Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.herausstürzend die flacheren Ufer verheert. Jetzt führte Es war ein klarer Morgen zu Anfang des Juni Die frommen Frauen von Cazis hegten schon längst Das Kloster hatte den Planta schon aus den herausſtürzend die flacheren Ufer verheert. Jetzt führte Es war ein klarer Morgen zu Anfang des Juni Die frommen Frauen von Cazis hegten ſchon längſt Das Kloſter hatte den Planta ſchon aus den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0224" n="214"/> herausſtürzend die flacheren Ufer verheert. Jetzt führte<lb/> er ruhiger die gemäßigten Waſſer zu Thal, umblüht<lb/> von den warmen Matten und üppigen Fruchtgärten des<lb/> gegen die rauhen Nordwinde geſchützten Domleſchg.</p><lb/> <p>Es war ein klarer Morgen zu Anfang des Juni<lb/> und die älteſte Ordensſchweſter Perpetua hatte eben<lb/> nach einer längern Unterredung das edle Fräulein ver¬<lb/> laſſen.</p><lb/> <p>Die frommen Frauen von Cazis hegten ſchon längſt<lb/> einen Herzenswunſch. Das Amt ihrer Priorin war<lb/> während langer Kriegsjahre unbeſetzt geblieben und ſie<lb/> ſehnten ſich darnach, daß es endlich wieder würdig be¬<lb/> kleidet und geehrt werde von einem bei Gott und Men¬<lb/> ſchen angeſehenen Sprößlinge einer großen Familie. Wen<lb/> konnten die Heiligen dazu auserwählt haben, wenn nicht<lb/> die im Thale aufgewachſene und begüterte Lucretia<lb/> Planta!</p><lb/> <p>Das Kloſter hatte den Planta ſchon aus den<lb/> Zeiten vor der Reformation manche Schenkung zu ver¬<lb/> danken. Nun waren mehrere Glieder der berühmten<lb/> Familie, voran Herr Pompejus, in den Schooß der<lb/> alleinſeligmachenden Kirche zurückgekehrt; dieſer edle Herr<lb/> aber hatte ohne letzte Wegzehrung einen böſen jähen Tod<lb/> erlitten. — Was war natürlicher und chriſtlicher als<lb/> daß ſeine vereinſamte Tochter den Schleier nehme, um<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0224]
herausſtürzend die flacheren Ufer verheert. Jetzt führte
er ruhiger die gemäßigten Waſſer zu Thal, umblüht
von den warmen Matten und üppigen Fruchtgärten des
gegen die rauhen Nordwinde geſchützten Domleſchg.
Es war ein klarer Morgen zu Anfang des Juni
und die älteſte Ordensſchweſter Perpetua hatte eben
nach einer längern Unterredung das edle Fräulein ver¬
laſſen.
Die frommen Frauen von Cazis hegten ſchon längſt
einen Herzenswunſch. Das Amt ihrer Priorin war
während langer Kriegsjahre unbeſetzt geblieben und ſie
ſehnten ſich darnach, daß es endlich wieder würdig be¬
kleidet und geehrt werde von einem bei Gott und Men¬
ſchen angeſehenen Sprößlinge einer großen Familie. Wen
konnten die Heiligen dazu auserwählt haben, wenn nicht
die im Thale aufgewachſene und begüterte Lucretia
Planta!
Das Kloſter hatte den Planta ſchon aus den
Zeiten vor der Reformation manche Schenkung zu ver¬
danken. Nun waren mehrere Glieder der berühmten
Familie, voran Herr Pompejus, in den Schooß der
alleinſeligmachenden Kirche zurückgekehrt; dieſer edle Herr
aber hatte ohne letzte Wegzehrung einen böſen jähen Tod
erlitten. — Was war natürlicher und chriſtlicher als
daß ſeine vereinſamte Tochter den Schleier nehme, um
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