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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Schon setzte Wertmüller den Fuß auf die mit
türkischen Teppichen belegten Stufen, um den Haupt¬
mann anzumelden, als der Herzog sein Buch schloß und
sich von seinem Sitze erhebend, es auf den Kaminsims
legte, ohne jedoch den Eintretenden, die er noch nicht
bemerkt hatte, sich zuzuwenden.

Im gleichen Augenblicke hielt Jenatsch den jungen
Offizier, der ihn vorstellen wollte, mit einem raschen
Griffe seiner eisernen Hand zurück. "Halt", flüsterte
er, auf die ihnen gegenüberliegende Thür eines anderen
Nebenraumes hinweisend, "--ich komme zur Unzeit."

Durch diese Thüre trat mit lebhafter Bewegung
und verweintem Angesichte die Herzogin und führte an
der Hand eine große ruhige Frauengestalt ihrem Ge¬
mahle entgegen, in welcher Wertmüller auf den ersten
Blick die Beterin vor dem Hochaltare der Frari wieder¬
erkannte.

Unwillkürlich dem Gefühle des ihn Zurückziehenden
gehorchend, wich er mit Jenatsch hinter die Draperie
des Einganges zurück und blieb dort stehen als ein ver¬
borgener, aber aufmerksamer Zeuge auch des Geringsten,
was im Saale vorging.

"Hier bring' ich Euch eine vom Schicksal Verfolgte,
mein Gemahl", begann die erregte Herzogin. "Sie ist
Eurer christlichen Hilfeleistung und Eures ritterlichen

Schon ſetzte Wertmüller den Fuß auf die mit
türkiſchen Teppichen belegten Stufen, um den Haupt¬
mann anzumelden, als der Herzog ſein Buch ſchloß und
ſich von ſeinem Sitze erhebend, es auf den Kaminſims
legte, ohne jedoch den Eintretenden, die er noch nicht
bemerkt hatte, ſich zuzuwenden.

Im gleichen Augenblicke hielt Jenatſch den jungen
Offizier, der ihn vorſtellen wollte, mit einem raſchen
Griffe ſeiner eiſernen Hand zurück. „Halt“, flüſterte
er, auf die ihnen gegenüberliegende Thür eines anderen
Nebenraumes hinweiſend, „—ich komme zur Unzeit.“

Durch dieſe Thüre trat mit lebhafter Bewegung
und verweintem Angeſichte die Herzogin und führte an
der Hand eine große ruhige Frauengeſtalt ihrem Ge¬
mahle entgegen, in welcher Wertmüller auf den erſten
Blick die Beterin vor dem Hochaltare der Frari wieder¬
erkannte.

Unwillkürlich dem Gefühle des ihn Zurückziehenden
gehorchend, wich er mit Jenatſch hinter die Draperie
des Einganges zurück und blieb dort ſtehen als ein ver¬
borgener, aber aufmerkſamer Zeuge auch des Geringſten,
was im Saale vorging.

„Hier bring' ich Euch eine vom Schickſal Verfolgte,
mein Gemahl“, begann die erregte Herzogin. „Sie iſt
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[171/0181] Schon ſetzte Wertmüller den Fuß auf die mit türkiſchen Teppichen belegten Stufen, um den Haupt¬ mann anzumelden, als der Herzog ſein Buch ſchloß und ſich von ſeinem Sitze erhebend, es auf den Kaminſims legte, ohne jedoch den Eintretenden, die er noch nicht bemerkt hatte, ſich zuzuwenden. Im gleichen Augenblicke hielt Jenatſch den jungen Offizier, der ihn vorſtellen wollte, mit einem raſchen Griffe ſeiner eiſernen Hand zurück. „Halt“, flüſterte er, auf die ihnen gegenüberliegende Thür eines anderen Nebenraumes hinweiſend, „—ich komme zur Unzeit.“ Durch dieſe Thüre trat mit lebhafter Bewegung und verweintem Angeſichte die Herzogin und führte an der Hand eine große ruhige Frauengeſtalt ihrem Ge¬ mahle entgegen, in welcher Wertmüller auf den erſten Blick die Beterin vor dem Hochaltare der Frari wieder¬ erkannte. Unwillkürlich dem Gefühle des ihn Zurückziehenden gehorchend, wich er mit Jenatſch hinter die Draperie des Einganges zurück und blieb dort ſtehen als ein ver¬ borgener, aber aufmerkſamer Zeuge auch des Geringſten, was im Saale vorging. „Hier bring' ich Euch eine vom Schickſal Verfolgte, mein Gemahl“, begann die erregte Herzogin. „Sie iſt Eurer chriſtlichen Hilfeleiſtung und Eures ritterlichen

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/181>, abgerufen am 25.11.2024.