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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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wohin ich meine Dienerschaft mit den aus Dalmatien
zurückgebrachten Habseligkeiten beordert habe? Ich möchte
diese gleich im Palaste des Herzogs in Sicherheit
bringen."

"Das geht kaum an, Hauptmann. Der Umweg
wäre bedeutend und die Nacht bricht ein. Ich hafte
für Euch und der Herzog ist pünktlich bis zur Pein¬
lichkeit!" erwiederte der Zürcher, und er wunderte sich
insgeheim und fragte sich, warum Jenatsch für sich und
das Seinige wohl Schutz bedürfe.

Noch einmal suchte er auf dem tief beschatteten
Gesichte vor ihm zu lesen, aber die Gondel bog eben
in eine schmale, finstere Lagune ein und nur zwei glü¬
hende Augensterne blickten ihm, wie die eines Löwen
aus der Nacht entgegen.

Als die Gondel im Canal grande vor den Mar¬
morstufen des herzoglichen Palastes neben einer andern,
zur Abfahrt bereiten, anlegte, zeigten sich auf der
Schwelle des schön gewölbten Thores zwei Männer¬
gestalten in Staatstracht, die sich in ausdrucksvoller
Silhouette vom hellen Hintergrunde der glänzend er¬
leuchteteten Halle abhoben. Die eine zeigte den feinen
Bau und die ruhige, geschmeidige Bewegung des
vornehmen Venetianers, die andere, von behaglicher
Fülle und deutschehrbarem Ansehen, weigerte sich

wohin ich meine Dienerſchaft mit den aus Dalmatien
zurückgebrachten Habſeligkeiten beordert habe? Ich möchte
dieſe gleich im Palaſte des Herzogs in Sicherheit
bringen.“

„Das geht kaum an, Hauptmann. Der Umweg
wäre bedeutend und die Nacht bricht ein. Ich hafte
für Euch und der Herzog iſt pünktlich bis zur Pein¬
lichkeit!“ erwiederte der Zürcher, und er wunderte ſich
insgeheim und fragte ſich, warum Jenatſch für ſich und
das Seinige wohl Schutz bedürfe.

Noch einmal ſuchte er auf dem tief beſchatteten
Geſichte vor ihm zu leſen, aber die Gondel bog eben
in eine ſchmale, finſtere Lagune ein und nur zwei glü¬
hende Augenſterne blickten ihm, wie die eines Löwen
aus der Nacht entgegen.

Als die Gondel im Canal grande vor den Mar¬
morſtufen des herzoglichen Palaſtes neben einer andern,
zur Abfahrt bereiten, anlegte, zeigten ſich auf der
Schwelle des ſchön gewölbten Thores zwei Männer¬
geſtalten in Staatstracht, die ſich in ausdrucksvoller
Silhouette vom hellen Hintergrunde der glänzend er¬
leuchteteten Halle abhoben. Die eine zeigte den feinen
Bau und die ruhige, geſchmeidige Bewegung des
vornehmen Venetianers, die andere, von behaglicher
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[167/0177] wohin ich meine Dienerſchaft mit den aus Dalmatien zurückgebrachten Habſeligkeiten beordert habe? Ich möchte dieſe gleich im Palaſte des Herzogs in Sicherheit bringen.“ „Das geht kaum an, Hauptmann. Der Umweg wäre bedeutend und die Nacht bricht ein. Ich hafte für Euch und der Herzog iſt pünktlich bis zur Pein¬ lichkeit!“ erwiederte der Zürcher, und er wunderte ſich insgeheim und fragte ſich, warum Jenatſch für ſich und das Seinige wohl Schutz bedürfe. Noch einmal ſuchte er auf dem tief beſchatteten Geſichte vor ihm zu leſen, aber die Gondel bog eben in eine ſchmale, finſtere Lagune ein und nur zwei glü¬ hende Augenſterne blickten ihm, wie die eines Löwen aus der Nacht entgegen. Als die Gondel im Canal grande vor den Mar¬ morſtufen des herzoglichen Palaſtes neben einer andern, zur Abfahrt bereiten, anlegte, zeigten ſich auf der Schwelle des ſchön gewölbten Thores zwei Männer¬ geſtalten in Staatstracht, die ſich in ausdrucksvoller Silhouette vom hellen Hintergrunde der glänzend er¬ leuchteteten Halle abhoben. Die eine zeigte den feinen Bau und die ruhige, geſchmeidige Bewegung des vornehmen Venetianers, die andere, von behaglicher Fülle und deutſchehrbarem Anſehen, weigerte ſich

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/177>, abgerufen am 25.11.2024.