Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Wer da: darum die Königschen meinten/ sie wären verahten/ und darüber verzogen/ biß der Tag aubrach/ da sie wieder zurük musten. Dieser mißlungene Anschlag ward bald von einem andern secundirt/ aber mit gleichem Krebsgängigem Fortgang. Den 13. wurden zwejhundert ausgecommandirt/ das Fort Tadon/ so den Rochellern zustund/ zu stürmen: aber dermassen empfangen das sie davon ab/ und manchen musten dahinden/ lassen. Den 8. Aprill spilte man hefftig aus groben Stüken und mit Feuer Ballen in die Stadt / davon das Spittal in Brand kam/ aber wieder gelöschet ward: denn die in der Statt stelleten Leute auf den Thürnen/ die den Fall solcher Feuer-Ballen verwaren und anzeigen musten. Ehe nun der König fernern Gewalt brauchte/ ließ er den Belägerten durch einen Herold vor noch eins Gnade anbieten/ und die Stadt auf fordern: Aber sie/ welche sich des Englischen Succurses (der doch allbereit einmal gefehlet hatte) getrösteten: gaben truzigen Bescheid: Sie begehreten deß angebotenen Accords/ nicht: sondern wolten sich wehren bis auf den lezten Mann. Hierauf wusterte der König seine Armee/ die 25000 Mann zu Lande stark befunden ward. Die Schiff-Armada bestund aus 26. Kriegs-Schiffen/ samt vielen Barken/ Galeoten/ Ponten/ Schaloupen/ und dergleichen: welche die Einfahrt in den Canal verwehrten. Den 11. Maj Abends zwjschen vier und fünff Vbren/ ließ sich die Englische Flotte bliken. Sie hatte vier Ramberger/ (sieben grosse Kriegs Schiffe/ Köler genannt) zwanzig geladene Proviant-Schiffe/ jedes von hundert Lasten: etliche Brand-Schiff/ zwanzig Barken von fünff und zwanzig/ dreissg und vierzig Lasten/ auch mit Proviant geladen: worüber der Graf von Ambik General war. Diese Flotte ward von einer Königlichen Batterej von neun Carthaunen bew Ukommt/ und nicht wenig beschädigt/ und weil sie alles versuchens ungeachtet/ nicht durch den Canal kommen konte/ muste wieder abweichen. Der König hoffte solcher Englischer Abzug solte die Rocheller zum Creuz kriechen machen / das sie Gnade suchen: aber umsonst. Sie incommodirten ihn je länger je mehr mit ihrem starkem heraus schiessen. Den 24. Maj wolten sie abermals etliche Weiber und andre zarte personen heraus schaffen: der König aber wolt keinen Paß geben/ damit der Hunger bej ihnen zunähme: Ließ auch alle Feldfrüchte ihnen vor der Nasen abschneiden: worauf sie hefftig heraus feurten. Zu Anfang des Augusti ward der Hunger in der Stadt so groß/ das nicht allein kein Brod mehr zubekommen: sondern auch alle Pferd/ Hund/ Kazen/ Razen/ und Mäuse aufgezehrt waren / und man Brej von Leder/ Sejffen und Zuker machen muste/ damit sich die Belägerten ein Zeitlang erhielten. Erliche lieffen aus der Stadt/ und samleten Schneken und Muscheln. Welches/ wann es der König mit etlichen Musquetiern verhindern wolte/ offt ein hartes Treffen verursachte/ und gar theures Essen war. So wurden auch die in der Stadt nicht wenig mit Vneinigkeit und Anffruhr: die Königschen hingegen mit vielen regierenden Krankheiten geplagt. Wer da: darum die Königschen meinten/ sie wären verahten/ und darüber verzogen/ biß der Tag aubrach/ da sie wieder zurük musten. Dieser mißlungene Anschlag ward bald von einem andern secundirt/ aber mit gleichem Krebsgängigem Fortgang. Den 13. wurden zwejhundert ausgecom̃andirt/ das Fort Tadon/ so den Rochellern zustund/ zu stürmen: aber dermassen empfangen das sie davon ab/ und manchen musten dahinden/ lassen. Den 8. Aprill spilte man hefftig aus groben Stüken und mit Feuer Ballen in die Stadt / davon das Spittal in Brand kam/ aber wieder gelöschet ward: denn die in der Statt stelleten Leute auf den Thürnen/ die den Fall solcher Feuer-Ballen verwaren und anzeigen musten. Ehe nun der König fernern Gewalt brauchte/ ließ er den Belägerten durch einen Herold vor noch eins Gnade anbieten/ und die Stadt auf fordern: Aber sie/ welche sich des Englischen Succurses (der doch allbereit einmal gefehlet hatte) getrösteten: gaben truzigen Bescheid: Sie begehreten deß angebotenen Accords/ nicht: sondern wolten sich wehren bis auf den lezten Mann. Hierauf wusterte der König seine Armee/ die 25000 Mann zu Lande stark befunden ward. Die Schiff-Armada bestund aus 26. Kriegs-Schiffen/ samt vielen Barken/ Galeoten/ Ponten/ Schaloupen/ und dergleichen: welche die Einfahrt in den Canal verwehrten. Den 11. Maj Abends zwjschen vier und fünff Vbren/ ließ sich die Englische Flotte bliken. Sie hatte vier Ramberger/ (sieben grosse Kriegs Schiffe/ Köler genannt) zwanzig geladene Proviant-Schiffe/ jedes von hundert Lasten: etliche Brand-Schiff/ zwanzig Barken von fünff und zwanzig/ dreissg und vierzig Lasten/ auch mit Proviant geladen: worüber der Graf von Ambik General war. Diese Flotte ward von einer Königlichen Batterej von neun Carthaunen bew Ukommt/ und nicht wenig beschädigt/ und weil sie alles versuchens ungeachtet/ nicht durch den Canal kommen konte/ muste wieder abweichen. Der König hoffte solcher Englischer Abzug solte die Rocheller zum Creuz kriechen machen / das sie Gnade suchen: aber umsonst. Sie incommodirten ihn je länger je mehr mit ihrem starkem heraus schiessen. Den 24. Maj wolten sie abermals etliche Weiber und andre zarte personen heraus schaffen: der König aber wolt keinen Paß geben/ damit der Hunger bej ihnen zunähme: Ließ auch alle Feldfrüchte ihnen vor der Nasen abschneiden: worauf sie hefftig heraus feurten. Zu Anfang des Augusti ward der Hunger in der Stadt so groß/ das nicht allein kein Brod mehr zubekommen: sondern auch alle Pferd/ Hund/ Kazen/ Razen/ und Mäuse aufgezehrt waren / und man Brej von Leder/ Sejffen und Zuker machen muste/ damit sich die Belägerten ein Zeitlang erhielten. Erliche lieffen aus der Stadt/ und samleten Schneken und Muscheln. Welches/ wann es der König mit etlichen Musquetiern verhindern wolte/ offt ein hartes Treffen verursachte/ und gar theures Essen war. So wurden auch die in der Stadt nicht wenig mit Vneinigkeit und Anffruhr: die Königschen hingegen mit vielen regierenden Krankheiten geplagt. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0375" n="339"/> Wer da: darum die Königschen meinten/ sie wären verahten/ und darüber verzogen/ biß der Tag aubrach/ da sie wieder zurük musten. Dieser mißlungene Anschlag ward bald von einem andern secundirt/ aber mit gleichem Krebsgängigem Fortgang.</p> <p>Den 13. wurden zwejhundert ausgecom̃andirt/ das Fort Tadon/ so den Rochellern zustund/ zu stürmen: aber dermassen empfangen das sie davon ab/ und manchen musten dahinden/ lassen.</p> <p>Den 8. Aprill spilte man hefftig aus groben Stüken und mit Feuer Ballen in die Stadt / davon das Spittal in Brand kam/ aber wieder gelöschet ward: denn die in der Statt stelleten Leute auf den Thürnen/ die den Fall solcher Feuer-Ballen verwaren und anzeigen musten.</p> <p>Ehe nun der König fernern Gewalt brauchte/ ließ er den Belägerten durch einen Herold vor noch eins Gnade anbieten/ und die Stadt auf fordern: Aber sie/ welche sich des Englischen Succurses (der doch allbereit einmal gefehlet hatte) getrösteten: gaben truzigen Bescheid: Sie begehreten deß angebotenen Accords/ nicht: sondern wolten sich wehren bis auf den lezten Mann. Hierauf wusterte der König seine Armee/ die 25000 Mann zu Lande stark befunden ward. Die Schiff-Armada bestund aus 26. Kriegs-Schiffen/ samt vielen Barken/ Galeoten/ Ponten/ Schaloupen/ und dergleichen: welche die Einfahrt in den Canal verwehrten.</p> <p>Den 11. Maj Abends zwjschen vier und fünff Vbren/ ließ sich die Englische Flotte bliken. Sie hatte vier Ramberger/ (sieben grosse Kriegs Schiffe/ Köler genannt) zwanzig geladene Proviant-Schiffe/ jedes von hundert Lasten: etliche Brand-Schiff/ zwanzig Barken von fünff und zwanzig/ dreissg und vierzig Lasten/ auch mit Proviant geladen: worüber der Graf von Ambik General war. Diese Flotte ward von einer Königlichen Batterej von neun Carthaunen bew Ukommt/ und nicht wenig beschädigt/ und weil sie alles versuchens ungeachtet/ nicht durch den Canal kommen konte/ muste wieder abweichen.</p> <p>Der König hoffte solcher Englischer Abzug solte die Rocheller zum Creuz kriechen machen / das sie Gnade suchen: aber umsonst. Sie incommodirten ihn je länger je mehr mit ihrem starkem heraus schiessen.</p> <p>Den 24. Maj wolten sie abermals etliche Weiber und andre zarte personen heraus schaffen: der König aber wolt keinen Paß geben/ damit der Hunger bej ihnen zunähme: Ließ auch alle Feldfrüchte ihnen vor der Nasen abschneiden: worauf sie hefftig heraus feurten. Zu Anfang des Augusti ward der Hunger in der Stadt so groß/ das nicht allein kein Brod mehr zubekommen: sondern auch alle Pferd/ Hund/ Kazen/ Razen/ und Mäuse aufgezehrt waren / und man Brej von Leder/ Sejffen und Zuker machen muste/ damit sich die Belägerten ein Zeitlang erhielten. Erliche lieffen aus der Stadt/ und samleten Schneken und Muscheln. Welches/ wann es der König mit etlichen Musquetiern verhindern wolte/ offt ein hartes Treffen verursachte/ und gar theures Essen war. So wurden auch die in der Stadt nicht wenig mit Vneinigkeit und Anffruhr: die Königschen hingegen mit vielen regierenden Krankheiten geplagt.</p> </div> </body> </text> </TEI> [339/0375]
Wer da: darum die Königschen meinten/ sie wären verahten/ und darüber verzogen/ biß der Tag aubrach/ da sie wieder zurük musten. Dieser mißlungene Anschlag ward bald von einem andern secundirt/ aber mit gleichem Krebsgängigem Fortgang.
Den 13. wurden zwejhundert ausgecom̃andirt/ das Fort Tadon/ so den Rochellern zustund/ zu stürmen: aber dermassen empfangen das sie davon ab/ und manchen musten dahinden/ lassen.
Den 8. Aprill spilte man hefftig aus groben Stüken und mit Feuer Ballen in die Stadt / davon das Spittal in Brand kam/ aber wieder gelöschet ward: denn die in der Statt stelleten Leute auf den Thürnen/ die den Fall solcher Feuer-Ballen verwaren und anzeigen musten.
Ehe nun der König fernern Gewalt brauchte/ ließ er den Belägerten durch einen Herold vor noch eins Gnade anbieten/ und die Stadt auf fordern: Aber sie/ welche sich des Englischen Succurses (der doch allbereit einmal gefehlet hatte) getrösteten: gaben truzigen Bescheid: Sie begehreten deß angebotenen Accords/ nicht: sondern wolten sich wehren bis auf den lezten Mann. Hierauf wusterte der König seine Armee/ die 25000 Mann zu Lande stark befunden ward. Die Schiff-Armada bestund aus 26. Kriegs-Schiffen/ samt vielen Barken/ Galeoten/ Ponten/ Schaloupen/ und dergleichen: welche die Einfahrt in den Canal verwehrten.
Den 11. Maj Abends zwjschen vier und fünff Vbren/ ließ sich die Englische Flotte bliken. Sie hatte vier Ramberger/ (sieben grosse Kriegs Schiffe/ Köler genannt) zwanzig geladene Proviant-Schiffe/ jedes von hundert Lasten: etliche Brand-Schiff/ zwanzig Barken von fünff und zwanzig/ dreissg und vierzig Lasten/ auch mit Proviant geladen: worüber der Graf von Ambik General war. Diese Flotte ward von einer Königlichen Batterej von neun Carthaunen bew Ukommt/ und nicht wenig beschädigt/ und weil sie alles versuchens ungeachtet/ nicht durch den Canal kommen konte/ muste wieder abweichen.
Der König hoffte solcher Englischer Abzug solte die Rocheller zum Creuz kriechen machen / das sie Gnade suchen: aber umsonst. Sie incommodirten ihn je länger je mehr mit ihrem starkem heraus schiessen.
Den 24. Maj wolten sie abermals etliche Weiber und andre zarte personen heraus schaffen: der König aber wolt keinen Paß geben/ damit der Hunger bej ihnen zunähme: Ließ auch alle Feldfrüchte ihnen vor der Nasen abschneiden: worauf sie hefftig heraus feurten. Zu Anfang des Augusti ward der Hunger in der Stadt so groß/ das nicht allein kein Brod mehr zubekommen: sondern auch alle Pferd/ Hund/ Kazen/ Razen/ und Mäuse aufgezehrt waren / und man Brej von Leder/ Sejffen und Zuker machen muste/ damit sich die Belägerten ein Zeitlang erhielten. Erliche lieffen aus der Stadt/ und samleten Schneken und Muscheln. Welches/ wann es der König mit etlichen Musquetiern verhindern wolte/ offt ein hartes Treffen verursachte/ und gar theures Essen war. So wurden auch die in der Stadt nicht wenig mit Vneinigkeit und Anffruhr: die Königschen hingegen mit vielen regierenden Krankheiten geplagt.
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/375>, abgerufen am 16.07.2024. |