Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Indem ein theurer Mann das Haupt der GOttes Diener Uns hingerissen wird. O allzuherber Fall! Es wurde unser Feld durch guten Wachsthum grüner; Und nun verlieret sich die Hoffnung überall. Ihr Freunde GOttes kommt beseufftzet und beweinet. Ihr Musen klaget heut das euch entzogne Licht; Ihr wisset / wie Ers auch so woll mit euch gemeinet Und dauret billig / daß euch diese Frucht gebricht. Er selber ist ein Baum der seinen Schmuck verlieret / Wenn Wiesen und das Feld mit Schnee sind angefüllt. Im Sommer aber auch auffs neue steht gezieret Mit schöner Blühte Pracht / die seine Zweig' umhüllt. Sein Winter auff der Welt hat sich mit Ihm geendet. Sein' Lebens Müh und Schweiß hat Er gewünscht vollbracht. Des Himmels süsse Lust hat sich zu Ihm gewendet / Die aller Freude voll / drum sagt Er gute Nacht. Wohl dem der in dem Kampf diß Kleynod hat erlanget / Daß Er der Höllen Macht nunmehro sieht gedämpft. So ist der Sieg nicht weit / Er triumphirt und pranget Mit seiner Himmels-Kron / um die Er wohl gekämpft; Drum unterbrechet nun die bittern Thränen-Qvellen / Als Perlen voller Weh / und lasset es geschehn. GOtt selbst / der beste Trost wird sich zur Seite stellen Und dem betrübten Hauß in seiner Krafft beystehn. Indessen bleibt der Ruhm des Seelgen hier auff Erden / Er lebet / da Er gleich gestorben / voller Freud. Bey Frommen wird noch sein gedacht zum öfftern werden / Und sein Gedächtniß blühn auch in der späten Zeit. Doch was bemüh' ich mich biß an die Stern zu setzen Sein Welt-berühmtes Lob / so auch zu hoch für mich: Die Musen sind bemüht in Marmor es zu ätzen. Was zwingt ein Kiesel-Stein nach Diamanten sich?

C. F. Specht / Landwernhaga-Hannoveranus.

Gymn. Andr. Hild. Alumnus.

Indem ein theurer Mann das Haupt der GOttes Diener Uns hingerissen wird. O allzuherber Fall! Es wurde unser Feld durch guten Wachsthum grüner; Und nun verlieret sich die Hoffnung überall. Ihr Freunde GOttes kommt beseufftzet und beweinet. Ihr Musen klaget heut das euch entzogne Licht; Ihr wisset / wie Ers auch so woll mit euch gemeinet Und dauret billig / daß euch diese Frucht gebricht. Er selber ist ein Baum der seinen Schmuck verlieret / Wenn Wiesen und das Feld mit Schnee sind angefüllt. Im Sommer aber auch auffs neue steht gezieret Mit schöner Blühte Pracht / die seine Zweig’ umhüllt. Sein Winter auff der Welt hat sich mit Ihm geendet. Sein’ Lebens Müh und Schweiß hat Er gewünscht vollbracht. Des Himmels süsse Lust hat sich zu Ihm gewendet / Die aller Freude voll / drum sagt Er gute Nacht. Wohl dem der in dem Kampf diß Kleynod hat erlanget / Daß Er der Höllen Macht nunmehro sieht gedämpft. So ist der Sieg nicht weit / Er triumphirt und pranget Mit seiner Himmels-Kron / um die Er wohl gekämpft; Drum unterbrechet nun die bittern Thränen-Qvellen / Als Perlen voller Weh / und lasset es geschehn. GOtt selbst / der beste Trost wird sich zur Seite stellen Und dem betrübten Hauß in seiner Krafft beystehn. Indessen bleibt der Ruhm des Seelgen hier auff Erden / Er lebet / da Er gleich gestorben / voller Freud. Bey Frommen wird noch sein gedacht zum öfftern werden / Und sein Gedächtniß blühn auch in der späten Zeit. Doch was bemüh’ ich mich biß an die Stern zu setzen Sein Welt-berühmtes Lob / so auch zu hoch für mich: Die Musen sind bemüht in Marmor es zu ätzen. Was zwingt ein Kiesel-Stein nach Diamanten sich?

C. F. Specht / Landwernhaga-Hannoveranus.

Gymn. Andr. Hild. Alumnus.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <l><pb facs="#f0088" n="84"/>
Indem ein                      theurer Mann das Haupt der GOttes Diener Uns hingerissen wird. O allzuherber                      Fall! Es wurde unser Feld durch guten Wachsthum grüner; Und nun verlieret sich                      die Hoffnung überall. Ihr Freunde GOttes kommt beseufftzet und beweinet. Ihr                      Musen klaget heut das euch entzogne Licht; Ihr wisset / wie Ers auch so woll mit                      euch gemeinet Und dauret billig / daß euch diese Frucht gebricht. Er selber ist                      ein Baum der seinen Schmuck verlieret / Wenn Wiesen und das Feld mit Schnee sind                      angefüllt. Im Sommer aber auch auffs neue steht gezieret Mit schöner Blühte                      Pracht / die seine Zweig&#x2019; umhüllt. Sein Winter auff der Welt hat sich mit Ihm                      geendet. Sein&#x2019; Lebens Müh und Schweiß hat Er gewünscht vollbracht. Des Himmels                      süsse Lust hat sich zu Ihm gewendet / Die aller Freude voll / drum sagt Er gute                      Nacht. Wohl dem der in dem Kampf diß Kleynod hat erlanget / Daß Er der Höllen                      Macht nunmehro sieht gedämpft. So ist der Sieg nicht weit / Er triumphirt und                      pranget Mit seiner Himmels-Kron / um die Er wohl gekämpft; Drum unterbrechet nun                      die bittern Thränen-Qvellen / Als Perlen voller Weh / und lasset es geschehn.                      GOtt selbst / der beste Trost wird sich zur Seite stellen Und dem betrübten Hauß                      in seiner Krafft beystehn. Indessen bleibt der Ruhm des Seelgen hier auff Erden                      / Er lebet / da Er gleich gestorben / voller Freud. Bey Frommen wird noch sein                      gedacht zum öfftern werden / Und sein Gedächtniß blühn auch in der späten Zeit.                      Doch was bemüh&#x2019; ich mich biß an die Stern zu setzen Sein Welt-berühmtes Lob / so                      auch zu hoch für mich: Die Musen sind bemüht in Marmor es zu ätzen. Was zwingt                      ein Kiesel-Stein nach Diamanten sich?</l>
        <p>C. F. Specht / Landwernhaga-Hannoveranus.</p>
        <p>Gymn. Andr. Hild. Alumnus.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0088] Indem ein theurer Mann das Haupt der GOttes Diener Uns hingerissen wird. O allzuherber Fall! Es wurde unser Feld durch guten Wachsthum grüner; Und nun verlieret sich die Hoffnung überall. Ihr Freunde GOttes kommt beseufftzet und beweinet. Ihr Musen klaget heut das euch entzogne Licht; Ihr wisset / wie Ers auch so woll mit euch gemeinet Und dauret billig / daß euch diese Frucht gebricht. Er selber ist ein Baum der seinen Schmuck verlieret / Wenn Wiesen und das Feld mit Schnee sind angefüllt. Im Sommer aber auch auffs neue steht gezieret Mit schöner Blühte Pracht / die seine Zweig’ umhüllt. Sein Winter auff der Welt hat sich mit Ihm geendet. Sein’ Lebens Müh und Schweiß hat Er gewünscht vollbracht. Des Himmels süsse Lust hat sich zu Ihm gewendet / Die aller Freude voll / drum sagt Er gute Nacht. Wohl dem der in dem Kampf diß Kleynod hat erlanget / Daß Er der Höllen Macht nunmehro sieht gedämpft. So ist der Sieg nicht weit / Er triumphirt und pranget Mit seiner Himmels-Kron / um die Er wohl gekämpft; Drum unterbrechet nun die bittern Thränen-Qvellen / Als Perlen voller Weh / und lasset es geschehn. GOtt selbst / der beste Trost wird sich zur Seite stellen Und dem betrübten Hauß in seiner Krafft beystehn. Indessen bleibt der Ruhm des Seelgen hier auff Erden / Er lebet / da Er gleich gestorben / voller Freud. Bey Frommen wird noch sein gedacht zum öfftern werden / Und sein Gedächtniß blühn auch in der späten Zeit. Doch was bemüh’ ich mich biß an die Stern zu setzen Sein Welt-berühmtes Lob / so auch zu hoch für mich: Die Musen sind bemüht in Marmor es zu ätzen. Was zwingt ein Kiesel-Stein nach Diamanten sich? C. F. Specht / Landwernhaga-Hannoveranus. Gymn. Andr. Hild. Alumnus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/88
Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/88>, abgerufen am 21.11.2024.