Nebel gedämpft, dem Ohre kaum vernehmbar . . . Jetzt löste sich von dem fernen Rauschen ein leiser heller Ton ab, ein Geklingel, das nun verwehte -- und nun nach einer Pause deutlicher emporstieg. Wieder verklang es und hub von Neuem wieder an, diesmal näher und lauter, als kröche es die Bergwand herauf, den Win¬ dungen eines Pfades folgend. -- Lange horchte Waser wie im Traume diesem lieblich unheimlichen Bergwunder zu; jetzt aber schlug der Ton von Menschenstimmen an sein Ohr. Offenbar waren es Reiter oder Säumer, die ihre Thiere antrieben, und -- sein Schluß war rasch gezogen -- die vom Wirthe erwarteten Gäste.
Er legte sich flach auf die Erde, um nicht sichtbar zu werden. Er wollte wissen, wer ihn seines Nacht¬ lagers beraube. Nach geraumer Zeit erreichten zwei Maulthiere die Höhe, zwei Reiter sprangen ab, offenbar Herr und Diener, bestürmten mit einigen harten Schlä¬ gen das sofort sich öffnende Thor und wurden vom Wirthe diensteifrig in das noch immer erleuchtete Haus geführt.
Unwille und Neugier stachelten den jungen Zürcher. Wie neubelebt sprang er auf und umschlich die geheim¬ nißvolle Festung. Er erinnerte sich des Feuerscheins, der ihm bei der Ankunft entgegengeleuchtet und der nicht von der Hofseite gekommen sein konnte. Richtig, da
Meyer, Georg Jenatsch. 3
Nebel gedämpft, dem Ohre kaum vernehmbar . . . Jetzt löſte ſich von dem fernen Rauſchen ein leiſer heller Ton ab, ein Geklingel, das nun verwehte — und nun nach einer Pauſe deutlicher emporſtieg. Wieder verklang es und hub von Neuem wieder an, diesmal näher und lauter, als kröche es die Bergwand herauf, den Win¬ dungen eines Pfades folgend. — Lange horchte Waſer wie im Traume dieſem lieblich unheimlichen Bergwunder zu; jetzt aber ſchlug der Ton von Menſchenſtimmen an ſein Ohr. Offenbar waren es Reiter oder Säumer, die ihre Thiere antrieben, und — ſein Schluß war raſch gezogen — die vom Wirthe erwarteten Gäſte.
Er legte ſich flach auf die Erde, um nicht ſichtbar zu werden. Er wollte wiſſen, wer ihn ſeines Nacht¬ lagers beraube. Nach geraumer Zeit erreichten zwei Maulthiere die Höhe, zwei Reiter ſprangen ab, offenbar Herr und Diener, beſtürmten mit einigen harten Schlä¬ gen das ſofort ſich öffnende Thor und wurden vom Wirthe dienſteifrig in das noch immer erleuchtete Haus geführt.
Unwille und Neugier ſtachelten den jungen Zürcher. Wie neubelebt ſprang er auf und umſchlich die geheim¬ nißvolle Feſtung. Er erinnerte ſich des Feuerſcheins, der ihm bei der Ankunft entgegengeleuchtet und der nicht von der Hofſeite gekommen ſein konnte. Richtig, da
Meyer, Georg Jenatſch. 3
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Nebel gedämpft, dem Ohre kaum vernehmbar . . . Jetzt
löſte ſich von dem fernen Rauſchen ein leiſer heller Ton
ab, ein Geklingel, das nun verwehte — und nun nach
einer Pauſe deutlicher emporſtieg. Wieder verklang es
und hub von Neuem wieder an, diesmal näher und
lauter, als kröche es die Bergwand herauf, den Win¬
dungen eines Pfades folgend. — Lange horchte Waſer
wie im Traume dieſem lieblich unheimlichen Bergwunder
zu; jetzt aber ſchlug der Ton von Menſchenſtimmen an
ſein Ohr. Offenbar waren es Reiter oder Säumer, die
ihre Thiere antrieben, und — ſein Schluß war raſch
gezogen — die vom Wirthe erwarteten Gäſte.
Er legte ſich flach auf die Erde, um nicht ſichtbar
zu werden. Er wollte wiſſen, wer ihn ſeines Nacht¬
lagers beraube. Nach geraumer Zeit erreichten zwei
Maulthiere die Höhe, zwei Reiter ſprangen ab, offenbar
Herr und Diener, beſtürmten mit einigen harten Schlä¬
gen das ſofort ſich öffnende Thor und wurden vom
Wirthe dienſteifrig in das noch immer erleuchtete Haus
geführt.
Unwille und Neugier ſtachelten den jungen Zürcher.
Wie neubelebt ſprang er auf und umſchlich die geheim¬
nißvolle Feſtung. Er erinnerte ſich des Feuerſcheins,
der ihm bei der Ankunft entgegengeleuchtet und der nicht
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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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