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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Riedberg zurück und wartete dort, bis ihr die Schriften,
die sie verwahrte, -- durch die Vermittlung des Klosters
Cazis, vermuthete sie -- abverlangt würden.

So war der März gekommen. Da erschien eines
Abends bei einbrechender Nacht Jenatsch selbst wieder
auf Riedberg. Ein Brief des Paters Pancraz hatte
ihm aus Mailand gemeldet, daß Lucretia abgereist sei
und die ihr gewährten spanischen Vollmachten auf ihrem
Schlosse bewahre und hüte. Nun kam er, um die von
Serbelloni unterzeichneten Papiere aus ihrer Hand zu
empfangen.

Als er eintrat, pochte Lucretias Herz mit schweren
Schlägen, aber vor jähem Schrecken mehr als vor
Freude.

Noch einmal war eine Verwandlung mit ihm vor¬
gegangen ! Was heute aus seinen Augen blitzte war
nicht mehr der jugendliche Uebermuth von früher, war
nicht die vor keinem Hindernisse zurückweichende Sicher¬
heit, mit welcher er, seit sie ihn wieder kannte, ihr
entgegen getreten, es war etwas Maßloses in seinem
Wesen, eine gereizte Gewaltsamkeit in seiner Stimme
und Haltung, als hätte eine übermenschliche Kraft¬

Riedberg zurück und wartete dort, bis ihr die Schriften,
die ſie verwahrte, — durch die Vermittlung des Kloſters
Cazis, vermuthete ſie — abverlangt würden.

So war der März gekommen. Da erſchien eines
Abends bei einbrechender Nacht Jenatſch ſelbſt wieder
auf Riedberg. Ein Brief des Paters Pancraz hatte
ihm aus Mailand gemeldet, daß Lucretia abgereiſt ſei
und die ihr gewährten ſpaniſchen Vollmachten auf ihrem
Schloſſe bewahre und hüte. Nun kam er, um die von
Serbelloni unterzeichneten Papiere aus ihrer Hand zu
empfangen.

Als er eintrat, pochte Lucretias Herz mit ſchweren
Schlägen, aber vor jähem Schrecken mehr als vor
Freude.

Noch einmal war eine Verwandlung mit ihm vor¬
gegangen ! Was heute aus ſeinen Augen blitzte war
nicht mehr der jugendliche Uebermuth von früher, war
nicht die vor keinem Hinderniſſe zurückweichende Sicher¬
heit, mit welcher er, ſeit ſie ihn wieder kannte, ihr
entgegen getreten, es war etwas Maßloſes in ſeinem
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[354/0364] Riedberg zurück und wartete dort, bis ihr die Schriften, die ſie verwahrte, — durch die Vermittlung des Kloſters Cazis, vermuthete ſie — abverlangt würden. So war der März gekommen. Da erſchien eines Abends bei einbrechender Nacht Jenatſch ſelbſt wieder auf Riedberg. Ein Brief des Paters Pancraz hatte ihm aus Mailand gemeldet, daß Lucretia abgereiſt ſei und die ihr gewährten ſpaniſchen Vollmachten auf ihrem Schloſſe bewahre und hüte. Nun kam er, um die von Serbelloni unterzeichneten Papiere aus ihrer Hand zu empfangen. Als er eintrat, pochte Lucretias Herz mit ſchweren Schlägen, aber vor jähem Schrecken mehr als vor Freude. Noch einmal war eine Verwandlung mit ihm vor¬ gegangen ! Was heute aus ſeinen Augen blitzte war nicht mehr der jugendliche Uebermuth von früher, war nicht die vor keinem Hinderniſſe zurückweichende Sicher¬ heit, mit welcher er, ſeit ſie ihn wieder kannte, ihr entgegen getreten, es war etwas Maßloſes in ſeinem Weſen, eine gereizte Gewaltſamkeit in ſeiner Stimme und Haltung, als hätte eine übermenſchliche Kraft¬

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/364>, abgerufen am 22.11.2024.