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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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mals dorthin zurück! Du bleibst bei mir auf ewig!
Wir verreiten noch heute nach Davos! -- Jetzt aber
zum Reigen!" --

Im Saale erklang eine rauschende wilde Tanz¬
weise. Jenatsch löste seinen Degengurt, warf die Waffe
auf einen Sitz und umfaßte Lucretia fester. Ihre
Augen hafteten starr an der Thür, wo, hereinblickend,
verlarvte Gestalten sich drängten. Sie hatte die scharfe
widrige Stimme Rudolfs vernommen.

Jetzt stellte sich eine kleine Ungestalt im langen
schwarzen Rocke eines Küsters mit lächerlichen Bücklingen
vor den Obersten. Die Schiefertafel in der einen, ein
Stück Kreide in der andern Hand, fragte sie näselnd:
"Welchen Psalm oder Liedervers belieben der Herr Pfar¬
rer von Scharans heut vor der Predigt singen zu
lassen?"

Jenatsch erkannte sogleich das große Haupt und
die kurzen ehrlichen Finger des Kellermeisters Fausch.
"Ei, Du bist zu fett für eine Kirchenmaus!" rief er
ihm zu, "doch mein Verslein sollst Du haben:

Selig lebt und freudig stirbt
Wen die Lieb' umfangen! . . .
Das laß mir singen." --

Der Kellermeister warf einen listig beobachtenden

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mals dorthin zurück! Du bleibſt bei mir auf ewig!
Wir verreiten noch heute nach Davos! — Jetzt aber
zum Reigen!“ —

Im Saale erklang eine rauſchende wilde Tanz¬
weiſe. Jenatſch löſte ſeinen Degengurt, warf die Waffe
auf einen Sitz und umfaßte Lucretia feſter. Ihre
Augen hafteten ſtarr an der Thür, wo, hereinblickend,
verlarvte Geſtalten ſich drängten. Sie hatte die ſcharfe
widrige Stimme Rudolfs vernommen.

Jetzt ſtellte ſich eine kleine Ungeſtalt im langen
ſchwarzen Rocke eines Küſters mit lächerlichen Bücklingen
vor den Oberſten. Die Schiefertafel in der einen, ein
Stück Kreide in der andern Hand, fragte ſie näſelnd:
„Welchen Pſalm oder Liedervers belieben der Herr Pfar¬
rer von Scharans heut vor der Predigt ſingen zu
laſſen?“

Jenatſch erkannte ſogleich das große Haupt und
die kurzen ehrlichen Finger des Kellermeiſters Fauſch.
„Ei, Du biſt zu fett für eine Kirchenmaus!“ rief er
ihm zu, „doch mein Verslein ſollſt Du haben:

Selig lebt und freudig ſtirbt
Wen die Lieb' umfangen! . . .
Das laß mir ſingen.“ —

Der Kellermeiſter warf einen liſtig beobachtenden

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[403/0413] mals dorthin zurück! Du bleibſt bei mir auf ewig! Wir verreiten noch heute nach Davos! — Jetzt aber zum Reigen!“ — Im Saale erklang eine rauſchende wilde Tanz¬ weiſe. Jenatſch löſte ſeinen Degengurt, warf die Waffe auf einen Sitz und umfaßte Lucretia feſter. Ihre Augen hafteten ſtarr an der Thür, wo, hereinblickend, verlarvte Geſtalten ſich drängten. Sie hatte die ſcharfe widrige Stimme Rudolfs vernommen. Jetzt ſtellte ſich eine kleine Ungeſtalt im langen ſchwarzen Rocke eines Küſters mit lächerlichen Bücklingen vor den Oberſten. Die Schiefertafel in der einen, ein Stück Kreide in der andern Hand, fragte ſie näſelnd: „Welchen Pſalm oder Liedervers belieben der Herr Pfar¬ rer von Scharans heut vor der Predigt ſingen zu laſſen?“ Jenatſch erkannte ſogleich das große Haupt und die kurzen ehrlichen Finger des Kellermeiſters Fauſch. „Ei, Du biſt zu fett für eine Kirchenmaus!“ rief er ihm zu, „doch mein Verslein ſollſt Du haben: Selig lebt und freudig ſtirbt Wen die Lieb' umfangen! . . . Das laß mir ſingen.“ — Der Kellermeiſter warf einen liſtig beobachtenden 26*

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/413>, abgerufen am 24.11.2024.