Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.lichen inhalts/ daß dem Prinzen von Conde ungütlich/ und zwar zu vil geschehen/ weßwegen aus desselben gefängnus der Cron Frankreich ein ohner sezlicher schad und gefahr entstehen wurde. Gedachter Prinz hätte ja sein leben für Frankreichs wolfahrt so offt hinein und in die Schanze gewaget/ auch deswegen etliche mal sein Blut vergossen. Einem solchen Prinzen stunde es frei der Königin den Friden zu recommendiren, und von denen Consiliis welche andere zu Fomentirung des Krieges/ nicht allem in Frankreich / sondern auch durch ganz Europam Ihrer Majestät eingegeben/ abzurahten. Derowegen müste daraus kein solch Conseqvens, ob hätte er mit dem Feind einige Intelligenz gehabt/ gemacht werden. Die Königin wolte so wol thun/ und den Prinzen entweder auff freien Fuß stellen/ oder aber dem Parlament/ über der sache zu sizen/ und darinn Recht zu sprechen/ es heim stellen. Er (von Tourrene) wäre der Cron Frankreich oder Ihrer Majestät feind nicht/ sondern nur der jenigen leute/ welche des Königes minorennitet sich zu nuz machen/ und der Königl. Majest. und Authoritet zu mißbrauchen sich understunden/ und hätte er wider dieselbe/ mit nichten aber wider Frankreich/ zu den Waaffen seine zuflucht nemmen/ und um fremde hülff sich umsehen müssen, Der mördersche Bettler. Allhie gieng ein Weibs-persohn über Feld auff eine viertel Meile wegs/ um Gelt einzumanen/ dise ward under wegs von einem bettler zu boden geworffen/ weil sie nun spürte daß es ernst sein solte/ brauchte sie auch ihr bestes/ und stach den bettler mit ihrem Brotmesser in die Gurgel/ daß er da lag / lieff hierauff zuruk in die nächste Soldaten wacht/ und kündigte es an/ worauff etliche von ihnen dahin giengen/ dise that also/ und bei dem bettler eine Pfeiffe befunden/ wie auff solche ein soldat pfiffe/ kamen aus dem Holze dergleichen bettler noch drei/ in meinung/ disem entleibten zu hülffe zu kommen/ aber sie wurden von den Soldaten fein säuberlich empfangen/ und in die wacht gebracht. Cardinal Mazarin entweicht aus Frankreich. Die Ursachen warum der Cardinal Mazarini aus Frankreich weichen müste/ waren dise: 1. Ob solte er des Königs Consilia ausländischen Potentaten entdeket haben. 2. Er wäre ein böser und gefährlicher Consiliarius, der des Königs zarte Jugend mißbrauchte. 3. Er wäre Fridenstörer/ der die Fridens-handlung mit Spannien durch lichen inhalts/ daß dem Prinzen von Conde ungütlich/ und zwar zu vil geschehen/ weßwegen aus desselben gefängnus der Cron Frankreich ein ohner sezlicher schad und gefahr entstehen wurde. Gedachter Prinz hätte ja sein leben für Frankreichs wolfahrt so offt hinein und in die Schanze gewaget/ auch deswegen etliche mal sein Blut vergossen. Einem solchen Prinzen stunde es frei der Königin den Friden zu recommendiren, und von denen Consiliis welche andere zu Fomentirung des Krieges/ nicht allem in Frankreich / sondern auch durch ganz Europam Ihrer Majestät eingegeben/ abzurahten. Derowegen müste daraus kein solch Conseqvens, ob hätte er mit dem Feind einige Intelligenz gehabt/ gemacht werden. Die Königin wolte so wol thun/ und den Prinzen entweder auff freien Fuß stellen/ oder aber dem Parlament/ über der sache zu sizen/ und darinn Recht zu sprechen/ es heim stellen. Er (von Tourrene) wäre der Cron Frankreich oder Ihrer Majestät feind nicht/ sondern nur der jenigen leute/ welche des Königes minorennitet sich zu nuz machen/ und der Königl. Majest. und Authoritet zu mißbrauchen sich understunden/ und hätte er wider dieselbe/ mit nichten aber wider Frankreich/ zu den Waaffen seine zuflucht nemmen/ und um fremde hülff sich umsehen müssen, Der mördersche Bettler. Allhie gieng ein Weibs-persohn über Feld auff eine viertel Meile wegs/ um Gelt einzumanen/ dise ward under wegs von einem bettler zu boden geworffen/ weil sie nun spürte daß es ernst sein solte/ brauchte sie auch ihr bestes/ und stach den bettler mit ihrem Brotmesser in die Gurgel/ daß er da lag / lieff hierauff zuruk in die nächste Soldaten wacht/ und kündigte es an/ worauff etliche von ihnen dahin giengen/ dise that also/ und bei dem bettler eine Pfeiffe befunden/ wie auff solche ein soldat pfiffe/ kamen aus dem Holze dergleichen bettler noch drei/ in meinung/ disem entleibten zu hülffe zu kommen/ aber sie wurden von den Soldaten fein säuberlich empfangen/ und in die wacht gebracht. Cardinal Mazarin entweicht aus Frankreich. Die Ursachen warum der Cardinal Mazarini aus Frankreich weichen müste/ waren dise: 1. Ob solte er des Königs Consilia ausländischen Potentaten entdeket haben. 2. Er wäre ein böser und gefährlicher Consiliarius, der des Königs zarte Jugend mißbrauchte. 3. Er wäre Fridenstörer/ der die Fridens-handlung mit Spannien durch <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0497" n="457"/> lichen inhalts/ daß dem Prinzen von Conde ungütlich/ und zwar zu vil geschehen/ weßwegen aus desselben gefängnus der Cron Frankreich ein ohner sezlicher schad und gefahr entstehen wurde. Gedachter Prinz hätte ja sein leben für Frankreichs wolfahrt so offt hinein und in die Schanze gewaget/ auch deswegen etliche mal sein Blut vergossen.</p> <p>Einem solchen Prinzen stunde es frei der Königin den Friden zu recommendiren, und von denen Consiliis welche andere zu Fomentirung des Krieges/ nicht allem in Frankreich / sondern auch durch ganz Europam Ihrer Majestät eingegeben/ abzurahten.</p> <p>Derowegen müste daraus kein solch Conseqvens, ob hätte er mit dem Feind einige Intelligenz gehabt/ gemacht werden. Die Königin wolte so wol thun/ und den Prinzen entweder auff freien Fuß stellen/ oder aber dem Parlament/ über der sache zu sizen/ und darinn Recht zu sprechen/ es heim stellen. Er (von Tourrene) wäre der Cron Frankreich oder Ihrer Majestät feind nicht/ sondern nur der jenigen leute/ welche des Königes minorennitet sich zu nuz machen/ und der Königl. Majest. und Authoritet zu mißbrauchen sich understunden/ und hätte er wider dieselbe/ mit nichten aber wider Frankreich/ zu den Waaffen seine zuflucht nemmen/ und um fremde hülff sich umsehen müssen,</p> <p><note place="right">Der mördersche Bettler.</note> Allhie gieng ein Weibs-persohn über Feld auff eine viertel Meile wegs/ um Gelt einzumanen/ dise ward under wegs von einem bettler zu boden geworffen/ weil sie nun spürte daß es ernst sein solte/ brauchte sie auch ihr bestes/ und stach den bettler mit ihrem Brotmesser in die Gurgel/ daß er da lag / lieff hierauff zuruk in die nächste Soldaten wacht/ und kündigte es an/ worauff etliche von ihnen dahin giengen/ dise that also/ und bei dem bettler eine Pfeiffe befunden/ wie auff solche ein soldat pfiffe/ kamen aus dem Holze dergleichen bettler noch drei/ in meinung/ disem entleibten zu hülffe zu kommen/ aber sie wurden von den Soldaten fein säuberlich empfangen/ und in die wacht gebracht.</p> <p><note place="right">Cardinal Mazarin entweicht aus Frankreich.</note> Die Ursachen warum der Cardinal Mazarini aus Frankreich weichen müste/ waren dise:</p> <p>1. Ob solte er des Königs Consilia ausländischen Potentaten entdeket haben. 2. Er wäre ein böser und gefährlicher Consiliarius, der des Königs zarte Jugend mißbrauchte. 3. Er wäre Fridenstörer/ der die Fridens-handlung mit Spannien durch </p> </div> </body> </text> </TEI> [457/0497]
lichen inhalts/ daß dem Prinzen von Conde ungütlich/ und zwar zu vil geschehen/ weßwegen aus desselben gefängnus der Cron Frankreich ein ohner sezlicher schad und gefahr entstehen wurde. Gedachter Prinz hätte ja sein leben für Frankreichs wolfahrt so offt hinein und in die Schanze gewaget/ auch deswegen etliche mal sein Blut vergossen.
Einem solchen Prinzen stunde es frei der Königin den Friden zu recommendiren, und von denen Consiliis welche andere zu Fomentirung des Krieges/ nicht allem in Frankreich / sondern auch durch ganz Europam Ihrer Majestät eingegeben/ abzurahten.
Derowegen müste daraus kein solch Conseqvens, ob hätte er mit dem Feind einige Intelligenz gehabt/ gemacht werden. Die Königin wolte so wol thun/ und den Prinzen entweder auff freien Fuß stellen/ oder aber dem Parlament/ über der sache zu sizen/ und darinn Recht zu sprechen/ es heim stellen. Er (von Tourrene) wäre der Cron Frankreich oder Ihrer Majestät feind nicht/ sondern nur der jenigen leute/ welche des Königes minorennitet sich zu nuz machen/ und der Königl. Majest. und Authoritet zu mißbrauchen sich understunden/ und hätte er wider dieselbe/ mit nichten aber wider Frankreich/ zu den Waaffen seine zuflucht nemmen/ und um fremde hülff sich umsehen müssen,
Allhie gieng ein Weibs-persohn über Feld auff eine viertel Meile wegs/ um Gelt einzumanen/ dise ward under wegs von einem bettler zu boden geworffen/ weil sie nun spürte daß es ernst sein solte/ brauchte sie auch ihr bestes/ und stach den bettler mit ihrem Brotmesser in die Gurgel/ daß er da lag / lieff hierauff zuruk in die nächste Soldaten wacht/ und kündigte es an/ worauff etliche von ihnen dahin giengen/ dise that also/ und bei dem bettler eine Pfeiffe befunden/ wie auff solche ein soldat pfiffe/ kamen aus dem Holze dergleichen bettler noch drei/ in meinung/ disem entleibten zu hülffe zu kommen/ aber sie wurden von den Soldaten fein säuberlich empfangen/ und in die wacht gebracht.
Der mördersche Bettler. Die Ursachen warum der Cardinal Mazarini aus Frankreich weichen müste/ waren dise:
Cardinal Mazarin entweicht aus Frankreich. 1. Ob solte er des Königs Consilia ausländischen Potentaten entdeket haben. 2. Er wäre ein böser und gefährlicher Consiliarius, der des Königs zarte Jugend mißbrauchte. 3. Er wäre Fridenstörer/ der die Fridens-handlung mit Spannien durch
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/497>, abgerufen am 16.07.2024. |