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Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1)

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Nachkommen der alten Ägypter sind die christlichen Kopten in Ober-
und Mittel-Ägypten, deren Sprache, bis ins 7. Jahrhundert Landessprache, jetzt nur
noch Kirchensprache ist.



Die Reiche von Meroe und Axum.

1. In sehr alter Zeit findet sich südlich von Ägypten, im alten Äthiopien
(das heißt Nubien), in der Stadt Meroe (ca. 90 km aufwärts vom Einfluss des
Atbara [Astaboras] in den Nil bei dem Dorfe Gurkab gelegen) eine der
ägyptischen nahestehende hohe Kultur, die man jetzt mehr geneigt ist
als von Ägypten überkommen anzusehen, während man früher glaubte,
Meroe habe seine durch Handel aus Indien überbrachte Kultur Ägypten
übermittelt.

Meroe war eine Theokratie mit Priesterherrschaft; denn der
aus den Priestern gewählte König war ganz von den Priestern abhängig,
die mittels eines berühmten Orakels des Ammon in Meroe regierten. Meroe
wurde durch Karawanenhandel reich und war Mittelpunkt eines ausgedehnten
Reiches. Um 270 vor Christus stürzte der König Eskamenes die Priester-
herrschaft und das Reich verfiel; 50 nach Christus fand eine römische Expedition
nur Ruinen von Meroe; auch heute noch stehen circa 80 Pyramiden, eine Toten-
stadt und bedeutende Tempelreste.

Im Nordwesten von Meroe an der ersten Nilbiegung sind Ruinen aus jüngerer
Zeit (8. Jahrhundert) am Berge Barkal bei dem heutigen Dorfe Merawi: von hier
stammten die äthiopischen Beherrscher Ägyptens. --

2. Im 1. Jahrhundert nach Christus entstand unter griechischem Einfluss in Abessinien
das Reich von Axum, das später seine Herrschaft nach Arabien hinüber
erstreckte und eine Zeitlang das Rote Meer beherrschte: Ruinen und
Obelisken noch heute bei Axum. Im 4. Jahrhundert zum Christentum bekehrt, blühte
das Reich bis zum 7. Jahrhundert und hielt sich gegen den Islam; im Mittelalter
fälschlich Äthiopisches Reich genannt, ist es heute ein Kaiserreich,
dessen Herrscher Negus heisst.



Nachkommen der alten Ägypter sind die christlichen Kopten in Ober-
und Mittel-Ägypten, deren Sprache, bis ins 7. Jahrhundert Landessprache, jetzt nur
noch Kirchensprache ist.



Die Reiche von Meroe und Axum.

1. In sehr alter Zeit findet sich südlich von Ägypten, im alten Äthiopien
(das heißt Nubien), in der Stadt Meroe (ca. 90 km aufwärts vom Einfluſs des
Atbara [Astaboras] in den Nil bei dem Dorfe Gurkab gelegen) eine der
ägyptischen nahestehende hohe Kultur, die man jetzt mehr geneigt ist
als von Ägypten überkommen anzusehen, während man früher glaubte,
Meroe habe seine durch Handel aus Indien überbrachte Kultur Ägypten
übermittelt.

Meroe war eine Theokratie mit Priesterherrschaft; denn der
aus den Priestern gewählte König war ganz von den Priestern abhängig,
die mittels eines berühmten Orakels des Ammon in Meroe regierten. Meroe
wurde durch Karawanenhandel reich und war Mittelpunkt eines ausgedehnten
Reiches. Um 270 vor Christus stürzte der König Eskamenes die Priester-
herrschaft und das Reich verfiel; 50 nach Christus fand eine römische Expedition
nur Ruinen von Meroe; auch heute noch stehen circa 80 Pyramiden, eine Toten-
stadt und bedeutende Tempelreste.

Im Nordwesten von Meroe an der ersten Nilbiegung sind Ruinen aus jüngerer
Zeit (8. Jahrhundert) am Berge Barkal bei dem heutigen Dorfe Merawi: von hier
stammten die äthiopischen Beherrscher Ägyptens. —

2. Im 1. Jahrhundert nach Christus entstand unter griechischem Einfluſs in Abessinien
das Reich von Axum, das später seine Herrschaft nach Arabien hinüber
erstreckte und eine Zeitlang das Rote Meer beherrschte: Ruinen und
Obelisken noch heute bei Axum. Im 4. Jahrhundert zum Christentum bekehrt, blühte
das Reich bis zum 7. Jahrhundert und hielt sich gegen den Islam; im Mittelalter
fälschlich Äthiopisches Reich genannt, ist es heute ein Kaiserreich,
dessen Herrscher Negus heiſst.



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[— 27 —/0037] Nachkommen der alten Ägypter sind die christlichen Kopten in Ober- und Mittel-Ägypten, deren Sprache, bis ins 7. Jh. Landessprache, jetzt nur noch Kirchensprache ist. Die Reiche von Meroe und Axum. 1. In sehr alter Zeit findet sich südlich von Ägypten, im alten Äthiopien (d. h. Nubien), in der Stadt Meroe (ca. 90 km aufwärts vom Einfluſs des Atbara [Astaboras] in den Nil bei dem h. Dorfe Gurkab gelegen) eine der ägyptischen nahestehende hohe Kultur, die man jetzt mehr geneigt ist als von Ägypten überkommen anzusehen, während man früher glaubte, Meroe habe seine durch Handel aus Indien überbrachte Kultur Ägypten übermittelt. Meroe war eine Theokratie mit Priesterherrschaft; denn der aus den Priestern gewählte König war ganz von den Priestern abhängig, die mittels eines berühmten Orakels des Ammon in Meroe regierten. Meroe wurde durch Karawanenhandel reich und war Mittelpunkt eines ausgedehnten Reiches. Um 270 v. Chr. stürzte der König Eskamenes die Priester- herrschaft und das Reich verfiel; 50 n. Chr. fand eine römische Expedition nur Ruinen von Meroe; auch heute noch stehen ca. 80 Pyramiden, eine Toten- stadt und bedeutende Tempelreste. Im NW. von Meroe an der ersten Nilbiegung sind Ruinen aus jüngerer Zeit (8. Jh.) am Berge Barkal bei dem heutigen Dorfe Merawi: von hier stammten die äthiopischen Beherrscher Ägyptens. — 2. Im 1. Jh. n. Chr. entstand unter griechischem Einfluſs in Abessinien das Reich von Axum, das später seine Herrschaft nach Arabien hinüber erstreckte und eine Zeitlang das Rote Meer beherrschte: Ruinen und Obelisken noch heute bei Axum. Im 4. Jh. zum Christentum bekehrt, blühte das Reich bis zum 7. Jh. und hielt sich gegen den Islam; im Mittelalter fälschlich Äthiopisches Reich genannt, ist es heute ein Kaiserreich, dessen Herrscher Negus heiſst.

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Zitationshilfe: Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1), S. — 27 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890/37>, abgerufen am 21.11.2024.