Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.gebräunten Krieger schritten in raschem Tempo, ohne Dort an der Spitze der jetzt heranrückenden Kern¬ Die Regimenter zogen nicht durch das Thor ein, gebräunten Krieger ſchritten in raſchem Tempo, ohne Dort an der Spitze der jetzt heranrückenden Kern¬ Die Regimenter zogen nicht durch das Thor ein, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0339" n="329"/> gebräunten Krieger ſchritten in raſchem Tempo, ohne<lb/> den grüßenden Zuruf der neugierigen Churer zu er¬<lb/> wiedern, und dieſer wurde ſchüchterner und verſtummte<lb/> nach und nach.</p><lb/> <p>Dort an der Spitze der jetzt heranrückenden Kern¬<lb/> truppen wurde neben Jürg Jenatſch der franzöſiſche<lb/> Befehlshaber Baron Lecques ſichtbar. Aber der Fran¬<lb/> zoſe ſchien jenem für ſein Geleit wenig Dank zu wiſſen.<lb/> Stolz und verſchloſſen ritten die Beiden nebeneinander.<lb/> Der alte Degen konnte die Gegenwart des Bündners<lb/> kaum ertragen. Das jugendliche Feuer ſeiner Augen<lb/> ſprühte Funken des Haſſes und ſtrafte die Silberfarbe<lb/> ſeines kurz geſchorenen Haares Lügen. Er hatte heute<lb/> den ſchneeweißen Schnurrbart noch ſteifer und heraus¬<lb/> fordernder als ſonſt aufwärts gedreht und das geſund<lb/> davon abſtechende rothbraune Geſicht glühte von ver¬<lb/> haltenem Zorn, während ſeine Fauſt kampfluſtig die<lb/> tapfere Klinge blitzen ließ.</p><lb/> <p>Die Regimenter zogen nicht durch das Thor ein,<lb/> ſondern vollführten eine Schwenkung links um die<lb/> Mauern der Stadt. Sie ſollten während der kurzen<lb/> warmen Mainacht längs der vom Nordthor nach der<lb/> nahen Grenze führenden Heerſtraße im Freien ein Feld¬<lb/> lager aufſchlagen. Als dies geſchehen war und die<lb/> Sonne unterging, beeilten ſich die Officiere, über hun¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [329/0339]
gebräunten Krieger ſchritten in raſchem Tempo, ohne
den grüßenden Zuruf der neugierigen Churer zu er¬
wiedern, und dieſer wurde ſchüchterner und verſtummte
nach und nach.
Dort an der Spitze der jetzt heranrückenden Kern¬
truppen wurde neben Jürg Jenatſch der franzöſiſche
Befehlshaber Baron Lecques ſichtbar. Aber der Fran¬
zoſe ſchien jenem für ſein Geleit wenig Dank zu wiſſen.
Stolz und verſchloſſen ritten die Beiden nebeneinander.
Der alte Degen konnte die Gegenwart des Bündners
kaum ertragen. Das jugendliche Feuer ſeiner Augen
ſprühte Funken des Haſſes und ſtrafte die Silberfarbe
ſeines kurz geſchorenen Haares Lügen. Er hatte heute
den ſchneeweißen Schnurrbart noch ſteifer und heraus¬
fordernder als ſonſt aufwärts gedreht und das geſund
davon abſtechende rothbraune Geſicht glühte von ver¬
haltenem Zorn, während ſeine Fauſt kampfluſtig die
tapfere Klinge blitzen ließ.
Die Regimenter zogen nicht durch das Thor ein,
ſondern vollführten eine Schwenkung links um die
Mauern der Stadt. Sie ſollten während der kurzen
warmen Mainacht längs der vom Nordthor nach der
nahen Grenze führenden Heerſtraße im Freien ein Feld¬
lager aufſchlagen. Als dies geſchehen war und die
Sonne unterging, beeilten ſich die Officiere, über hun¬
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