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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Königs für eine gewunnene haupt-schlacht zu halten wäre/ wie es der König den Fürsten und Ständen berichtet hatte. Da merkte Tilly anheben/ mit wem er zu thun hätte.

Der statt Magdeburg einnam und greuliche ver wüstung. Im gegentheil galte es der statt Magdeburg/ welche einnemmung weitläuffiger muß beschriben werden/ wegen des greuels der verwüstung und denkwürdiger traurgeschichten/ so sich darbei verloffen und zugetragen/ welches von einem also beschriben wird:

Nachdem die Käiserliche Armee/ under dem Generalat des Graafen von Tylli/ im Jahr 1631. ins Stifft Magdeburg gemarchirt/ und denen Magdebürgern eine Schanz nach der andern / samt den Aussenwerten abgenommen: haben sie sich darauf mit ganzer macht hinder der Stadtwerk geleget. Deßgleichen gieng der von Pappenheim/ mit fünff Regimenten zu Fuß / über die Schiffbrut/ bej Schönbek/ welche kurz zuvor von dem General Tylli verfertiget worden/ und schlug sein Feldlager in dem roten S[unleserliches Material]e/ vor die Neustadt auf. Derwegen solche von den Magdeburgern halb eingeäschert: damit die Käiserlichen von daraus ihnen keinen Schaden zufügen möchten.

Den 24. Aprill/ Morgens frühe/ ist der Graaf von Pappenheim in die halb abgebrandte Neustadt gezogen/ hat etwann zwejhundert Mann auf der Gassen gegen der Altstadt in Bataille gefunden: auf welche er hundert Mann angehen lassen: Jene aber/ nachdem sie zwejmal Feuer gegeben/ haben sich in die Altstadt retirirt. Darauf Pappenheim an vier Orten/ gegen der Stadt angefangen Lauffgräben zu machen: woraus die Magdeburger erst recht verspürt den Ernst des Tylli/ die Stadt zu belägern: welches/ weil es ihnen vorhin nicht glaublich gewesen/ nicht wenig Kleinmühtigkeit bej ihnen ve rursacht: angesehen sie schlecht mit allerhand Noht turfft zur defension sich gefast gemacht hatten Ohnangesehn nun gleich zimlich viel Soldaten entweder entlauffen/ oder für Hunger/ und an dem Commiß Bier/ welches etliche ehrloß gebrauer und verfälschet/ gestorben/ und die Anzahl der gesunden nur in 2000. zu Fuß/ und 250. zu Pferde/ bestunde: verursachte doch die vor Augen schwebende Gefahr und Noht/ daß so wol Einwohner/ als Soldaten/ ihr bestes zu thun resolvirten/ und dazu allerhand Anstellungen machten.

Damit nun dem Feind der Muht nicht zu hoch wuchse/ ihrer vielfältigen Retiraden und verlassenen Aussenwerke halben: hielten etliche aus der Bürgerschafft und andern Officirern bej dem Obristen Falkenberg/ als Commendanten/ an/ um Erlaubniß eines Ausfalls: welches derselbe/ wegen Mangel des Volts/ anfangs schwerlich/ aber doch endlich gleichwol verstattet. Worauf auf einen Tag/ kurz nach Einnehmung der Neustadt / drej Ausfäll geschehen.

Den ersten thäte der General Major von Ambsterroth/ mit etwann vierzig Mann/ an der Neustadt/ nam dem Feind die Schanztörbe und andere Gewehr/ imgleichen Schippen und Spaden ab/ erlegte auch in dem Lauffgraben sechzehen Mann/ und brachte zwej Gefangene ein.

Königs für eine gewunnene haupt-schlacht zu halten wäre/ wie es der König den Fürsten und Ständen berichtet hatte. Da merkte Tilly anheben/ mit wem er zu thun hätte.

Der statt Magdeburg einnam und greuliche ver wüstung. Im gegentheil galte es der statt Magdeburg/ welche einnemmung weitläuffiger muß beschriben werden/ wegen des greuels der verwüstung und denkwürdiger traurgeschichten/ so sich darbei verloffen und zugetragen/ welches von einem also beschriben wird:

Nachdem die Käiserliche Armee/ under dem Generalat des Graafen von Tylli/ im Jahr 1631. ins Stifft Magdeburg gemarchirt/ und denen Magdebürgern eine Schanz nach der andern / samt den Aussenwerten abgenommen: haben sie sich darauf mit ganzer macht hinder der Stadtwerk geleget. Deßgleichen gieng der von Pappenheim/ mit fünff Regimenten zu Fuß / über die Schiffbrut/ bej Schönbek/ welche kurz zuvor von dem General Tylli verfertiget worden/ und schlug sein Feldlager in dem roten S[unleserliches Material]e/ vor die Neustadt auf. Derwegen solche von den Magdeburgern halb eingeäschert: damit die Käiserlichen von daraus ihnen keinen Schaden zufügen möchten.

Den 24. Aprill/ Morgens frühe/ ist der Graaf von Pappenheim in die halb abgebrandte Neustadt gezogen/ hat etwann zwejhundert Mann auf der Gassen gegen der Altstadt in Bataille gefunden: auf welche er hundert Mann angehen lassen: Jene aber/ nachdem sie zwejmal Feuer gegeben/ haben sich in die Altstadt retirirt. Darauf Pappenheim an vier Orten/ gegen der Stadt angefangen Lauffgräben zu machen: woraus die Magdeburger erst recht verspürt den Ernst des Tylli/ die Stadt zu belägern: welches/ weil es ihnen vorhin nicht glaublich gewesen/ nicht wenig Kleinmühtigkeit bej ihnen ve rursacht: angesehen sie schlecht mit allerhand Noht turfft zur defension sich gefast gemacht hatten Ohnangesehn nun gleich zimlich viel Soldaten entweder entlauffen/ oder für Hunger/ und an dem Commiß Bier/ welches etliche ehrloß gebrauer und verfälschet/ gestorben/ und die Anzahl der gesunden nur in 2000. zu Fuß/ und 250. zu Pferde/ bestunde: verursachte doch die vor Augen schwebende Gefahr und Noht/ daß so wol Einwohner/ als Soldaten/ ihr bestes zu thun resolvirten/ und dazu allerhand Anstellungen machten.

Damit nun dem Feind der Muht nicht zu hoch wuchse/ ihrer vielfältigen Retiraden und verlassenen Aussenwerke halben: hielten etliche aus der Bürgerschafft und andern Officirern bej dem Obristen Falkenberg/ als Commendanten/ an/ um Erlaubniß eines Ausfalls: welches derselbe/ wegen Mangel des Volts/ anfangs schwerlich/ aber doch endlich gleichwol verstattet. Worauf auf einen Tag/ kurz nach Einnehmung der Neustadt / drej Ausfäll geschehen.

Den ersten thäte der General Major von Ambsterroth/ mit etwann vierzig Mann/ an der Neustadt/ nam dem Feind die Schanztörbe und andere Gewehr/ imgleichen Schippen und Spaden ab/ erlegte auch in dem Lauffgraben sechzehen Mann/ und brachte zwej Gefangene ein.

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Königs für eine gewunnene haupt-schlacht zu            halten wäre/ wie es der König den Fürsten und Ständen berichtet hatte. Da merkte Tilly            anheben/ mit wem er zu thun hätte.</p>
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        <p>Damit nun dem Feind der Muht nicht zu hoch wuchse/ ihrer vielfältigen Retiraden und            verlassenen Aussenwerke halben: hielten etliche aus der Bürgerschafft und andern            Officirern bej dem Obristen Falkenberg/ als Commendanten/ an/ um Erlaubniß eines            Ausfalls: welches derselbe/ wegen Mangel des Volts/ anfangs schwerlich/ aber doch            endlich gleichwol verstattet. Worauf auf einen Tag/ kurz nach Einnehmung der Neustadt /            drej Ausfäll geschehen.</p>
        <p>Den ersten thäte der General Major von Ambsterroth/ mit etwann vierzig Mann/ an der            Neustadt/ nam dem Feind die Schanztörbe und andere Gewehr/ imgleichen Schippen und            Spaden ab/ erlegte auch in dem Lauffgraben sechzehen Mann/ und brachte zwej Gefangene            ein.</p>
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[357/0395] Königs für eine gewunnene haupt-schlacht zu halten wäre/ wie es der König den Fürsten und Ständen berichtet hatte. Da merkte Tilly anheben/ mit wem er zu thun hätte. Im gegentheil galte es der statt Magdeburg/ welche einnemmung weitläuffiger muß beschriben werden/ wegen des greuels der verwüstung und denkwürdiger traurgeschichten/ so sich darbei verloffen und zugetragen/ welches von einem also beschriben wird: Der statt Magdeburg einnam und greuliche ver wüstung. Nachdem die Käiserliche Armee/ under dem Generalat des Graafen von Tylli/ im Jahr 1631. ins Stifft Magdeburg gemarchirt/ und denen Magdebürgern eine Schanz nach der andern / samt den Aussenwerten abgenommen: haben sie sich darauf mit ganzer macht hinder der Stadtwerk geleget. Deßgleichen gieng der von Pappenheim/ mit fünff Regimenten zu Fuß / über die Schiffbrut/ bej Schönbek/ welche kurz zuvor von dem General Tylli verfertiget worden/ und schlug sein Feldlager in dem roten S_ e/ vor die Neustadt auf. Derwegen solche von den Magdeburgern halb eingeäschert: damit die Käiserlichen von daraus ihnen keinen Schaden zufügen möchten. Den 24. Aprill/ Morgens frühe/ ist der Graaf von Pappenheim in die halb abgebrandte Neustadt gezogen/ hat etwann zwejhundert Mann auf der Gassen gegen der Altstadt in Bataille gefunden: auf welche er hundert Mann angehen lassen: Jene aber/ nachdem sie zwejmal Feuer gegeben/ haben sich in die Altstadt retirirt. Darauf Pappenheim an vier Orten/ gegen der Stadt angefangen Lauffgräben zu machen: woraus die Magdeburger erst recht verspürt den Ernst des Tylli/ die Stadt zu belägern: welches/ weil es ihnen vorhin nicht glaublich gewesen/ nicht wenig Kleinmühtigkeit bej ihnen ve rursacht: angesehen sie schlecht mit allerhand Noht turfft zur defension sich gefast gemacht hatten Ohnangesehn nun gleich zimlich viel Soldaten entweder entlauffen/ oder für Hunger/ und an dem Commiß Bier/ welches etliche ehrloß gebrauer und verfälschet/ gestorben/ und die Anzahl der gesunden nur in 2000. zu Fuß/ und 250. zu Pferde/ bestunde: verursachte doch die vor Augen schwebende Gefahr und Noht/ daß so wol Einwohner/ als Soldaten/ ihr bestes zu thun resolvirten/ und dazu allerhand Anstellungen machten. Damit nun dem Feind der Muht nicht zu hoch wuchse/ ihrer vielfältigen Retiraden und verlassenen Aussenwerke halben: hielten etliche aus der Bürgerschafft und andern Officirern bej dem Obristen Falkenberg/ als Commendanten/ an/ um Erlaubniß eines Ausfalls: welches derselbe/ wegen Mangel des Volts/ anfangs schwerlich/ aber doch endlich gleichwol verstattet. Worauf auf einen Tag/ kurz nach Einnehmung der Neustadt / drej Ausfäll geschehen. Den ersten thäte der General Major von Ambsterroth/ mit etwann vierzig Mann/ an der Neustadt/ nam dem Feind die Schanztörbe und andere Gewehr/ imgleichen Schippen und Spaden ab/ erlegte auch in dem Lauffgraben sechzehen Mann/ und brachte zwej Gefangene ein.

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/395>, abgerufen am 22.11.2024.