Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

verjagung der Königen und Königischen/ an dero Statt sürohin zwej burgermeister regieren müßten/ deren die ersten waren Junius Brutus und L. Tarqvinius Die Rathsherren patres conscripti genand/ waren bej 300. Da gleichwol die Königischen noch immer dar sich regten/ und mit hülff der jungen mannschafft in Rom (darum auch deß Bruti beide Söhn hingerichtet worden) vil ungelegenheits gemacht/ bis der krieg erfolgt/ und der Hetrurische König Porsenna die Tarqvinier wolte verthädigen/ welcher mit seinem in die Statt Rom eingefallenem Kriegs - Volk/ allein von Horatio solle zurukgehalten worden sein/ bis die Bruggen hinder ihm über die Tiber geworffen ward.

Bunderlich gemerezeichen/ welches Tarqvinius seinem Sohn gab. Es waren dise Tarqvinij böse leüt und blutdürstig/ welche gleich den Füchsen zum regiment eingeschlichen/ haben geregiert alß Lömen/ darum sie auch gestorben wie die hünde/ laut jenem sprüchwort/ so wegen eines anderen in Rom von den seinen erzehlet wird. Auff eine zeit hat sich Sextus Tarqvinius mit list der Statt Gabij bemächtiget/ dessetwegen von sei nem Vatter Lucio Tarqvinio Superbo, begerte zu wissen was zu thun? Der Vatter spazierte in seinem lustgarten/ sahe den botten an/ bab ihm aber kein mundliche antwort/ sonders thate nichts anbers/ dann mit dem stab/ so er in den händen hatte/ machenhaupter abschlagen/ und schikte mit diser weis und geberd den botten wider fort. So bald der bott / ohnwüssend die bedeütnuß dessen/ dem Sohn wider bringt/ kein wort habe der Vatter geredt/ alß das er bemeltes gewächs umgeschlagen/ vermerkte den Sohn wol/ daß er müßte die vornemsten bej dem Kopf nemmen.

Die Sibyllen von Chum bringet9[unleserliches Material]. bucher für Tarqviniun Für disem Tarqvinio solle sich auch das begeben haben mit der Sibylla Cumaea, welche 9. Bücher/ in zimlichem preis angeschlagen/ dem König für legte/ und alß er den werth für zu hoch geachtet/ hat sie 3. datvon alsobald verbrandt/ und die übrigen 6. eben in solchem thun gehalten. Der König will aber nit daran/ darauf sie wider 3. verbrandt und die 3. übrigen in bemeltem ersten preis geachtet. Der König endlich name solche bücher und ließ sie wol verwahren/ durch hierzu verordnete Männer/ sind auch lang im Capaitolio zu Rom auffgehalten worden.

Cajus Mutius Scaevola. Denkwürdig ist auch die geschicht / welche sich in wehrend disen händlen zugetragen. Weilen Porsenna auß anstifften der Tarqvi-

verjagung der Königen und Königischen/ an dero Statt sürohin zwej burgermeister regieren müßten/ deren die ersten waren Junius Brutus und L. Tarqvinius Die Rathsherren patres conscripti genand/ waren bej 300. Da gleichwol die Königischen noch immer dar sich regten/ und mit hülff der jungen mañschafft in Rom (darum auch deß Bruti beide Söhn hingerichtet worden) vil ungelegenheits gemacht/ bis der krieg erfolgt/ und der Hetrurische König Porsenna die Tarqvinier wolte verthädigen/ welcher mit seinem in die Statt Rom eingefallenem Kriegs - Volk/ allein von Horatio solle zurukgehalten worden sein/ bis die Bruggen hinder ihm über die Tiber geworffen ward.

Bunderlich gemerezeichen/ welches Tarqvinius seinem Sohn gab. Es waren dise Tarqvinij böse leüt und blutdürstig/ welche gleich den Füchsen zum regiment eingeschlichen/ haben geregiert alß Lömen/ darum sie auch gestorben wie die hünde/ laut jenem sprüchwort/ so wegen eines anderen in Rom von den seinen erzehlet wird. Auff eine zeit hat sich Sextus Tarqvinius mit list der Statt Gabij bemächtiget/ dessetwegen von sei nem Vatter Lucio Tarqvinio Superbo, begerte zu wissen was zu thun? Der Vatter spazierte in seinem lustgarten/ sahe den botten an/ bab ihm aber kein mundliche antwort/ sonders thate nichts anbers/ dann mit dem stab/ so er in den händen hatte/ machenhaupter abschlagen/ und schikte mit diser weis und geberd den botten wider fort. So bald der bott / ohnwüssend die bedeütnuß dessen/ dem Sohn wider bringt/ kein wort habe der Vatter geredt/ alß das er bemeltes gewächs umgeschlagen/ vermerkte den Sohn wol/ daß er müßte die vornemsten bej dem Kopf nem̃en.

Die Sibyllen von Chum bringet9[unleserliches Material]. bucher für Tarqviniũ Für disem Tarqvinio solle sich auch das begeben haben mit der Sibylla Cumaea, welche 9. Bücher/ in zimlichem preis angeschlagen/ dem König für legte/ und alß er den werth für zu hoch geachtet/ hat sie 3. datvon alsobald verbrandt/ und die übrigen 6. eben in solchem thun gehalten. Der König will aber nit daran/ darauf sie wider 3. verbrandt und die 3. übrigen in bemeltem erstẽ preis geachtet. Der König endlich name solche bücher und ließ sie wol verwahren/ durch hierzu verordnete Männer/ sind auch lang im Capaitolio zu Rom auffgehalten worden.

Cajus Mutius Scaevola. Denkwürdig ist auch die geschicht / welche sich in wehrend disen händlen zugetragen. Weilen Porsenna auß anstifften der Tarqvi-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0100" n="70"/>
verjagung der Königen und Königischen/ an            dero Statt sürohin zwej burgermeister regieren müßten/ deren die ersten waren Junius            Brutus und L. Tarqvinius Die Rathsherren patres conscripti genand/ waren bej 300. Da            gleichwol die Königischen noch immer dar sich regten/ und mit hülff der jungen            man&#x0303;schafft in Rom (darum auch deß Bruti beide Söhn hingerichtet worden) vil            ungelegenheits gemacht/ bis der krieg erfolgt/ und der Hetrurische König Porsenna die            Tarqvinier wolte verthädigen/ welcher mit seinem in die Statt Rom eingefallenem Kriegs -            Volk/ allein von Horatio solle zurukgehalten worden sein/ bis die Bruggen hinder ihm            über die Tiber geworffen ward.</p>
        <p><note place="left">Bunderlich gemerezeichen/ welches Tarqvinius seinem Sohn gab.</note>            Es waren dise Tarqvinij böse leüt und blutdürstig/ welche gleich den Füchsen zum regiment            eingeschlichen/ haben geregiert alß Lömen/ darum sie auch gestorben wie die hünde/ laut            jenem sprüchwort/ so wegen eines anderen in Rom von den seinen erzehlet wird. Auff eine            zeit hat sich Sextus Tarqvinius mit list der Statt Gabij bemächtiget/ dessetwegen von sei            nem Vatter Lucio Tarqvinio Superbo, begerte zu wissen was zu thun? Der Vatter spazierte in            seinem lustgarten/ sahe den botten an/ bab ihm aber kein mundliche antwort/ sonders            thate nichts anbers/ dann mit dem stab/ so er in den händen hatte/ machenhaupter            abschlagen/ und schikte mit diser weis und geberd den botten wider fort. So bald der bott           / ohnwüssend die bedeütnuß dessen/ dem Sohn wider bringt/ kein wort habe der Vatter            geredt/ alß das er bemeltes gewächs umgeschlagen/ vermerkte den Sohn wol/ daß er müßte            die vornemsten bej dem Kopf nem&#x0303;en.</p>
        <p><note place="left">Die Sibyllen von Chum bringet9<gap reason="illegible"/>. bucher für Tarqviniu&#x0303;</note>            Für disem Tarqvinio solle sich auch das begeben haben mit der Sibylla Cumaea, welche 9.            Bücher/ in zimlichem preis angeschlagen/ dem König für legte/ und alß er den werth für            zu hoch geachtet/ hat sie 3. datvon alsobald verbrandt/ und die übrigen 6. eben in            solchem thun gehalten. Der König will aber nit daran/ darauf sie wider 3. verbrandt und            die 3. übrigen in bemeltem erste&#x0303; preis geachtet. Der König endlich name solche            bücher und ließ sie wol verwahren/ durch hierzu verordnete Männer/ sind auch lang im            Capaitolio zu Rom auffgehalten worden.</p>
        <p><note place="left">Cajus Mutius Scaevola.</note> Denkwürdig ist auch die geschicht /            welche sich in wehrend disen händlen zugetragen. Weilen Porsenna auß anstifften der            Tarqvi-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0100] verjagung der Königen und Königischen/ an dero Statt sürohin zwej burgermeister regieren müßten/ deren die ersten waren Junius Brutus und L. Tarqvinius Die Rathsherren patres conscripti genand/ waren bej 300. Da gleichwol die Königischen noch immer dar sich regten/ und mit hülff der jungen mañschafft in Rom (darum auch deß Bruti beide Söhn hingerichtet worden) vil ungelegenheits gemacht/ bis der krieg erfolgt/ und der Hetrurische König Porsenna die Tarqvinier wolte verthädigen/ welcher mit seinem in die Statt Rom eingefallenem Kriegs - Volk/ allein von Horatio solle zurukgehalten worden sein/ bis die Bruggen hinder ihm über die Tiber geworffen ward. Es waren dise Tarqvinij böse leüt und blutdürstig/ welche gleich den Füchsen zum regiment eingeschlichen/ haben geregiert alß Lömen/ darum sie auch gestorben wie die hünde/ laut jenem sprüchwort/ so wegen eines anderen in Rom von den seinen erzehlet wird. Auff eine zeit hat sich Sextus Tarqvinius mit list der Statt Gabij bemächtiget/ dessetwegen von sei nem Vatter Lucio Tarqvinio Superbo, begerte zu wissen was zu thun? Der Vatter spazierte in seinem lustgarten/ sahe den botten an/ bab ihm aber kein mundliche antwort/ sonders thate nichts anbers/ dann mit dem stab/ so er in den händen hatte/ machenhaupter abschlagen/ und schikte mit diser weis und geberd den botten wider fort. So bald der bott / ohnwüssend die bedeütnuß dessen/ dem Sohn wider bringt/ kein wort habe der Vatter geredt/ alß das er bemeltes gewächs umgeschlagen/ vermerkte den Sohn wol/ daß er müßte die vornemsten bej dem Kopf nem̃en. Bunderlich gemerezeichen/ welches Tarqvinius seinem Sohn gab. Für disem Tarqvinio solle sich auch das begeben haben mit der Sibylla Cumaea, welche 9. Bücher/ in zimlichem preis angeschlagen/ dem König für legte/ und alß er den werth für zu hoch geachtet/ hat sie 3. datvon alsobald verbrandt/ und die übrigen 6. eben in solchem thun gehalten. Der König will aber nit daran/ darauf sie wider 3. verbrandt und die 3. übrigen in bemeltem erstẽ preis geachtet. Der König endlich name solche bücher und ließ sie wol verwahren/ durch hierzu verordnete Männer/ sind auch lang im Capaitolio zu Rom auffgehalten worden. Die Sibyllen von Chum bringet9_ . bucher für Tarqviniũ Denkwürdig ist auch die geschicht / welche sich in wehrend disen händlen zugetragen. Weilen Porsenna auß anstifften der Tarqvi- Cajus Mutius Scaevola.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/100
Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/100>, abgerufen am 21.11.2024.