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Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

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Friede / Nahrung u. Kleider (und wäre es nur eitel Brodt u. Wasser und ein grobes Tuch) Bewahrung in Creutz / Errettung aus Noth / ein fröliger Muth und gutes Gewissen; Glaube / Liebe / Hoffnung / Gedult / und was sonsten mehr / sind ja alle Gaben von GOtt / und Güter des Höchsten / die seine wollthätige und milde Hand uns dargereicht und gegeben. Ja da ist warlich nichts / das gut an und bey dir / mein Mensch / das nicht von GOtt dir zukommen. Hat denn aber der Mensch nichts / welches er nicht von GOtt empfangen / wie solte er sich denn rühmen / als hätte ers nicht empfangen? 1. Cor. IV. 7. Oder wer hat dem grossen GOtt etwas zuvor gegeben / das ihm wieder vergolten werde? Rom. XI. 35. Solte auch woll ein Kind gnter Art von seinen Eltern sagen / Sie geben mir nichts? Oder ein Wandersmann / der sich des Sonnen-Lichtes bedienet / sagen / dasselbe Licht theile ihm keine Erleuchtung mit? Und ein Bettler / der täglich seine Allmosen von gewissen Wollthätern hebet / man schencke ihm nichts? Strömet denn nun aber alles / alles Gute / aus dem Meer der Göttlichen Gnaden / Barmhertzigkeit und Treue / auff uns zu / so soll auch alles wieder dahin zurücke fliessen / so daß wir uns dessen jederzeit danckbarlich erinnern / und den Geber alles Guten deßfals von Hertzen rühmen und preisen; wie solches nicht allein Jacob gethan / sondern auch David / welcher mit dem Jacob ein gleiches demüthiges und Ruhm-volles Bekäntniß vor seinen GOtt gebracht: Wer bin ich / HERR / HERR / rieff Er / und was ist mein Hauß / daß Du mich biß hieher gebracht hast? dazu hast Du das zu wenig geachtet / HErr / HErr / sondern haft dem Hause deines Knechts noch von fernem zukünfftigen geredet. 2. Sam. VII. 18. 19. Andere demüthige und danckbare Heiligen für dasmahl zu übergehen.

Allein und ob dieses nun woll eine nöthige Pflicht Christlicher Israeliter / so finden wir doch zwo Arten derer / die da gerne gute und rechtschaffene Israeliter nach dem Geiste seyn wollen / und sich dessen zum Theil auch hoch rühmen / welche aber die ihnen zufallende viele unzehliche Wollthaten GOttes dennoch nicht recht einsehen / noch in Erniedrigung ihrer selbst danckbarlich erkennen. An der einen Seite stehen die Unwissende / Schläffrige / Nachlässige und Undanckbare / die nicht wissen / was ihnen geschicht / und wie sie durch GOttes Treue und Barmhertzigkeit / von einer Zeit zu der andern unterhalten werden; oder da sie es gleich wissen / doch

Friede / Nahrung u. Kleider (und wäre es nur eitel Brodt u. Wasser und ein grobes Tuch) Bewahrung in Creutz / Errettung aus Noth / ein fröliger Muth und gutes Gewissen; Glaube / Liebe / Hoffnung / Gedult / und was sonsten mehr / sind ja alle Gaben von GOtt / und Güter des Höchsten / die seine wollthätige und milde Hand uns dargereicht und gegeben. Ja da ist warlich nichts / das gut an und bey dir / mein Mensch / das nicht von GOtt dir zukommen. Hat denn aber der Mensch nichts / welches er nicht von GOtt empfangen / wie solte er sich denn rühmen / als hätte ers nicht empfangen? 1. Cor. IV. 7. Oder wer hat dem grossen GOtt etwas zuvor gegeben / das ihm wieder vergolten werde? Rom. XI. 35. Solte auch woll ein Kind gnter Art von seinen Eltern sagen / Sie geben mir nichts? Oder ein Wandersmann / der sich des Sonnen-Lichtes bedienet / sagen / dasselbe Licht theile ihm keine Erleuchtung mit? Und ein Bettler / der täglich seine Allmosen von gewissen Wollthätern hebet / man schencke ihm nichts? Strömet denn nun aber alles / alles Gute / aus dem Meer der Göttlichen Gnaden / Barmhertzigkeit und Treue / auff uns zu / so soll auch alles wieder dahin zurücke fliessen / so daß wir uns dessen jederzeit danckbarlich erinnern / und den Geber alles Guten deßfals von Hertzen rühmen und preisen; wie solches nicht allein Jacob gethan / sondern auch David / welcher mit dem Jacob ein gleiches demüthiges und Ruhm-volles Bekäntniß vor seinen GOtt gebracht: Wer bin ich / HERR / HERR / rieff Er / und was ist mein Hauß / daß Du mich biß hieher gebracht hast? dazu hast Du das zu wenig geachtet / HErr / HErr / sondern haft dem Hause deines Knechts noch von fernem zukünfftigen geredet. 2. Sam. VII. 18. 19. Andere demüthige und danckbare Heiligen für dasmahl zu übergehen.

Allein und ob dieses nun woll eine nöthige Pflicht Christlicher Israeliter / so finden wir doch zwo Arten derer / die da gerne gute und rechtschaffene Israeliter nach dem Geiste seyn wollen / und sich dessen zum Theil auch hoch rühmen / welche aber die ihnen zufallende viele unzehliche Wollthaten GOttes dennoch nicht recht einsehen / noch in Erniedrigung ihrer selbst danckbarlich erkennen. An der einen Seite stehen die Unwissende / Schläffrige / Nachlässige und Undanckbare / die nicht wissen / was ihnen geschicht / und wie sie durch GOttes Treue und Barmhertzigkeit / von einer Zeit zu der andern unterhalten werden; oder da sie es gleich wissen / doch

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Friede / Nahrung u. Kleider (und wäre es nur eitel Brodt u. Wasser                      und ein grobes Tuch) Bewahrung in Creutz / Errettung aus Noth / ein fröliger                      Muth und gutes Gewissen; Glaube / Liebe / Hoffnung / Gedult / und was sonsten                      mehr / sind ja alle Gaben von GOtt / und Güter des Höchsten / die seine                      wollthätige und milde Hand uns dargereicht und gegeben. Ja da ist warlich nichts                      / das gut an und bey dir / mein Mensch / das nicht von GOtt dir zukommen. Hat                      denn aber der Mensch nichts / welches er nicht von GOtt empfangen / wie solte er                      sich denn rühmen / als hätte ers nicht empfangen? <note place="left">1.                          Cor. IV. 7.</note> Oder wer hat dem grossen GOtt etwas zuvor gegeben / das                      ihm wieder vergolten werde? <note place="left">Rom. XI. 35.</note> Solte                      auch woll ein Kind gnter Art von seinen Eltern sagen / Sie geben mir nichts?                      Oder ein Wandersmann / der sich des Sonnen-Lichtes bedienet / sagen / dasselbe                      Licht theile ihm keine Erleuchtung mit? Und ein Bettler / der täglich seine                      Allmosen von gewissen Wollthätern hebet / man schencke ihm nichts? Strömet denn                      nun aber alles / alles Gute / aus dem Meer der Göttlichen Gnaden /                      Barmhertzigkeit und Treue / auff uns zu / so soll auch alles wieder dahin                      zurücke fliessen / so daß wir uns dessen jederzeit danckbarlich erinnern / und                      den Geber alles Guten deßfals von Hertzen rühmen und preisen; wie solches nicht                      allein Jacob gethan / sondern auch David / welcher mit dem Jacob ein gleiches                      demüthiges und Ruhm-volles Bekäntniß vor seinen GOtt gebracht: Wer bin ich /                      HERR / HERR / rieff Er / und was ist mein Hauß / daß Du mich biß hieher gebracht                      hast? dazu hast Du das zu wenig geachtet / HErr / HErr / sondern haft dem Hause                      deines Knechts noch von fernem zukünfftigen geredet. <note place="left">2. Sam. VII. 18. 19.</note> Andere demüthige und danckbare Heiligen für                      dasmahl zu übergehen.</p>
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[32/0034] Friede / Nahrung u. Kleider (und wäre es nur eitel Brodt u. Wasser und ein grobes Tuch) Bewahrung in Creutz / Errettung aus Noth / ein fröliger Muth und gutes Gewissen; Glaube / Liebe / Hoffnung / Gedult / und was sonsten mehr / sind ja alle Gaben von GOtt / und Güter des Höchsten / die seine wollthätige und milde Hand uns dargereicht und gegeben. Ja da ist warlich nichts / das gut an und bey dir / mein Mensch / das nicht von GOtt dir zukommen. Hat denn aber der Mensch nichts / welches er nicht von GOtt empfangen / wie solte er sich denn rühmen / als hätte ers nicht empfangen? Oder wer hat dem grossen GOtt etwas zuvor gegeben / das ihm wieder vergolten werde? Solte auch woll ein Kind gnter Art von seinen Eltern sagen / Sie geben mir nichts? Oder ein Wandersmann / der sich des Sonnen-Lichtes bedienet / sagen / dasselbe Licht theile ihm keine Erleuchtung mit? Und ein Bettler / der täglich seine Allmosen von gewissen Wollthätern hebet / man schencke ihm nichts? Strömet denn nun aber alles / alles Gute / aus dem Meer der Göttlichen Gnaden / Barmhertzigkeit und Treue / auff uns zu / so soll auch alles wieder dahin zurücke fliessen / so daß wir uns dessen jederzeit danckbarlich erinnern / und den Geber alles Guten deßfals von Hertzen rühmen und preisen; wie solches nicht allein Jacob gethan / sondern auch David / welcher mit dem Jacob ein gleiches demüthiges und Ruhm-volles Bekäntniß vor seinen GOtt gebracht: Wer bin ich / HERR / HERR / rieff Er / und was ist mein Hauß / daß Du mich biß hieher gebracht hast? dazu hast Du das zu wenig geachtet / HErr / HErr / sondern haft dem Hause deines Knechts noch von fernem zukünfftigen geredet. Andere demüthige und danckbare Heiligen für dasmahl zu übergehen. 1. Cor. IV. 7. Rom. XI. 35. 2. Sam. VII. 18. 19. Allein und ob dieses nun woll eine nöthige Pflicht Christlicher Israeliter / so finden wir doch zwo Arten derer / die da gerne gute und rechtschaffene Israeliter nach dem Geiste seyn wollen / und sich dessen zum Theil auch hoch rühmen / welche aber die ihnen zufallende viele unzehliche Wollthaten GOttes dennoch nicht recht einsehen / noch in Erniedrigung ihrer selbst danckbarlich erkennen. An der einen Seite stehen die Unwissende / Schläffrige / Nachlässige und Undanckbare / die nicht wissen / was ihnen geschicht / und wie sie durch GOttes Treue und Barmhertzigkeit / von einer Zeit zu der andern unterhalten werden; oder da sie es gleich wissen / doch

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Anmerkungen zur Transkription:

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  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
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Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/34>, abgerufen am 21.11.2024.