Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Endlich verband er die augen selbst wider/ siel zum dritten mal auff die knie/ und sprach: Mein Gott/ mein Gott/ erbarm dich meiner! Und bald darauf rieff er dem Henker: Schlag zu! welcher dann damit so willfährig und behend das seinige that/ das ihm das Haupt samt der lezten Silben solches Worts/ fast zugleich abschnitt. Seinen Cörper vegrub man zu St. Paul in der Kirchen gar schlecht/ seine Verlassenschafft ward/ von dem König / meistentheils seinen/ des Birons Freunden. Das war der traurige Beschluß des allerstreitbarsten Helden seiner Zeit. Der Leser begnuge sich mit mehrerm aus dem Thuano/ Meterano und andern. Sonsten solle disem Biron auch geweissaget worden sein/ er solte sich hüten für dem streich eines Burgunders/ nun solle sein Scharffrichter ein Burgunder gewesen sein. Jahr Christi 1603. In disem 1603. jahr starb die gottselige Königin Elisabetha in Engelland. Friden zwischen Spannien und Holand.Zwischen Spannien und den vereinbarten provinzen in Niderland wurde friden gemacht/ und die fridens-articul auffgesezet/ damit bleibten die Holänder durch Gottes gnad mit ihren sighafften waaffen / under dem geleit dapferer Helden/ freje völker/ behielten geistliche und leibliche freiheit. Traurgeschicht. Zu der zeit begabe sich ein merkliche greuliche geschicht in der Piccardi in Frankreich. Mussardus ein Edelmann begieng einen todschlag. König Heinrich citlerte denselben nach Hof durch Herzen von Morlier. Diser versahe sein Schloß und adelichen siz so gut er könte/ wolte auch den Morlier nit anhören: bis er pardon und gnad vom König brächte. Diser name aus den nächsten orten volk zu sich mit gewalt das Schloß einzunemmen. Mussard achtet dises alles nit/ obschon der Morlier der Concubinen mutter/ welche in dem Schloß ware/ hinein geschikt. Dise deß Mussart Dirn von schöner gestalt und mit welcher er ein junge tochter erzeuget/ gabe der mutter kein andere antwort/ dann daß sie wolte bei ihrem liebsten leben und sterben/ und solte sie Gott für ihre tochter bitten. Dennoch liesse Mitssard das töchterlein samt einem knecht auß dem Schloß wider zu dem von Morlier kehren. Als nun Morlier die pforten liesse petardiren/ wurden Mussard und sein concubin der sachen eins/ und Endlich verband er die augen selbst wider/ siel zum dritten mal auff die knie/ und sprach: Mein Gott/ mein Gott/ erbarm dich meiner! Und bald darauf rieff er dem Henker: Schlag zu! welcher dann damit so willfährig und behend das seinige that/ das ihm das Haupt samt der lezten Silben solches Worts/ fast zugleich abschnitt. Seinen Cörper vegrub man zu St. Paul in der Kirchen gar schlecht/ seine Verlassenschafft ward/ von dem König / meistentheils seinen/ des Birons Freunden. Das war der traurige Beschluß des allerstreitbarsten Helden seiner Zeit. Der Leser begnuge sich mit mehrerm aus dem Thuano/ Meterano und andern. Sonsten solle disem Biron auch geweissaget worden sein/ er solte sich hüten für dem streich eines Burgunders/ nun solle sein Scharffrichter ein Burgunder gewesen sein. Jahr Christi 1603. In disem 1603. jahr starb die gottselige Königin Elisabetha in Engelland. Friden zwischen Spannien und Holand.Zwischen Spannien und den vereinbarten provinzen in Niderland wurde friden gemacht/ und die fridens-articul auffgesezet/ damit bleibten die Holänder durch Gottes gnad mit ihren sighafften waaffen / under dem geleit dapferer Helden/ freje völker/ behielten geistliche und leibliche freiheit. Traurgeschicht. Zu der zeit begabe sich ein merkliche greuliche geschicht in der Piccardi in Frankreich. Mussardus ein Edelmann begieng einen todschlag. König Heinrich citlerte denselben nach Hof durch Herzen von Morlier. Diser versahe sein Schloß und adelichen siz so gut er könte/ wolte auch den Morlier nit anhören: bis er pardon und gnad vom König brächte. Diser name aus den nächsten orten volk zu sich mit gewalt das Schloß einzunemmen. Mussard achtet dises alles nit/ obschon der Morlier der Concubinen mutter/ welche in dem Schloß ware/ hinein geschikt. Dise deß Mussart Dirn von schöner gestalt und mit welcher er ein junge tochter erzeuget/ gabe der mutter kein andere antwort/ dann daß sie wolte bei ihrem liebsten leben und sterben/ und solte sie Gott für ihre tochter bitten. Dennoch liesse Mitssard das töchterlein samt einem knecht auß dem Schloß wider zu dem von Morlier kehren. Als nun Morlier die pforten liesse petardiren/ wurden Mussard und sein concubin der sachen eins/ uñ <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0354" n="320"/> <p>Endlich verband er die augen selbst wider/ siel zum dritten mal auff die knie/ und sprach: Mein Gott/ mein Gott/ erbarm dich meiner! 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Endlich verband er die augen selbst wider/ siel zum dritten mal auff die knie/ und sprach: Mein Gott/ mein Gott/ erbarm dich meiner! Und bald darauf rieff er dem Henker: Schlag zu! welcher dann damit so willfährig und behend das seinige that/ das ihm das Haupt samt der lezten Silben solches Worts/ fast zugleich abschnitt. Seinen Cörper vegrub man zu St. Paul in der Kirchen gar schlecht/ seine Verlassenschafft ward/ von dem König / meistentheils seinen/ des Birons Freunden.
Das war der traurige Beschluß des allerstreitbarsten Helden seiner Zeit. Der Leser begnuge sich mit mehrerm aus dem Thuano/ Meterano und andern.
Sonsten solle disem Biron auch geweissaget worden sein/ er solte sich hüten für dem streich eines Burgunders/ nun solle sein Scharffrichter ein Burgunder gewesen sein.
In disem 1603. jahr starb die gottselige Königin Elisabetha in Engelland.
Jahr Christi 1603. Zwischen Spannien und den vereinbarten provinzen in Niderland wurde friden gemacht/ und die fridens-articul auffgesezet/ damit bleibten die Holänder durch Gottes gnad mit ihren sighafften waaffen / under dem geleit dapferer Helden/ freje völker/ behielten geistliche und leibliche freiheit.
Friden zwischen Spannien und Holand. Zu der zeit begabe sich ein merkliche greuliche geschicht in der Piccardi in Frankreich. Mussardus ein Edelmann begieng einen todschlag. König Heinrich citlerte denselben nach Hof durch Herzen von Morlier. Diser versahe sein Schloß und adelichen siz so gut er könte/ wolte auch den Morlier nit anhören: bis er pardon und gnad vom König brächte. Diser name aus den nächsten orten volk zu sich mit gewalt das Schloß einzunemmen. Mussard achtet dises alles nit/ obschon der Morlier der Concubinen mutter/ welche in dem Schloß ware/ hinein geschikt. Dise deß Mussart Dirn von schöner gestalt und mit welcher er ein junge tochter erzeuget/ gabe der mutter kein andere antwort/ dann daß sie wolte bei ihrem liebsten leben und sterben/ und solte sie Gott für ihre tochter bitten. Dennoch liesse Mitssard das töchterlein samt einem knecht auß dem Schloß wider zu dem von Morlier kehren. Als nun Morlier die pforten liesse petardiren/ wurden Mussard und sein concubin der sachen eins/ uñ
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