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Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1)

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Einleitung.


§ l.

Die Weltgeschichte hat die Aufgabe, die Entwickelung der gesamten
Menschheit
als einer Einheit bis zur Gegenwart zur Darstellung zu bringen:
die Gegenwart findet ihre Erklärung nur durch die Vergangenheit, die
in manchen Punkten aus dem fernsten Altertum unmittelbar bis in die Gegen-
wart hineinreicht, z. B. durch die Schrift.1) -- Wenn die Weltgeschichte,
die demnach besser Geschichte der Menschheit hiesse, ihre Aufgabe er-
füllt, entspricht sie nicht nur dem Drange des menschlichen Geistes nach Er-
kenntnis und Wissen überhaupt, sondern gewährt auch dem Einzelnen die-
jenige Einsicht in seine Zeit, welche nötig ist für ein vollbewusstes Leben
und Handeln: 'wer nicht weiss, was vor ihm geschah, bleibt ewig ein Kind'.2)

§ 2.

Die Weltgeschichte muss beginnen, wie dies bereits die Auffassung der
Bibel ist, mit dem ersten Auftreten des Menschen auf der Erde.

Die biblische Darstellung von den ersten Geschicken der Menschheit
giebt jüdische auf Rückschlüssen beruhende Anschauung wieder, nicht ver-
bürgte Geschichte.

Für uns ist die unzweifelhaft älteste Thatsache in der Geschichte der
Menschheit, dass diese letztere sich in fünf grosse Gruppen3) geteilt hat,
die ihrer Hautfarbe nach unterschieden und bezeichnet werden als

1. weisse oder kaukasische Rasse, auch mittelländische genannt,
in Südwest-Asien, Nord-Afrika, Europa, durch Kolonisation auch in
Amerika;
2. gelbe oder mongolische Rasse, in Ost-, Mittel- und Nord-Asien so-
wie im nördlichsten Europa;
3. bräunliche oder malayische Rasse, in Südost-Asien, den Ostindischen
und Südsee-Inseln;
none
none
none
none 1) Die Wochentage und die Maass-, Gewichts- und Geldsysteme, die z. t. jetzt durch das
Metersystem verdrängt sind, gehen auf Babylon zurück.
none 2) Angeblich von Göthe, doch vgl. schon Plato Tim. 22 B.[fremdsprachliches Material]
none 3) Nach J. Fr. Blumenbach in Gotha (1752--1840), dem 'Praeceptor Germaniae'. -- In
neuerer Zeit hat man die dunklen Stämme Vorder-Indiens als eine 6. Rasse, die südasiatische
hin gestellt.
Meyer, Leitfaden der Geschichte (Altertum). 1
Einleitung.


§ l.

Die Weltgeschichte hat die Aufgabe, die Entwickelung der gesamten
Menschheit
als einer Einheit bis zur Gegenwart zur Darstellung zu bringen:
die Gegenwart findet ihre Erklärung nur durch die Vergangenheit, die
in manchen Punkten aus dem fernsten Altertum unmittelbar bis in die Gegen-
wart hineinreicht, z. B. durch die Schrift.1) — Wenn die Weltgeschichte,
die demnach besser Geschichte der Menschheit hieſse, ihre Aufgabe er-
füllt, entspricht sie nicht nur dem Drange des menschlichen Geistes nach Er-
kenntnis und Wissen überhaupt, sondern gewährt auch dem Einzelnen die-
jenige Einsicht in seine Zeit, welche nötig ist für ein vollbewuſstes Leben
und Handeln: 'wer nicht weiſs, was vor ihm geschah, bleibt ewig ein Kind’.2)

§ 2.

Die Weltgeschichte muſs beginnen, wie dies bereits die Auffassung der
Bibel ist, mit dem ersten Auftreten des Menschen auf der Erde.

Die biblische Darstellung von den ersten Geschicken der Menschheit
giebt jüdische auf Rückschlüssen beruhende Anschauung wieder, nicht ver-
bürgte Geschichte.

Für uns ist die unzweifelhaft älteste Thatsache in der Geschichte der
Menschheit, daſs diese letztere sich in fünf groſse Gruppen3) geteilt hat,
die ihrer Hautfarbe nach unterschieden und bezeichnet werden als

1. weiſse oder kaukasische Rasse, auch mittelländische genannt,
in Südwest-Asien, Nord-Afrika, Europa, durch Kolonisation auch in
Amerika;
2. gelbe oder mongolische Rasse, in Ost-, Mittel- und Nord-Asien so-
wie im nördlichsten Europa;
3. bräunliche oder malayische Rasse, in Südost-Asien, den Ostindischen
und Südsee-Inseln;
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none 1) Die Wochentage und die Maaſs-, Gewichts- und Geldsysteme, die z. t. jetzt durch das
Metersystem verdrängt sind, gehen auf Babylon zurück.
none 2) Angeblich von Göthe, doch vgl. schon Plato Tim. 22 B.[fremdsprachliches Material]
none 3) Nach J. Fr. Blumenbach in Gotha (1752—1840), dem ‘Praeceptor Germaniae’. — In
neuerer Zeit hat man die dunklen Stämme Vorder-Indiens als eine 6. Rasse, die südasiatische
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Zitationshilfe: Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1), S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890/11>, abgerufen am 21.11.2024.