Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1)

Bild:
<< vorherige Seite
a) Einwanderung der Thessaler aus Epirus nach dem (damals
erst so benannten) Thessalien; Verdrängung der Dorer und
Böoter über den Öta nach Doris und Böotien.
b) Ein Teil der Dorer geht von Doris mit Ätolern zusammen
über die Vorgebirge Rhion und Antirrhion weiter in den
Peloponnes.
Ätolisch wird: Elis; dorisch: Messenien, Sparta, Argos,
Korinth, Sicyon, Phlius, Megara; die aus diesen Landschaften
z. t. vertriebenen Achäer setzen sich in der Nordküste des
Peloponnes fest und verdrängen von hier die Ionier nach Attika.
Nach der Sage finden Temenos, Aristodemos und
Kresphontes, die Nachkommen des durch Eurystheus der
Thronfolge in Argos beraubten Herkules, Unterstützung bei
den Dorern zur Rückeroberung ihres Stammlandes. Ihr Zug
gelingt, nach einem Orakel, unter dem dreiäugigen Führer
Oxylos, einem Ätoler. Dieser bleibt in Elis, Temenos erhält
(beim Losen) Argos, Kresphontes Messenien, Lakonien die Söhne
des verstorbenen Aristodemos, Prokles und Eurysthenes.
1050 c) Fortsetzung des Zuges der Dorer über Kreta, Karpathos, Rhodos
nach Klein-Asien (Karien mit Halikarnass und Knidos).
d) Entsendung äolischer und ionischer Kolonieen aus dem übervölker-
ten Böotien und Attika nach der Küste von Mysien (Äolis)
und Lydien (Ionien mit dem Bunde der 12 ionischen Städte:
Mittelpunkt das Panionium auf Mycale).
900--750 Blüte des heroischen Epos in Ionien.1)
885 Lykurgs Gesetzgebung (zur Versöhnung der Dorer und Achäer?):
Sparta durch sie der mächtigste Staat des Peloponnes und
Griechenlands.
Äussere Verfassung. Die Bevölkerung zerfällt in:
1. Spartiaten, die eingewanderten Dorer, politisch allein be-
rechtigte Vollbürger, unter sich gleichstehend, den Periöken
gegenüber der Adel, zerfallend in 3 Phylen = 30 Oben: an-
geblich 9000 Familien.
2. Periöken, die zurückgebliebenen Achäer, die sich freiwillig
unterworfen: ein persönlich freier Bürgerstand (Bauern, Hand-
werker, Kaufleute) ohne politische Rechte, aber zum Heer-
dienst verpflichtet: angeblich 20 000 Familien.
3. Heloten, die mit Gewalt nach langer Verteidigung (in Helos?)
unterworfenen Achäer: Staatssklaven.
Erbliches Doppelkönigtum der Prokliden und Eurystheniden oder
der Agiaden und Eurypontiden; Gerusia (30 Mitglieder), Volks-
versammlung. 2)
Innere Einrichtungen: öffentliche, streng-kriegerische Erziehung der
Spartiaten (Syssitien); Abwehr von Verweichlichung und Luxus
durch Gleichheit des Rechtes und des Besitzes: gleich grosse,
nicht durch Zukauf zu vergrössernde Ackerlose der einzelnen
Familien und Institut der Erbtöchter. -- Einführung von Eisen-
geld für die Spartiaten; Absperrung der Grenzen.
Anm. Ähnlich war die Verfassung des gleichfalls dorischen Kreta.
none
none 1) S. u. Anhang I. -- 2) Wird fälschlich [fremdsprachliches Material] genannt.
a) Einwanderung der Thessaler aus Epirus nach dem (damals
erst so benannten) Thessalien; Verdrängung der Dorer und
Böoter über den Öta nach Doris und Böotien.
b) Ein Teil der Dorer geht von Doris mit Ätolern zusammen
über die Vorgebirge Rhion und Antirrhion weiter in den
Peloponnes.
Ätolisch wird: Elis; dorisch: Messenien, Sparta, Argos,
Korinth, Sicyon, Phlius, Megara; die aus diesen Landschaften
z. t. vertriebenen Achäer setzen sich in der Nordküste des
Peloponnes fest und verdrängen von hier die Ionier nach Attika.
Nach der Sage finden Temenos, Aristodemos und
Kresphontes, die Nachkommen des durch Eurystheus der
Thronfolge in Argos beraubten Herkules, Unterstützung bei
den Dorern zur Rückeroberung ihres Stammlandes. Ihr Zug
gelingt, nach einem Orakel, unter dem dreiäugigen Führer
Oxylos, einem Ätoler. Dieser bleibt in Elis, Temenos erhält
(beim Losen) Argos, Kresphontes Messenien, Lakonien die Söhne
des verstorbenen Aristodemos, Prokles und Eurysthenes.
1050 c) Fortsetzung des Zuges der Dorer über Kreta, Karpathos, Rhodos
nach Klein-Asien (Karien mit Halikarnaſs und Knidos).
d) Entsendung äolischer und ionischer Kolonieen aus dem übervölker-
ten Böotien und Attika nach der Küste von Mysien (Äolis)
und Lydien (Ionien mit dem Bunde der 12 ionischen Städte:
Mittelpunkt das Panionium auf Mycale).
900—750 Blüte des heroischen Epos in Ionien.1)
885 Lykurgs Gesetzgebung (zur Versöhnung der Dorer und Achäer?):
Sparta durch sie der mächtigste Staat des Peloponnes und
Griechenlands.
Äuſsere Verfassung. Die Bevölkerung zerfällt in:
1. Spartiaten, die eingewanderten Dorer, politisch allein be-
rechtigte Vollbürger, unter sich gleichstehend, den Periöken
gegenüber der Adel, zerfallend in 3 Phylen = 30 Oben: an-
geblich 9000 Familien.
2. Periöken, die zurückgebliebenen Achäer, die sich freiwillig
unterworfen: ein persönlich freier Bürgerstand (Bauern, Hand-
werker, Kaufleute) ohne politische Rechte, aber zum Heer-
dienst verpflichtet: angeblich 20 000 Familien.
3. Heloten, die mit Gewalt nach langer Verteidigung (in Helos?)
unterworfenen Achäer: Staatssklaven.
Erbliches Doppelkönigtum der Prokliden und Eurystheniden oder
der Agiaden und Eurypontiden; Gerusia (30 Mitglieder), Volks-
versammlung. 2)
Innere Einrichtungen: öffentliche, streng-kriegerische Erziehung der
Spartiaten (Syssitien); Abwehr von Verweichlichung und Luxus
durch Gleichheit des Rechtes und des Besitzes: gleich groſse,
nicht durch Zukauf zu vergröſsernde Ackerlose der einzelnen
Familien und Institut der Erbtöchter. — Einführung von Eisen-
geld für die Spartiaten; Absperrung der Grenzen.
Anm. Ähnlich war die Verfassung des gleichfalls dorischen Kreta.
none
none 1) S. u. Anhang I. — 2) Wird fälschlich [fremdsprachliches Material] genannt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0054" corresp="http://gei-digital.gei.de/viewer/image/PPN648845621/00000054" n="&#x2014; 44 &#x2014;"/>
              <table>
                <row>
                  <cell>a) Einwanderung der Thessaler aus Epirus nach dem (damals<lb/>
erst so benannten) Thessalien; Verdrängung der Dorer und<lb/>
Böoter über den Öta nach Doris und Böotien.<lb/>
b) Ein Teil der Dorer geht von Doris mit Ätolern zusammen<lb/>
über die Vorgebirge Rhion und Antirrhion weiter in den<lb/>
Peloponnes.<lb/>
Ätolisch wird: Elis; dorisch: Messenien, Sparta, Argos,<lb/>
Korinth, Sicyon, Phlius, Megara; die aus diesen Landschaften<lb/>
z. t. vertriebenen Achäer setzen sich in der Nordküste des<lb/>
Peloponnes fest und verdrängen von hier die Ionier nach Attika.<lb/>
Nach der Sage finden Temenos, Aristodemos und<lb/>
Kresphontes, die Nachkommen des durch Eurystheus der<lb/>
Thronfolge in Argos beraubten Herkules, Unterstützung bei<lb/>
den Dorern zur Rückeroberung ihres Stammlandes. Ihr Zug<lb/>
gelingt, nach einem Orakel, unter dem dreiäugigen Führer<lb/>
Oxylos, einem Ätoler. Dieser bleibt in Elis, Temenos erhält<lb/>
(beim Losen) Argos, Kresphontes Messenien, Lakonien die Söhne<lb/>
des verstorbenen Aristodemos, Prokles und Eurysthenes.<lb/>
1050 c) Fortsetzung des Zuges der Dorer über Kreta, Karpathos, Rhodos<lb/>
nach Klein-Asien (Karien mit Halikarna&#x017F;s und Knidos).<lb/>
d) Entsendung äolischer und ionischer Kolonieen aus dem übervölker-<lb/>
ten Böotien und Attika nach der Küste von Mysien (Äolis)<lb/>
und Lydien (Ionien mit dem Bunde der 12 ionischen Städte:<lb/>
Mittelpunkt das Panionium auf Mycale).<lb/>
900&#x2014;750 Blüte des heroischen Epos in Ionien.1)<lb/>
885 Lykurgs Gesetzgebung (zur Versöhnung der Dorer und Achäer?):<lb/>
Sparta durch sie der mächtigste Staat des Peloponnes und<lb/>
Griechenlands.<lb/>
Äu&#x017F;sere Verfassung. Die Bevölkerung zerfällt in:<lb/>
1. Spartiaten, die eingewanderten Dorer, politisch allein be-<lb/>
rechtigte Vollbürger, unter sich gleichstehend, den Periöken<lb/>
gegenüber der Adel, zerfallend in 3 Phylen = 30 Oben: an-<lb/>
geblich 9000 Familien.<lb/>
2. Periöken, die zurückgebliebenen Achäer, die sich freiwillig<lb/>
unterworfen: ein persönlich freier Bürgerstand (Bauern, Hand-<lb/>
werker, Kaufleute) ohne politische Rechte, aber zum Heer-<lb/>
dienst verpflichtet: angeblich 20 000 Familien.<lb/>
3. Heloten, die mit Gewalt nach langer Verteidigung (in Helos?)<lb/>
unterworfenen Achäer: Staatssklaven.<lb/>
Erbliches Doppelkönigtum der Prokliden und Eurystheniden oder<lb/>
der Agiaden und Eurypontiden; Gerusia (30 Mitglieder), Volks-<lb/>
versammlung. 2)<lb/>
Innere Einrichtungen: öffentliche, streng-kriegerische Erziehung der<lb/>
Spartiaten (Syssitien); Abwehr von Verweichlichung und Luxus<lb/>
durch Gleichheit des Rechtes und des Besitzes: gleich gro&#x017F;se,<lb/>
nicht durch Zukauf zu vergrö&#x017F;sernde Ackerlose der einzelnen<lb/>
Familien und Institut der Erbtöchter. &#x2014; Einführung von Eisen-<lb/>
geld für die Spartiaten; Absperrung der Grenzen.<lb/>
Anm. Ähnlich war die Verfassung des gleichfalls dorischen Kreta.</cell>
                </row>
              </table><lb/>
              <note place="foot" n="none">1) S. u. Anhang I. &#x2014; 2) Wird fälschlich <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> genannt.</note><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[— 44 —/0054] a) Einwanderung der Thessaler aus Epirus nach dem (damals erst so benannten) Thessalien; Verdrängung der Dorer und Böoter über den Öta nach Doris und Böotien. b) Ein Teil der Dorer geht von Doris mit Ätolern zusammen über die Vorgebirge Rhion und Antirrhion weiter in den Peloponnes. Ätolisch wird: Elis; dorisch: Messenien, Sparta, Argos, Korinth, Sicyon, Phlius, Megara; die aus diesen Landschaften z. t. vertriebenen Achäer setzen sich in der Nordküste des Peloponnes fest und verdrängen von hier die Ionier nach Attika. Nach der Sage finden Temenos, Aristodemos und Kresphontes, die Nachkommen des durch Eurystheus der Thronfolge in Argos beraubten Herkules, Unterstützung bei den Dorern zur Rückeroberung ihres Stammlandes. Ihr Zug gelingt, nach einem Orakel, unter dem dreiäugigen Führer Oxylos, einem Ätoler. Dieser bleibt in Elis, Temenos erhält (beim Losen) Argos, Kresphontes Messenien, Lakonien die Söhne des verstorbenen Aristodemos, Prokles und Eurysthenes. 1050 c) Fortsetzung des Zuges der Dorer über Kreta, Karpathos, Rhodos nach Klein-Asien (Karien mit Halikarnaſs und Knidos). d) Entsendung äolischer und ionischer Kolonieen aus dem übervölker- ten Böotien und Attika nach der Küste von Mysien (Äolis) und Lydien (Ionien mit dem Bunde der 12 ionischen Städte: Mittelpunkt das Panionium auf Mycale). 900—750 Blüte des heroischen Epos in Ionien.1) 885 Lykurgs Gesetzgebung (zur Versöhnung der Dorer und Achäer?): Sparta durch sie der mächtigste Staat des Peloponnes und Griechenlands. Äuſsere Verfassung. Die Bevölkerung zerfällt in: 1. Spartiaten, die eingewanderten Dorer, politisch allein be- rechtigte Vollbürger, unter sich gleichstehend, den Periöken gegenüber der Adel, zerfallend in 3 Phylen = 30 Oben: an- geblich 9000 Familien. 2. Periöken, die zurückgebliebenen Achäer, die sich freiwillig unterworfen: ein persönlich freier Bürgerstand (Bauern, Hand- werker, Kaufleute) ohne politische Rechte, aber zum Heer- dienst verpflichtet: angeblich 20 000 Familien. 3. Heloten, die mit Gewalt nach langer Verteidigung (in Helos?) unterworfenen Achäer: Staatssklaven. Erbliches Doppelkönigtum der Prokliden und Eurystheniden oder der Agiaden und Eurypontiden; Gerusia (30 Mitglieder), Volks- versammlung. 2) Innere Einrichtungen: öffentliche, streng-kriegerische Erziehung der Spartiaten (Syssitien); Abwehr von Verweichlichung und Luxus durch Gleichheit des Rechtes und des Besitzes: gleich groſse, nicht durch Zukauf zu vergröſsernde Ackerlose der einzelnen Familien und Institut der Erbtöchter. — Einführung von Eisen- geld für die Spartiaten; Absperrung der Grenzen. Anm. Ähnlich war die Verfassung des gleichfalls dorischen Kreta. none none 1) S. u. Anhang I. — 2) Wird fälschlich _ genannt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung: Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-18T07:46:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Maret Keller, Christian Wachter, Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-18T07:46:00Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890/54
Zitationshilfe: Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1), S. — 44 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890/54>, abgerufen am 24.11.2024.