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Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1)

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2. die der Geldwirtschaft, auf welcher das Geld zum Bezahlen dient,
das heißt der allgemeine Wertmesser geworden ist.

Das Geld ist
1. Courant aus den Edelmetallen Gold und Silber geprägt,
2. Scheidemünze aus minderwertigem Metall (Kupfer, Nickel)
zum Kleinverkehr,
3. Papiergeld, das der ausstellende Staat oder von ihm ge-
nehmigte Banken jederzeit mit barem Gelde einzulösen ver-
pflichtet sind. (Eine Art Papiergeld des Privatmannes ist der
Wechsel.)

Die Staaten bestimmen die Währung, das heißt das Zahlungsmittel, in
welchem die Bezahlung grösserer Summen (von einer bestimmten Höhe
an) verlangt werden kann; daher Gold-, Silber- oder Doppelwährung.
-- Sind die Finanzen eines Staates so zerrüttet, dass er sein Papiergeld
nicht mehr einlösen kann, so tritt Papierwährung ein, das heißt jeder muss
Papiergeld annehmen.

Das Wertverhältnis von Silber zu Gold schwankt nach den vor-
handenen Mengen; jetzt ist es etwa 1 : 18 1/2; bis 1873 war es lange Zeit
1:15; 1500 1:11.

3. Der Wohlstand muss steigen auch durch Vermehrung der Arbeits-
kräfte
eines Volkes, d.h. durch die Vermehrung der Bevölkerung.

Diese geht verschieden schnell vor sich: bei den europäischen Völkern
beträgt sie durchschnittlich jährlich noch nicht 1 Prozent; doch vermehren sich
die nördlichen Völker stärker als die südlichen. Es verdoppelt sich die Be-
völkerung

bei 1 Prozent in 69,6 Jahren,
" 2 " " 35 "

In der Regel tritt bei steigender Bevölkerung und steigendem Wohl-
stande, der die Ansprüche an das Leben höher macht
, eine
stetige Verlangsamung der Vermehrung ein (wie in England und Frank-
reich), doch folgt auf Zeiten verlangsamter Vermehrung mitunter wieder eine
Beschleunigung (zum Beispiel in Preussen).

Das Verhältnis der Geschlechter in der Bevölkerung ist nahezu ein
gleiches; doch finden mehr männliche Geburten als weibliche statt
(106 : 100); grössere Sterblichkeit des männlichen Geschlechts gleicht die
Zahlen der Erwachsenen aus; in höherem Alter überwiegen die Frauen.

4. Die Vermehrung der Bevölkerung kann aber auch zur Übervölkerung
führen, der freiwillige Auswanderung oder systematische Gründung von Ko-
lonieen nur z. t. abhilft. Ihre Gefährlichkeit steigert sich in dem Masse als
die Arbeitslöhne bei der Fülle der Arbeitskräfte sinken und nicht nur die
unteren Klassen verarmen, das heißt ein Proletariat entsteht, sondern auch bei
der Schwierigkeit, eine gesicherte und auskömmliche Lebensstellung zu finden,
der Mittelstand, auf dem jeder Staat beruht, sich verringert und Reichtum
sich in den Händen einer verhältnismässig geringen Zahl von Familien an-
häuft, die oft durch egoistischen Luxus die Ansprüche aller an das Leben
steigern und so vermehrte Unzufriedenheit in den unteren Ständen hervor-
rufen. Aus diesen Verhältnissen, die freilich ihre letzte Erklärung mit in dem
Umstande finden, dass die Natur die Menschen mit verschiedener Be-
gabung geboren werden lässt, entspringt die sogenannte sociale Frage, das heißt die
Frage, wie jene Ungleichheit möglichst ausgeglichen werden kann. -- Den
Kommunisten (Socialisten, Kollektivisten) gegenüber, die auf eine

2. die der Geldwirtschaft, auf welcher das Geld zum Bezahlen dient,
das heißt der allgemeine Wertmesser geworden ist.

Das Geld ist
1. Courant aus den Edelmetallen Gold und Silber geprägt,
2. Scheidemünze aus minderwertigem Metall (Kupfer, Nickel)
zum Kleinverkehr,
3. Papiergeld, das der ausstellende Staat oder von ihm ge-
nehmigte Banken jederzeit mit barem Gelde einzulösen ver-
pflichtet sind. (Eine Art Papiergeld des Privatmannes ist der
Wechsel.)

Die Staaten bestimmen die Währung, das heißt das Zahlungsmittel, in
welchem die Bezahlung gröſserer Summen (von einer bestimmten Höhe
an) verlangt werden kann; daher Gold-, Silber- oder Doppelwährung.
— Sind die Finanzen eines Staates so zerrüttet, daſs er sein Papiergeld
nicht mehr einlösen kann, so tritt Papierwährung ein, das heißt jeder muſs
Papiergeld annehmen.

Das Wertverhältnis von Silber zu Gold schwankt nach den vor-
handenen Mengen; jetzt ist es etwa 1 : 18 ½; bis 1873 war es lange Zeit
1:15; 1500 1:11.

3. Der Wohlstand muſs steigen auch durch Vermehrung der Arbeits-
kräfte
eines Volkes, d.h. durch die Vermehrung der Bevölkerung.

Diese geht verschieden schnell vor sich: bei den europäischen Völkern
beträgt sie durchschnittlich jährlich noch nicht 1 Prozent; doch vermehren sich
die nördlichen Völker stärker als die südlichen. Es verdoppelt sich die Be-
völkerung

bei 1 Prozent in 69,6 Jahren,
" 2 " " 35 "

In der Regel tritt bei steigender Bevölkerung und steigendem Wohl-
stande, der die Ansprüche an das Leben höher macht
, eine
stetige Verlangsamung der Vermehrung ein (wie in England und Frank-
reich), doch folgt auf Zeiten verlangsamter Vermehrung mitunter wieder eine
Beschleunigung (zum Beispiel in Preuſsen).

Das Verhältnis der Geschlechter in der Bevölkerung ist nahezu ein
gleiches; doch finden mehr männliche Geburten als weibliche statt
(106 : 100); gröſsere Sterblichkeit des männlichen Geschlechts gleicht die
Zahlen der Erwachsenen aus; in höherem Alter überwiegen die Frauen.

4. Die Vermehrung der Bevölkerung kann aber auch zur Übervölkerung
führen, der freiwillige Auswanderung oder systematische Gründung von Ko-
lonieen nur z. t. abhilft. Ihre Gefährlichkeit steigert sich in dem Maſse als
die Arbeitslöhne bei der Fülle der Arbeitskräfte sinken und nicht nur die
unteren Klassen verarmen, das heißt ein Proletariat entsteht, sondern auch bei
der Schwierigkeit, eine gesicherte und auskömmliche Lebensstellung zu finden,
der Mittelstand, auf dem jeder Staat beruht, sich verringert und Reichtum
sich in den Händen einer verhältnismäſsig geringen Zahl von Familien an-
häuft, die oft durch egoistischen Luxus die Ansprüche aller an das Leben
steigern und so vermehrte Unzufriedenheit in den unteren Ständen hervor-
rufen. Aus diesen Verhältnissen, die freilich ihre letzte Erklärung mit in dem
Umstande finden, daſs die Natur die Menschen mit verschiedener Be-
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[— 13 —/0023] 2. die der Geldwirtschaft, auf welcher das Geld zum Bezahlen dient, d. h. der allgemeine Wertmesser geworden ist. Das Geld ist 1. Courant aus den Edelmetallen Gold und Silber geprägt, 2. Scheidemünze aus minderwertigem Metall (Kupfer, Nickel) zum Kleinverkehr, 3. Papiergeld, das der ausstellende Staat oder von ihm ge- nehmigte Banken jederzeit mit barem Gelde einzulösen ver- pflichtet sind. (Eine Art Papiergeld des Privatmannes ist der Wechsel.) Die Staaten bestimmen die Währung, d. h. das Zahlungsmittel, in welchem die Bezahlung gröſserer Summen (von einer bestimmten Höhe an) verlangt werden kann; daher Gold-, Silber- oder Doppelwährung. — Sind die Finanzen eines Staates so zerrüttet, daſs er sein Papiergeld nicht mehr einlösen kann, so tritt Papierwährung ein, d. h. jeder muſs Papiergeld annehmen. Das Wertverhältnis von Silber zu Gold schwankt nach den vor- handenen Mengen; jetzt ist es etwa 1 : 18 ½; bis 1873 war es lange Zeit 1:15; 1500 1:11. 3. Der Wohlstand muſs steigen auch durch Vermehrung der Arbeits- kräfte eines Volkes, d.h. durch die Vermehrung der Bevölkerung. Diese geht verschieden schnell vor sich: bei den europäischen Völkern beträgt sie durchschnittlich jährlich noch nicht 1 pCt.; doch vermehren sich die nördlichen Völker stärker als die südlichen. Es verdoppelt sich die Be- völkerung bei 1 pCt. in 69,6 Jahren, " 2 " " 35 " In der Regel tritt bei steigender Bevölkerung und steigendem Wohl- stande, der die Ansprüche an das Leben höher macht, eine stetige Verlangsamung der Vermehrung ein (wie in England und Frank- reich), doch folgt auf Zeiten verlangsamter Vermehrung mitunter wieder eine Beschleunigung (z. B. in Preuſsen). Das Verhältnis der Geschlechter in der Bevölkerung ist nahezu ein gleiches; doch finden mehr männliche Geburten als weibliche statt (106 : 100); gröſsere Sterblichkeit des männlichen Geschlechts gleicht die Zahlen der Erwachsenen aus; in höherem Alter überwiegen die Frauen. 4. Die Vermehrung der Bevölkerung kann aber auch zur Übervölkerung führen, der freiwillige Auswanderung oder systematische Gründung von Ko- lonieen nur z. t. abhilft. Ihre Gefährlichkeit steigert sich in dem Maſse als die Arbeitslöhne bei der Fülle der Arbeitskräfte sinken und nicht nur die unteren Klassen verarmen, d.h. ein Proletariat entsteht, sondern auch bei der Schwierigkeit, eine gesicherte und auskömmliche Lebensstellung zu finden, der Mittelstand, auf dem jeder Staat beruht, sich verringert und Reichtum sich in den Händen einer verhältnismäſsig geringen Zahl von Familien an- häuft, die oft durch egoistischen Luxus die Ansprüche aller an das Leben steigern und so vermehrte Unzufriedenheit in den unteren Ständen hervor- rufen. Aus diesen Verhältnissen, die freilich ihre letzte Erklärung mit in dem Umstande finden, daſs die Natur die Menschen mit verschiedener Be- gabung geboren werden läſst, entspringt die sog. sociale Frage, d. h. die Frage, wie jene Ungleichheit möglichst ausgeglichen werden kann. — Den Kommunisten (Socialisten, Kollektivisten) gegenüber, die auf eine

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Zitationshilfe: Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1), S. — 13 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890/23>, abgerufen am 21.11.2024.