Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Demnach nun die belägerte aller vilfältigen ausfällen ungeachtet/ (davon sie underweilen auch mit blutigen köpfen widerum heim gelangt /) fast die fürnemste bollwerk verlohren / (wiewol die Spannier vorher etliche Lufft-sprünge/ wegen verborgener Minen/ thun müssen) und vermerket/ daß die Spannische die alte statt/ bei der alten Kirchen undergraben: daher sie zu beförchten hatten/ die See dörffte noch mehr einbrechen/ und schaden thun: als gaben sie den herren Staden solche gefahr zu erkennen. Mit derer freistellung dann der Gubernator alsbald angefangen/ das beste geschüz/ Munition/ und was an Proviant übrig / in die schiffe zu laden/ auch die personen/ welche den accord beschweren möchten/ als Predicanten/ Ingenieurs/ Vberläuffer/ Büchsenmeister sc. hinweg geschikt: und mit dem Don Spinola/ angefangen zu accordiren. Worauff/ nach beschlossenem Accord/ den 22. Septembris 1604. die besazung in 3000. Mann stark außgezogen. Man sagt/ daß man vor Schluis bei einem erschlagenen gefunden ein register/ darinn die anzahl aller Colonellen/ hauptleut/ und gemeiner soldaten/ so vor Ostende gebliben / auffge zeichnet gewesen: und habe sich beloffen auff acht und sibenzig tausend/ hundert und vier und zwanzig mann. Etliche-haben auch von denen in der statt geblibenen eine über die maß grosse summa verzeichnet. Daß also billich ein hoher Officirer gesprochen: solche belägerungen wären grosser herren Kirchhäfe. Biron hinge richtet. Anno 1602. den 12 und 22 Julij wurde der gewaltige Marschalk Biron zu Paris hingericht/ damit es also hergangen. Nachdem der Franzoß/ Nahmens de la Fin/ dem König in Frankrich die Verbündniß des Herren von Biron mit den Spanischern/ entdeket: hat der König diesen zu sich nach Fontainebleau beruffen/ ihn/ nachdem er angekommen/ freundlich empfangen/ und im Gespräch/ under andern/ gebeten und ersucht: er wolte doch bekennen/ was für heimliche Anschläge er mit Spanien und Savojen hätte: mit angehengtem Königlichem Versprechen/ da ers rundaus würde bekenne/ solte alles vergeben und vergessen bleiben. Aber Biron läugnete es aufs höchste: und ward darauf vom Grafen von Soisson/ dem solches der König anbefohlen/ zum Nachtessen geführt/ da er sich über Tisch ganz schwermütig erzeigt. Donnerstags den 13. Julij/ hat ihm der König abermals solches vorgehalten; er that eben wie vor/ wieder stark verneinet/ und sich hochverschworen. Nach geendtem Abendessen sieng die Königinn/ mit dem von Biron zu spielen: der König aber gieng mitlerweile im Gemach herum spaziren/ und fragte: Wer da gewönne? Als man antwortete: der von Biron: sprach er: Ich hab auch ein Spiel vor mir/ und verhoff es auch zu gewinnen. Als es um die Demnach nun die belägerte aller vilfältigen ausfällen ungeachtet/ (davon sie underweilen auch mit blutigen köpfen widerum heim gelangt /) fast die fürnemste bollwerk verlohren / (wiewol die Spannier vorher etliche Lufft-sprünge/ wegen verborgener Minen/ thun müssen) und vermerket/ daß die Spannische die alte statt/ bei der alten Kirchen undergraben: daher sie zu beförchten hatten/ die See dörffte noch mehr einbrechen/ und schaden thun: als gaben sie den herren Staden solche gefahr zu erkennen. Mit derer freistellung dann der Gubernator alsbald angefangen/ das beste geschüz/ Munition/ und was an Proviant übrig / in die schiffe zu laden/ auch die personen/ welche den accord beschweren möchten/ als Predicanten/ Ingenieurs/ Vberläuffer/ Büchsenmeister sc. hinweg geschikt: und mit dem Don Spinola/ angefangen zu accordiren. Worauff/ nach beschlossenem Accord/ den 22. Septembris 1604. die besazung in 3000. Mann stark außgezogen. Man sagt/ daß man vor Schluis bei einem erschlagenen gefunden ein register/ darinn die anzahl aller Colonellen/ hauptleut/ und gemeiner soldaten/ so vor Ostende gebliben / auffge zeichnet gewesen: und habe sich beloffen auff acht und sibenzig tausend/ hundert und vier und zwanzig mann. Etliche-haben auch von denen in der statt geblibenen eine über die maß grosse summa verzeichnet. Daß also billich ein hoher Officirer gesprochen: solche belägerungen wären grosser herren Kirchhäfe. Biron hinge richtet. Anno 1602. den 12 und 22 Julij wurde der gewaltige Marschalk Biron zu Paris hingericht/ damit es also hergangen. Nachdem der Franzoß/ Nahmens de la Fin/ dem König in Frankrich die Verbündniß des Herren von Biron mit den Spanischern/ entdeket: hat der König diesen zu sich nach Fontainebleau beruffen/ ihn/ nachdem er angekommen/ freundlich empfangen/ und im Gespräch/ under andern/ gebeten und ersucht: er wolte doch bekennen/ was für heimliche Anschläge er mit Spanien und Savojen hätte: mit angehengtem Königlichem Versprechen/ da ers rundaus würde bekenne/ solte alles vergeben und vergessen bleiben. Aber Biron läugnete es aufs höchste: und ward darauf vom Grafen von Soisson/ dem solches der König anbefohlen/ zum Nachtessen geführt/ da er sich über Tisch ganz schwermütig erzeigt. Donnerstags den 13. Julij/ hat ihm der König abermals solches vorgehalten; er that eben wie vor/ wieder stark verneinet/ und sich hochverschworen. Nach geendtem Abendessen sieng die Königinn/ mit dem von Biron zu spielen: der König aber gieng mitlerweile im Gemach herum spaziren/ und fragte: Wer da gewönne? Als man antwortete: der von Biron: sprach er: Ich hab auch ein Spiel vor mir/ und verhoff es auch zu gewinnen. Als es um die <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0350" n="316"/> <p>Demnach nun die belägerte aller vilfältigen ausfällen ungeachtet/ (davon sie underweilen auch mit blutigen köpfen widerum heim gelangt /) fast die fürnemste bollwerk verlohren / (wiewol die Spannier vorher etliche Lufft-sprünge/ wegen verborgener Minen/ thun müssen) und vermerket/ daß die Spannische die alte statt/ bei der alten Kirchen undergraben: daher sie zu beförchten hatten/ die See dörffte noch mehr einbrechen/ und schaden thun: als gaben sie den herren Staden solche gefahr zu erkennen. Mit derer freistellung dann der Gubernator alsbald angefangen/ das beste geschüz/ Munition/ und was an Proviant übrig / in die schiffe zu laden/ auch die personen/ welche den accord beschweren möchten/ als Predicanten/ Ingenieurs/ Vberläuffer/ Büchsenmeister sc. hinweg geschikt: und mit dem Don Spinola/ angefangen zu accordiren. Worauff/ nach beschlossenem Accord/ den 22. Septembris 1604. die besazung in 3000. Mann stark außgezogen.</p> <p>Man sagt/ daß man vor Schluis bei einem erschlagenen gefunden ein register/ darinn die anzahl aller Colonellen/ hauptleut/ und gemeiner soldaten/ so vor Ostende gebliben / auffge zeichnet gewesen: und habe sich beloffen auff acht und sibenzig tausend/ hundert und vier und zwanzig mann. Etliche-haben auch von denen in der statt geblibenen eine über die maß grosse summa verzeichnet. Daß also billich ein hoher Officirer gesprochen: solche belägerungen wären grosser herren Kirchhäfe.</p> <p><note place="left">Biron hinge richtet.</note> Anno 1602. den 12 und 22 Julij wurde der gewaltige Marschalk Biron zu Paris hingericht/ damit es also hergangen.</p> <p>Nachdem der Franzoß/ Nahmens de la Fin/ dem König in Frankrich die Verbündniß des Herren von Biron mit den Spanischern/ entdeket: hat der König diesen zu sich nach Fontainebleau beruffen/ ihn/ nachdem er angekommen/ freundlich empfangen/ und im Gespräch/ under andern/ gebeten und ersucht: er wolte doch bekennen/ was für heimliche Anschläge er mit Spanien und Savojen hätte: mit angehengtem Königlichem Versprechen/ da ers rundaus würde bekenne/ solte alles vergeben und vergessen bleiben.</p> <p>Aber Biron läugnete es aufs höchste: und ward darauf vom Grafen von Soisson/ dem solches der König anbefohlen/ zum Nachtessen geführt/ da er sich über Tisch ganz schwermütig erzeigt.</p> <p>Donnerstags den 13. Julij/ hat ihm der König abermals solches vorgehalten; er that eben wie vor/ wieder stark verneinet/ und sich hochverschworen. Nach geendtem Abendessen sieng die Königinn/ mit dem von Biron zu spielen: der König aber gieng mitlerweile im Gemach herum spaziren/ und fragte: Wer da gewönne? Als man antwortete: der von Biron: sprach er: Ich hab auch ein Spiel vor mir/ und verhoff es auch zu gewinnen. Als es um die </p> </div> </body> </text> </TEI> [316/0350]
Demnach nun die belägerte aller vilfältigen ausfällen ungeachtet/ (davon sie underweilen auch mit blutigen köpfen widerum heim gelangt /) fast die fürnemste bollwerk verlohren / (wiewol die Spannier vorher etliche Lufft-sprünge/ wegen verborgener Minen/ thun müssen) und vermerket/ daß die Spannische die alte statt/ bei der alten Kirchen undergraben: daher sie zu beförchten hatten/ die See dörffte noch mehr einbrechen/ und schaden thun: als gaben sie den herren Staden solche gefahr zu erkennen. Mit derer freistellung dann der Gubernator alsbald angefangen/ das beste geschüz/ Munition/ und was an Proviant übrig / in die schiffe zu laden/ auch die personen/ welche den accord beschweren möchten/ als Predicanten/ Ingenieurs/ Vberläuffer/ Büchsenmeister sc. hinweg geschikt: und mit dem Don Spinola/ angefangen zu accordiren. Worauff/ nach beschlossenem Accord/ den 22. Septembris 1604. die besazung in 3000. Mann stark außgezogen.
Man sagt/ daß man vor Schluis bei einem erschlagenen gefunden ein register/ darinn die anzahl aller Colonellen/ hauptleut/ und gemeiner soldaten/ so vor Ostende gebliben / auffge zeichnet gewesen: und habe sich beloffen auff acht und sibenzig tausend/ hundert und vier und zwanzig mann. Etliche-haben auch von denen in der statt geblibenen eine über die maß grosse summa verzeichnet. Daß also billich ein hoher Officirer gesprochen: solche belägerungen wären grosser herren Kirchhäfe.
Anno 1602. den 12 und 22 Julij wurde der gewaltige Marschalk Biron zu Paris hingericht/ damit es also hergangen.
Biron hinge richtet. Nachdem der Franzoß/ Nahmens de la Fin/ dem König in Frankrich die Verbündniß des Herren von Biron mit den Spanischern/ entdeket: hat der König diesen zu sich nach Fontainebleau beruffen/ ihn/ nachdem er angekommen/ freundlich empfangen/ und im Gespräch/ under andern/ gebeten und ersucht: er wolte doch bekennen/ was für heimliche Anschläge er mit Spanien und Savojen hätte: mit angehengtem Königlichem Versprechen/ da ers rundaus würde bekenne/ solte alles vergeben und vergessen bleiben.
Aber Biron läugnete es aufs höchste: und ward darauf vom Grafen von Soisson/ dem solches der König anbefohlen/ zum Nachtessen geführt/ da er sich über Tisch ganz schwermütig erzeigt.
Donnerstags den 13. Julij/ hat ihm der König abermals solches vorgehalten; er that eben wie vor/ wieder stark verneinet/ und sich hochverschworen. Nach geendtem Abendessen sieng die Königinn/ mit dem von Biron zu spielen: der König aber gieng mitlerweile im Gemach herum spaziren/ und fragte: Wer da gewönne? Als man antwortete: der von Biron: sprach er: Ich hab auch ein Spiel vor mir/ und verhoff es auch zu gewinnen. Als es um die
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/350>, abgerufen am 16.07.2024. |