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Letzte Scheideblicke wendend, sehn sie noch den Himmel bluten,
Aber tiefer stets und ferner brennen die gesunknen Gluten.
Still verglimmt der Heimat müde Todesfackel. Auf die Ruder
Beugt sich Unglück neben Unglück, Bruder seufzend neben Bruder.
Eine Fürstin küsst ein Knäblein, ein dem Edelblute fremdes,
Eine Sclavin wärmt ein fürstlich Kind im Schooß des Wollen¬
hemdes --

Unter ihnen Eine Tiefe, über ihnen Eine Wolke --
Liebe thaut vom Himmel, Liebe wächst in diesem neuen Volke.
Ueber eines Mantels Flattern, sturmverwehten greisen Haaren
Will das Schweben einer Glorie einen Heil'gen offenbaren,
Dieses ist der heil'ge Marcus, rüstig rudernd wie ein Andrer --
Nach den nahenden Lagunen lenkt die Fahrt der sel'ge Wandrer.
Neben ihm der Jugendschlanke schlägt die Wellen, daß sie schallen,
Wirren Locken sind die Kränze schwelgerischer Lust entfallen.
Der Bacchant wird zum Aeneas. Niederbrannte Troja's Feuer.
Mit den rudernden Genossen sucht er edles Abenteuer.
Mälig lichtet sich der Osten. In der ersten Helle schauen
Kecke Männer tief ins Antlitz morgenstiller schöner Frauen --
Lieblich Haupt, das blonde Flechten wie mit lichtem Ring
umwinden,

Bald an einem tapfern Herzen wirst du deine Heimat finden!
Scharfgezeichnet neigt sich eines Helden narb'ge Stirne denkend,
In das göttliche Geheimniß ew'gen Werdens sich versenkend;
Rings in Stücke sprang zerschmettert Roma's rost'ge Riesenkette,
Neue Weltgeschicke gönnen junger Freiheit eine Stätte ....
Letzte Scheideblicke wendend, ſehn ſie noch den Himmel bluten,
Aber tiefer ſtets und ferner brennen die geſunknen Gluten.
Still verglimmt der Heimat müde Todesfackel. Auf die Ruder
Beugt ſich Unglück neben Unglück, Bruder ſeufzend neben Bruder.
Eine Fürſtin küſſt ein Knäblein, ein dem Edelblute fremdes,
Eine Sclavin wärmt ein fürſtlich Kind im Schooß des Wollen¬
hemdes —

Unter ihnen Eine Tiefe, über ihnen Eine Wolke —
Liebe thaut vom Himmel, Liebe wächſt in dieſem neuen Volke.
Ueber eines Mantels Flattern, ſturmverwehten greiſen Haaren
Will das Schweben einer Glorie einen Heil'gen offenbaren,
Dieſes iſt der heil'ge Marcus, rüſtig rudernd wie ein Andrer —
Nach den nahenden Lagunen lenkt die Fahrt der ſel'ge Wandrer.
Neben ihm der Jugendſchlanke ſchlägt die Wellen, daß ſie ſchallen,
Wirren Locken ſind die Kränze ſchwelgeriſcher Luſt entfallen.
Der Bacchant wird zum Aeneas. Niederbrannte Troja's Feuer.
Mit den rudernden Genoſſen ſucht er edles Abenteuer.
Mälig lichtet ſich der Oſten. In der erſten Helle ſchauen
Kecke Männer tief ins Antlitz morgenſtiller ſchöner Frauen —
Lieblich Haupt, das blonde Flechten wie mit lichtem Ring
umwinden,

Bald an einem tapfern Herzen wirſt du deine Heimat finden!
Scharfgezeichnet neigt ſich eines Helden narb'ge Stirne denkend,
In das göttliche Geheimniß ew'gen Werdens ſich verſenkend;
Rings in Stücke ſprang zerſchmettert Roma's roſt'ge Rieſenkette,
Neue Weltgeſchicke gönnen junger Freiheit eine Stätte ....
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[118/0132] Letzte Scheideblicke wendend, ſehn ſie noch den Himmel bluten, Aber tiefer ſtets und ferner brennen die geſunknen Gluten. Still verglimmt der Heimat müde Todesfackel. Auf die Ruder Beugt ſich Unglück neben Unglück, Bruder ſeufzend neben Bruder. Eine Fürſtin küſſt ein Knäblein, ein dem Edelblute fremdes, Eine Sclavin wärmt ein fürſtlich Kind im Schooß des Wollen¬ hemdes — Unter ihnen Eine Tiefe, über ihnen Eine Wolke — Liebe thaut vom Himmel, Liebe wächſt in dieſem neuen Volke. Ueber eines Mantels Flattern, ſturmverwehten greiſen Haaren Will das Schweben einer Glorie einen Heil'gen offenbaren, Dieſes iſt der heil'ge Marcus, rüſtig rudernd wie ein Andrer — Nach den nahenden Lagunen lenkt die Fahrt der ſel'ge Wandrer. Neben ihm der Jugendſchlanke ſchlägt die Wellen, daß ſie ſchallen, Wirren Locken ſind die Kränze ſchwelgeriſcher Luſt entfallen. Der Bacchant wird zum Aeneas. Niederbrannte Troja's Feuer. Mit den rudernden Genoſſen ſucht er edles Abenteuer. Mälig lichtet ſich der Oſten. In der erſten Helle ſchauen Kecke Männer tief ins Antlitz morgenſtiller ſchöner Frauen — Lieblich Haupt, das blonde Flechten wie mit lichtem Ring umwinden, Bald an einem tapfern Herzen wirſt du deine Heimat finden! Scharfgezeichnet neigt ſich eines Helden narb'ge Stirne denkend, In das göttliche Geheimniß ew'gen Werdens ſich verſenkend; Rings in Stücke ſprang zerſchmettert Roma's roſt'ge Rieſenkette, Neue Weltgeſchicke gönnen junger Freiheit eine Stätte ....

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/132>, abgerufen am 27.11.2024.