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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Wunsch, den der Cardinal ohne Zweifel erfüllen wird.
Betrachtet es als abgethan.

Um auf Wichtigeres zu kommen," lenkte Rohan ab,
der die auflodernde Vaterlandsliebe des Bündners in
diesem Momente der Abspannung zu scheuen schien, "Ihr
waret in Innsbruck, da habt Ihr wohl etwas von der
Stimmung des erzherzoglichen Hofes gegen uns erfah¬
ren. Gedenken uns die Oesterreicher noch einmal im
Veltlin anzugreifen?"

"Dazu sind Eure Lorbeeren noch zu frisch, erlauchter
Herr. So lange Eure Hand den Feldherrnstab führt,
dürfen sie's nicht wagen. -- Aber," der Bündner seufzte
tief, "laßt mich mein ganzes Herz vor Euch ausschüt¬
ten! Bei der falschen Kunde von Eurem Hinscheiden
regte sich wieder alles kriechende Gewürm der Kabale
und unsere Landesverbannten von der spanischen Partei
fingen wieder an, unterirdisch zu wühlen. Diese ekeln
Todtengräber glaubten schon, Bündens zwei höchste
Kleinodien: Eure geliebte Person und seine theure Frei¬
heit, deren Bürge Ihr seid, in die gleiche Gruft
versenkt.

"In Innsbruck," fuhr er nach einer beobachtenden
Pause mit unverhehlter Bewegung fort, "glaubt man
auch jetzt, da Gott Euch uns wieder zum Leben erweckt
hat, nicht an den Vertrag von Chiavenna. Wie

Wunſch, den der Cardinal ohne Zweifel erfüllen wird.
Betrachtet es als abgethan.

Um auf Wichtigeres zu kommen,“ lenkte Rohan ab,
der die auflodernde Vaterlandsliebe des Bündners in
dieſem Momente der Abſpannung zu ſcheuen ſchien, „Ihr
waret in Innsbruck, da habt Ihr wohl etwas von der
Stimmung des erzherzoglichen Hofes gegen uns erfah¬
ren. Gedenken uns die Oeſterreicher noch einmal im
Veltlin anzugreifen?“

„Dazu ſind Eure Lorbeeren noch zu friſch, erlauchter
Herr. So lange Eure Hand den Feldherrnſtab führt,
dürfen ſie's nicht wagen. — Aber,“ der Bündner ſeufzte
tief, „laßt mich mein ganzes Herz vor Euch ausſchüt¬
ten! Bei der falſchen Kunde von Eurem Hinſcheiden
regte ſich wieder alles kriechende Gewürm der Kabale
und unſere Landesverbannten von der ſpaniſchen Partei
fingen wieder an, unterirdiſch zu wühlen. Dieſe ekeln
Todtengräber glaubten ſchon, Bündens zwei höchſte
Kleinodien: Eure geliebte Perſon und ſeine theure Frei¬
heit, deren Bürge Ihr ſeid, in die gleiche Gruft
verſenkt.

„In Innsbruck,“ fuhr er nach einer beobachtenden
Pauſe mit unverhehlter Bewegung fort, „glaubt man
auch jetzt, da Gott Euch uns wieder zum Leben erweckt
hat, nicht an den Vertrag von Chiavenna. Wie

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[261/0271] Wunſch, den der Cardinal ohne Zweifel erfüllen wird. Betrachtet es als abgethan. Um auf Wichtigeres zu kommen,“ lenkte Rohan ab, der die auflodernde Vaterlandsliebe des Bündners in dieſem Momente der Abſpannung zu ſcheuen ſchien, „Ihr waret in Innsbruck, da habt Ihr wohl etwas von der Stimmung des erzherzoglichen Hofes gegen uns erfah¬ ren. Gedenken uns die Oeſterreicher noch einmal im Veltlin anzugreifen?“ „Dazu ſind Eure Lorbeeren noch zu friſch, erlauchter Herr. So lange Eure Hand den Feldherrnſtab führt, dürfen ſie's nicht wagen. — Aber,“ der Bündner ſeufzte tief, „laßt mich mein ganzes Herz vor Euch ausſchüt¬ ten! Bei der falſchen Kunde von Eurem Hinſcheiden regte ſich wieder alles kriechende Gewürm der Kabale und unſere Landesverbannten von der ſpaniſchen Partei fingen wieder an, unterirdiſch zu wühlen. Dieſe ekeln Todtengräber glaubten ſchon, Bündens zwei höchſte Kleinodien: Eure geliebte Perſon und ſeine theure Frei¬ heit, deren Bürge Ihr ſeid, in die gleiche Gruft verſenkt. „In Innsbruck,“ fuhr er nach einer beobachtenden Pauſe mit unverhehlter Bewegung fort, „glaubt man auch jetzt, da Gott Euch uns wieder zum Leben erweckt hat, nicht an den Vertrag von Chiavenna. Wie

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/271>, abgerufen am 21.11.2024.