Zur römischen Literaturgeschichte. Die römische Literaturgeschichte ist nicht wie die griechische eine volks- tümliche, d. h. nicht in naturgemässer Entwickelung aus dem Volksleben selbst hervorgegangen, sondern auf den meisten Gebieten von den höheren Ständen nach dem Vorbilde der griechischen geschaffen worden. Daher die Trennung der Stilgattungen (vgl. o. S. 59 1) nicht in gleicher Weise möglich ist wie in der griechischen Litteratur, da z. B. am Eingange der eigentlichen Litteraturgeschichte das Drama steht. Man unterscheidet daher: x--241 I. Vorgeschichte (latinische Zeit). 241 v. Chr.--600 II. Geschichte der eigentlichen Litteratur (römische Zeit), n.Chr. in 5 Perioden zerfallend: 241--80 1) Vorblüte der Litteratur bis zu Sulla. 80 v. Chr.--14 n. Chr. 2) Goldenes Zeitalter bis zum Tode Augusts. 14--117 3) Silbernes Zeitalter bis zum Tode Hadrians. 117--211 4) Zeit des Archaisierens und Eindringens ausländi- scher, namentlich afrikanischer Elemente. 211--600 5) Verfall der Schriftsprache; Herrschaft des Vulgär- lateins. x--241 A. Vorgeschichte (latinische Zeit). Die Römer besassen seit ältester Zeit auf dem Gebiete: 1) der Poesie (in saturnischen Versen): a) carmina sacra: Lied der Salier, Lieder der Arvalen, Weihe- und Verwünschungsformeln u. a.; b) carmina publica: Sprüche der Fetialen, Weihinschriften der Triumphatoren u. a.; c) carmina privata: wie Tischlieder, Neniae (Totenklagen) und Elegia (epigrammartige Aufschriften ernsten und scherz- haften Inhalts); d) carmina ludicra: versus Fescennini (dialogische Volks- possen), Spottlieder der Soldaten beim Triumph u. a.; 2) der Prosa: a) Staatsverträge und andere öffentliche Urkunden (z. B. Bundesvertrag mit Karthago u. a.). b) Chronologische und historische Aufzeichnungen: Kalender, Fasti der eponymen Magistrate; Annales maximi. c) Rechtliche und politische Aufzeichnungen: Zwölftafel- gesetz, Legis Actiones, d. h. Klageformeln; Edicta der Magistrate u. a.
Anhang.
Zur römischen Literaturgeschichte. Die römische Literaturgeschichte ist nicht wie die griechische eine volks- tümliche, d. h. nicht in naturgemäſser Entwickelung aus dem Volksleben selbst hervorgegangen, sondern auf den meisten Gebieten von den höheren Ständen nach dem Vorbilde der griechischen geschaffen worden. Daher die Trennung der Stilgattungen (vgl. o. S. 59 1) nicht in gleicher Weise möglich ist wie in der griechischen Litteratur, da z. B. am Eingange der eigentlichen Litteraturgeschichte das Drama steht. Man unterscheidet daher: x—241 I. Vorgeschichte (latinische Zeit). 241 v. Chr.—600 II. Geschichte der eigentlichen Litteratur (römische Zeit), n.Chr. in 5 Perioden zerfallend: 241—80 1) Vorblüte der Litteratur bis zu Sulla. 80 v. Chr.—14 n. Chr. 2) Goldenes Zeitalter bis zum Tode Augusts. 14—117 3) Silbernes Zeitalter bis zum Tode Hadrians. 117—211 4) Zeit des Archaïsierens und Eindringens ausländi- scher, namentlich afrikanischer Elemente. 211—600 5) Verfall der Schriftsprache; Herrschaft des Vulgär- lateins. x—241 A. Vorgeschichte (latinische Zeit). Die Römer besaſsen seit ältester Zeit auf dem Gebiete: 1) der Poesie (in saturnischen Versen): a) carmina sacra: Lied der Salier, Lieder der Arvalen, Weihe- und Verwünschungsformeln u. a.; b) carmina publica: Sprüche der Fetialen, Weihinschriften der Triumphatoren u. a.; c) carmina privata: wie Tischlieder, Neniae (Totenklagen) und Elegia (epigrammartige Aufschriften ernsten und scherz- haften Inhalts); d) carmina ludicra: versus Fescennini (dialogische Volks- possen), Spottlieder der Soldaten beim Triumph u. a.; 2) der Prosa: a) Staatsverträge und andere öffentliche Urkunden (z. B. Bundesvertrag mit Karthago u. a.). b) Chronologische und historische Aufzeichnungen: Kalender, Fasti der eponymen Magistrate; Annales maximi. c) Rechtliche und politische Aufzeichnungen: Zwölftafel- gesetz, Legis Actiones, d. h. Klageformeln; Edicta der Magistrate u. a.
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Anhang.
Zur römischen Literaturgeschichte.
Die römische Literaturgeschichte ist nicht wie die griechische eine volks-
tümliche, d. h. nicht in naturgemäſser Entwickelung aus dem Volksleben
selbst hervorgegangen, sondern auf den meisten Gebieten von den höheren
Ständen nach dem Vorbilde der griechischen geschaffen worden. Daher die
Trennung der Stilgattungen (vgl. o. S. 59 1) nicht in gleicher Weise möglich
ist wie in der griechischen Litteratur, da z. B. am Eingange der eigentlichen
Litteraturgeschichte das Drama steht.
Man unterscheidet daher:
x—241 I. Vorgeschichte (latinische Zeit).
241 v. Chr.—600 II. Geschichte der eigentlichen Litteratur (römische Zeit),
n.Chr. in 5 Perioden zerfallend:
241—80 1) Vorblüte der Litteratur bis zu Sulla.
80 v. Chr.—14 n. Chr. 2) Goldenes Zeitalter bis zum Tode Augusts.
14—117 3) Silbernes Zeitalter bis zum Tode Hadrians.
117—211 4) Zeit des Archaïsierens und Eindringens ausländi-
scher, namentlich afrikanischer Elemente.
211—600 5) Verfall der Schriftsprache; Herrschaft des Vulgär-
lateins.
x—241 A. Vorgeschichte (latinische Zeit).
Die Römer besaſsen seit ältester Zeit auf dem Gebiete:
1) der Poesie (in saturnischen Versen):
a) carmina sacra: Lied der Salier, Lieder der Arvalen,
Weihe- und Verwünschungsformeln u. a.;
b) carmina publica: Sprüche der Fetialen, Weihinschriften
der Triumphatoren u. a.;
c) carmina privata: wie Tischlieder, Neniae (Totenklagen)
und Elegia (epigrammartige Aufschriften ernsten und scherz-
haften Inhalts);
d) carmina ludicra: versus Fescennini (dialogische Volks-
possen), Spottlieder der Soldaten beim Triumph u. a.;
2) der Prosa:
a) Staatsverträge und andere öffentliche Urkunden (z. B.
Bundesvertrag mit Karthago u. a.).
b) Chronologische und historische Aufzeichnungen: Kalender,
Fasti der eponymen Magistrate; Annales maximi.
c) Rechtliche und politische Aufzeichnungen: Zwölftafel-
gesetz, Legis Actiones, d. h. Klageformeln; Edicta der
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Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1), S. â 98 â. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890/108>, abgerufen am 25.02.2025.
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