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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Zeig dich einmal, schöner Mann!
Laß dich einmal sehen!
Vorn zuerst und hinten dann!
Laß dich einmal drehen!
Weh! Was müssen wir erblicken!
Fingerhütchen, welch ein Rücken!
Auf der Schulter, liebe Zeit,
Trägst du grause Bürde!
Ohne hübsche Leiblichkeit
Was ist Geisteswürde?
Eine ganze Stirne voll
Glücklicher Gedanken,
Unter einem Höcker soll
Länger nicht sie schwanken!
Strecket euch, verkrümmte Glieder!
Garst'ger Buckel, purzle nieder!
Fingerhut, nun bist du grad,
Deines Fehls genesen!
Heil zum schlanken Rückengrat!
Heil zum neuen Wesen!"
Zeig dich einmal, ſchöner Mann!
Laß dich einmal ſehen!
Vorn zuerſt und hinten dann!
Laß dich einmal drehen!
Weh! Was müſſen wir erblicken!
Fingerhütchen, welch ein Rücken!
Auf der Schulter, liebe Zeit,
Trägſt du grauſe Bürde!
Ohne hübſche Leiblichkeit
Was iſt Geiſteswürde?
Eine ganze Stirne voll
Glücklicher Gedanken,
Unter einem Höcker ſoll
Länger nicht ſie ſchwanken!
Strecket euch, verkrümmte Glieder!
Garſt'ger Buckel, purzle nieder!
Fingerhut, nun biſt du grad,
Deines Fehls geneſen!
Heil zum ſchlanken Rückengrat!
Heil zum neuen Weſen!“
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[27/0041] Zeig dich einmal, ſchöner Mann! Laß dich einmal ſehen! Vorn zuerſt und hinten dann! Laß dich einmal drehen! Weh! Was müſſen wir erblicken! Fingerhütchen, welch ein Rücken! Auf der Schulter, liebe Zeit, Trägſt du grauſe Bürde! Ohne hübſche Leiblichkeit Was iſt Geiſteswürde? Eine ganze Stirne voll Glücklicher Gedanken, Unter einem Höcker ſoll Länger nicht ſie ſchwanken! Strecket euch, verkrümmte Glieder! Garſt'ger Buckel, purzle nieder! Fingerhut, nun biſt du grad, Deines Fehls geneſen! Heil zum ſchlanken Rückengrat! Heil zum neuen Weſen!“

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/41>, abgerufen am 21.11.2024.