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Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

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Fortior est, qui se, quam qui fortissima vincit Moenia. Weit tapfferer ist der zu schätzen / der sich selbst / als der die stärcksten Festungen / Schantzen und Bollwercke überwindet und überwältiget.

So achtete sich denn unser Jacob nur ein Knecht GOttes zu seyn; wie auch sein Groß-Vater Abraham / der für dem HErrn / dem Sohn GOttes / als er ihn in angenommener Gestalt besuchte / nieder zur Erdenfiel / und sprach: HErr habe ich Gnade für deinen Augen funden / so gehe nicht für deinem Knecht über. Gen. XVIII. 3. Und sonderlich demüthigte sich also der Mann nach dem Hertzen GOttes David / wie aus seinen vielen Pfalmen bekant. Unter andern ruffet Er: O HErr! ich bin dein Knecht / ich bin dein Knecht / deiner Magd Sohn. Ps. CXVI. 16. Welches dann denen Gläubigen gar keine Unehre oder Schande / sondern vielmehr die grösseste Ehre / Herrlichkeit und Freyheit ist. Der Welt / des Satans und der Sünden Knechte seyn / ist Schande und Unehre / darauff der Tod und das Verderben folget; Aber GOtt dienen / und GOttes Knechte und Mägde seyn / ist allerdings rühmlich und löblich / und findet am Ende das ewige Leben. Rom. VI. 20. seq. Ja war es nicht dem grossen Fürsten und treuen Regenten des Israelitischen Volcks / dem Mosi, eine grosse Ehre / wenn GOtt selbigen / ihm nach seinem Tode gleichsam parentirend / rühmete / daß er sein Knecht gewesen? Mein Knecht Mose ist gestorben. Jos. I. 2. Imo sufficit ad omnem dignitatem, quod tanti Domini appellamur servi, das ist uns genug zu aller Herrlichkeit / wenn wir eines solchen HErrn Knechte und Diener heissen / wie Basilius redet. Hält man doch heutiges Tages diejenigen hoch / die eines grossen Herrn Diener sind. Wer aber ist woll höher / der Herr vieler Knechte / oder der HErr aller Herren? GOtt muß ja herrlicher seyn / als seine Creaturen / die Menschen / so auch GOttes Diener grösser und höher / als blosser Menschen Diener. Allein und dennoch hielt sich unser Jacob nicht hoch in seinen Augen / sondern nur für einen unwehrten Knecht / und das auffrichtig und ohne falsch: Nicht als wenn etwa der Mensch

Fortior est, qui se, quam qui fortissima vincit Moenia. Weit tapfferer ist der zu schätzen / der sich selbst / als der die stärcksten Festungen / Schantzen und Bollwercke überwindet und überwältiget.

So achtete sich denn unser Jacob nur ein Knecht GOttes zu seyn; wie auch sein Groß-Vater Abraham / der für dem HErrn / dem Sohn GOttes / als er ihn in angenommener Gestalt besuchte / nieder zur Erdenfiel / und sprach: HErr habe ich Gnade für deinen Augen funden / so gehe nicht für deinem Knecht über. Gen. XVIII. 3. Und sonderlich demüthigte sich also der Mann nach dem Hertzen GOttes David / wie aus seinen vielen Pfalmen bekant. Unter andern ruffet Er: O HErr! ich bin dein Knecht / ich bin dein Knecht / deiner Magd Sohn. Ps. CXVI. 16. Welches dann denen Gläubigen gar keine Unehre oder Schande / sondern vielmehr die grösseste Ehre / Herrlichkeit und Freyheit ist. Der Welt / des Satans und der Sünden Knechte seyn / ist Schande und Unehre / darauff der Tod und das Verderben folget; Aber GOtt dienen / und GOttes Knechte und Mägde seyn / ist allerdings rühmlich und löblich / und findet am Ende das ewige Leben. Rom. VI. 20. seq. Ja war es nicht dem grossen Fürsten und treuen Regenten des Israelitischen Volcks / dem Mosi, eine grosse Ehre / wenn GOtt selbigen / ihm nach seinem Tode gleichsam parentirend / rühmete / daß er sein Knecht gewesen? Mein Knecht Mose ist gestorben. Jos. I. 2. Imo sufficit ad omnem dignitatem, quod tanti Domini appellamur servi, das ist uns genug zu aller Herrlichkeit / wenn wir eines solchen HErrn Knechte und Diener heissen / wie Basilius redet. Hält man doch heutiges Tages diejenigen hoch / die eines grossen Herrn Diener sind. Wer aber ist woll höher / der Herr vieler Knechte / oder der HErr aller Herren? GOtt muß ja herrlicher seyn / als seine Creaturen / die Menschen / so auch GOttes Diener grösser und höher / als blosser Menschen Diener. Allein und dennoch hielt sich unser Jacob nicht hoch in seinen Augen / sondern nur für einen unwehrten Knecht / und das auffrichtig und ohne falsch: Nicht als wenn etwa der Mensch

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[20/0022] Fortior est, qui se, quam qui fortissima vincit Moenia. Weit tapfferer ist der zu schätzen / der sich selbst / als der die stärcksten Festungen / Schantzen und Bollwercke überwindet und überwältiget. So achtete sich denn unser Jacob nur ein Knecht GOttes zu seyn; wie auch sein Groß-Vater Abraham / der für dem HErrn / dem Sohn GOttes / als er ihn in angenommener Gestalt besuchte / nieder zur Erdenfiel / und sprach: HErr habe ich Gnade für deinen Augen funden / so gehe nicht für deinem Knecht über. Und sonderlich demüthigte sich also der Mann nach dem Hertzen GOttes David / wie aus seinen vielen Pfalmen bekant. Unter andern ruffet Er: O HErr! ich bin dein Knecht / ich bin dein Knecht / deiner Magd Sohn. Welches dann denen Gläubigen gar keine Unehre oder Schande / sondern vielmehr die grösseste Ehre / Herrlichkeit und Freyheit ist. Der Welt / des Satans und der Sünden Knechte seyn / ist Schande und Unehre / darauff der Tod und das Verderben folget; Aber GOtt dienen / und GOttes Knechte und Mägde seyn / ist allerdings rühmlich und löblich / und findet am Ende das ewige Leben. Ja war es nicht dem grossen Fürsten und treuen Regenten des Israelitischen Volcks / dem Mosi, eine grosse Ehre / wenn GOtt selbigen / ihm nach seinem Tode gleichsam parentirend / rühmete / daß er sein Knecht gewesen? Mein Knecht Mose ist gestorben. Imo sufficit ad omnem dignitatem, quod tanti Domini appellamur servi, das ist uns genug zu aller Herrlichkeit / wenn wir eines solchen HErrn Knechte und Diener heissen / wie Basilius redet. Hält man doch heutiges Tages diejenigen hoch / die eines grossen Herrn Diener sind. Wer aber ist woll höher / der Herr vieler Knechte / oder der HErr aller Herren? GOtt muß ja herrlicher seyn / als seine Creaturen / die Menschen / so auch GOttes Diener grösser und höher / als blosser Menschen Diener. Allein und dennoch hielt sich unser Jacob nicht hoch in seinen Augen / sondern nur für einen unwehrten Knecht / und das auffrichtig und ohne falsch: Nicht als wenn etwa der Mensch Gen. XVIII. 3. Ps. CXVI. 16. Rom. VI. 20. seq. Jos. I. 2.

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Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/22>, abgerufen am 23.11.2024.