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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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dem lande zu ziehen anbefehlen. Hierüber beschweret sich Chur Sachsen bei dem Fürsten von Liechtenstein.

Vnglük vor Hamburg. Den 12. Julij auff Mariae Heimsuchung abends zwischen 6 und 7 uhr/ trug sichs vor Hamburg auff der Elbe bei der neuen Mülen zu / daß Peter Jansen/ welcher mit seinem wol beladenen schiff nach Malcha willens war/ vor dem ablauff vil vornemme leute aus Hamburg auff dem schiff zu Gast hielte/ und ihnen under anderen dise ehre anthat/ daß er seiner stuke etliche lösete/ wodurch das feuer ohn versehen das Pulver ergriffe und alles/ was im schiff war erbärmlicher weise in die höhe warff/ da dann in die 40. vor nemme mans- und weibs-persohnen mit ihren kleinen noch unerzogenen kinderen elendiglich umkamen.

Carpezan last sein weib hinrichten. Der Mansfeldische Obrister Carpez an ward neben anderen Officirern von dem Mansfelder zu gast gehalten. Wie sie nun mit einander etwas bezechet waren/ ward disem Carpezan im schimpff und ernst/ ob hielte seine fran mit einem anderen zu/ angemeldet. Carpezan machte sich angesichts von hier nach seinem Ovartier/ ließ einen Prediger holen/ und sagte/ er solt sein weib absolviren/ dann sie müste sterben. Der Regiments-scharffrichter ward auch gefordert / diser erschrak/ daß er seines Obristen Weib richten solte/ stelte sich ganz weigerlich an. Die gute (ob unschuldige? weiß ich nicht) Frau/ fiel ihrem Herren dem Obristenzu füssen. Er aber voll zorns/ risse des Scharffrichters Schwert an des Scharffrichters seite aus der scheide heraus/ blössete ihr den Hals/ gleich wolte er selbst ex eqviren. Der Scharffrichter/ dem bei disem handel der muht fast entsunken war/ meinte nicht anders/ es wurde zulezt ihm auch gelten/ riß derowegen dem Obristen das richtschwert wider aus der Hand/ und hieb damit der guten Frauen ihren kopf vom Hals herunder. Hier auff ließ sie der obriste/ dem sie 5 lebendige kinder zur Welt geboren hatte/ begraben / und zog wider von dannen. Als nun diser qvasi schöner vorgegangener Actus under den leuten kund war/ wolte niemand mit disem Frauenmörder zu thun haben. Eins mals kam er in Holand / da lieffen ihm die weiber und kinder auff offentlicher gaß nach/ und hette wenig gefehlet/ daß er nicht were mit steinen zu tode geworffen worden.

Ein häpscher fund der kinder loß zu werden. Die Patricij zu Bergen in Norwegen/ damit nicht alsobald jedermann allhie zum Kauffmann wurde/ erdachten dises nicht

dem lande zu ziehen anbefehlen. Hierüber beschweret sich Chur Sachsen bei dem Fürsten von Liechtenstein.

Vnglük vor Hamburg. Den 12. Julij auff Mariae Heimsuchung abends zwischen 6 und 7 uhr/ trug sichs vor Hamburg auff der Elbe bei der neuen Mülen zu / daß Peter Jansen/ welcher mit seinem wol beladenen schiff nach Malcha willens war/ vor dem ablauff vil vornemme leute aus Hamburg auff dem schiff zu Gast hielte/ und ihnen under anderen dise ehre anthat/ daß er seiner stuke etliche lösete/ wodurch das feuer ohn versehen das Pulver ergriffe und alles/ was im schiff war erbärmlicher weise in die höhe warff/ da dann in die 40. vor nemme mans- und weibs-persohnen mit ihren kleinen noch unerzogenen kinderen elendiglich umkamen.

Carpezan last sein weib hinrichten. Der Mansfeldische Obrister Carpez an ward neben anderen Officirern von dem Mansfelder zu gast gehalten. Wie sie nun mit einander etwas bezechet waren/ ward disem Carpezan im schimpff und ernst/ ob hielte seine fran mit einem anderen zu/ angemeldet. Carpezan machte sich angesichts von hier nach seinem Ovartier/ ließ einen Prediger holen/ und sagte/ er solt sein weib absolviren/ dann sie müste sterben. Der Regiments-scharffrichter ward auch gefordert / diser erschrak/ daß er seines Obristen Weib richten solte/ stelte sich ganz weigerlich an. Die gute (ob unschuldige? weiß ich nicht) Frau/ fiel ihrem Herren dem Obristenzu füssen. Er aber voll zorns/ risse des Scharffrichters Schwert an des Scharffrichters seite aus der scheide heraus/ blössete ihr den Hals/ gleich wolte er selbst ex eqviren. Der Scharffrichter/ dem bei disem handel der muht fast entsunken war/ meinte nicht anders/ es wurde zulezt ihm auch gelten/ riß derowegen dem Obristen das richtschwert wider aus der Hand/ und hieb damit der guten Frauen ihren kopf vom Hals herunder. Hier auff ließ sie der obriste/ dem sie 5 lebendige kinder zur Welt geboren hatte/ begraben / und zog wider von dannen. Als nun diser qvasi schöner vorgegangener Actus under den leuten kund war/ wolte niemand mit disem Frauenmörder zu thun haben. Eins mals kam er in Holand / da lieffen ihm die weiber und kinder auff offentlicher gaß nach/ und hette wenig gefehlet/ daß er nicht were mit steinen zu tode geworffen worden.

Ein häpscher fund der kinder loß zu werden. Die Patricij zu Bergen in Norwegen/ damit nicht alsobald jedermann allhie zum Kauffmann wurde/ erdachten dises nicht

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        <p><note place="left">Carpezan last sein weib hinrichten.</note> Der Mansfeldische Obrister            Carpez an ward neben anderen Officirern von dem Mansfelder zu gast gehalten. Wie sie nun            mit einander etwas bezechet waren/ ward disem Carpezan im schimpff und ernst/ ob hielte            seine fran mit einem anderen zu/ angemeldet. Carpezan machte sich angesichts von hier            nach seinem Ovartier/ ließ einen Prediger holen/ und sagte/ er solt sein weib            absolviren/ dann sie müste sterben. Der Regiments-scharffrichter ward auch gefordert /            diser erschrak/ daß er seines Obristen Weib richten solte/ stelte sich ganz weigerlich            an. Die gute (ob unschuldige? weiß ich nicht) Frau/ fiel ihrem Herren dem Obristenzu            füssen. Er aber voll zorns/ risse des Scharffrichters Schwert an des Scharffrichters            seite aus der scheide heraus/ blössete ihr den Hals/ gleich wolte er selbst ex eqviren.            Der Scharffrichter/ dem bei disem handel der muht fast entsunken war/ meinte nicht            anders/ es wurde zulezt ihm auch gelten/ riß derowegen dem Obristen das richtschwert            wider aus der Hand/ und hieb damit der guten Frauen ihren kopf vom Hals herunder. Hier            auff ließ sie der obriste/ dem sie 5 lebendige kinder zur Welt geboren hatte/ begraben /            und zog wider von dannen. Als nun diser qvasi schöner vorgegangener Actus under den leuten            kund war/ wolte niemand mit disem Frauenmörder zu thun haben. Eins mals kam er in Holand           / da lieffen ihm die weiber und kinder auff offentlicher gaß nach/ und hette wenig            gefehlet/ daß er nicht were mit steinen zu tode geworffen worden.</p>
        <p><note place="left">Ein häpscher fund der kinder loß zu werden.</note> Die Patricij zu            Bergen in Norwegen/ damit nicht alsobald jedermann allhie zum Kauffmann wurde/ erdachten            dises nicht
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[346/0382] dem lande zu ziehen anbefehlen. Hierüber beschweret sich Chur Sachsen bei dem Fürsten von Liechtenstein. Den 12. Julij auff Mariae Heimsuchung abends zwischen 6 und 7 uhr/ trug sichs vor Hamburg auff der Elbe bei der neuen Mülen zu / daß Peter Jansen/ welcher mit seinem wol beladenen schiff nach Malcha willens war/ vor dem ablauff vil vornemme leute aus Hamburg auff dem schiff zu Gast hielte/ und ihnen under anderen dise ehre anthat/ daß er seiner stuke etliche lösete/ wodurch das feuer ohn versehen das Pulver ergriffe und alles/ was im schiff war erbärmlicher weise in die höhe warff/ da dann in die 40. vor nemme mans- und weibs-persohnen mit ihren kleinen noch unerzogenen kinderen elendiglich umkamen. Vnglük vor Hamburg. Der Mansfeldische Obrister Carpez an ward neben anderen Officirern von dem Mansfelder zu gast gehalten. Wie sie nun mit einander etwas bezechet waren/ ward disem Carpezan im schimpff und ernst/ ob hielte seine fran mit einem anderen zu/ angemeldet. Carpezan machte sich angesichts von hier nach seinem Ovartier/ ließ einen Prediger holen/ und sagte/ er solt sein weib absolviren/ dann sie müste sterben. Der Regiments-scharffrichter ward auch gefordert / diser erschrak/ daß er seines Obristen Weib richten solte/ stelte sich ganz weigerlich an. Die gute (ob unschuldige? weiß ich nicht) Frau/ fiel ihrem Herren dem Obristenzu füssen. Er aber voll zorns/ risse des Scharffrichters Schwert an des Scharffrichters seite aus der scheide heraus/ blössete ihr den Hals/ gleich wolte er selbst ex eqviren. Der Scharffrichter/ dem bei disem handel der muht fast entsunken war/ meinte nicht anders/ es wurde zulezt ihm auch gelten/ riß derowegen dem Obristen das richtschwert wider aus der Hand/ und hieb damit der guten Frauen ihren kopf vom Hals herunder. Hier auff ließ sie der obriste/ dem sie 5 lebendige kinder zur Welt geboren hatte/ begraben / und zog wider von dannen. Als nun diser qvasi schöner vorgegangener Actus under den leuten kund war/ wolte niemand mit disem Frauenmörder zu thun haben. Eins mals kam er in Holand / da lieffen ihm die weiber und kinder auff offentlicher gaß nach/ und hette wenig gefehlet/ daß er nicht were mit steinen zu tode geworffen worden. Carpezan last sein weib hinrichten. Die Patricij zu Bergen in Norwegen/ damit nicht alsobald jedermann allhie zum Kauffmann wurde/ erdachten dises nicht Ein häpscher fund der kinder loß zu werden.

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/382>, abgerufen am 22.11.2024.