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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Weinnd was gestalien Troja eingenommen werden. Laurenberg. 141. 142 AEneae lobwürtige that Thebeischer Krieg. Statt-Mauren nieder gerissen/ und das grosse Pferd mit grossen Froloken hinem gebracht. Vnd ist die ganze Statt am selben Tage in frölichkeit/ fressen/ sauffen / spielen schier ersoffen. Nach dem die Nacht heran kommen/ und alles Volk in der Statt vom Schlaffe und Wein eingenommen/ und nunmehr der Feind einen freien eingang/ durch die abgebrochene Mauren/ in die Statt bekomen; Da seynd die Soldaten durch die heimliche Thür auß dem Bauch des Pferdes herfür getretten: den anderen Griechen durch ein angezündetes Feüer/ die Lose und Zeichen gegeben: Welche auch alsbald in die Stattgefallen/ und haben allda die Griechen sämtlich nicht allein die schlaffende und trunkene Trojaner allesamt nider gehauen/ so wol den König/ die Königine/ und derer Söhne und Töchter/ als alle andere Alt und Junge/ Manns und Weibs Persohnen/ sondern auch den schönen Königlichen Pallast Ilium/ und die ganze Statt Troja in Brand gesteket/ und also zu Aschen gemacht / das man auch die Stätte kaum mehr erkand/ da Troja gestanden. Dermassen ist die Statt Troja nach einer zehenjährigen Belägerung erobert/ und geschleiffet durch einnehmung des grossen hölzernen Pferdes/ welches dahero den Nahmen eines Trojanischen Pferdes jederzeit behalten.

Denkwirdig ist/ daß die Heidnische scribenten erzehlen von AEnea, welcher da die Statt Troja, das Schloß Jlium, in vollem Brand/ seinen Vatter Anchisen auff die achslen genommen und seinen Sohn Ascanium an der Hand führend also mitten durch die Flammen und der feinden wüten darvon gebracht. Vnd diser AEneas wird gesezt zum stamm-Vatter aller Romanen.

Etwas zeit vor der zerstörung der Statt Troja/ solle sich auch begeben haben/ der in Heidnischen Historien/ vilgemelte Blutige Krieg bej der Statt Thebe/ in Baeotia, da auch zu beiden seiten viel tausend mann geblieben. Dessen ursach folgend erzehlet wird. Lajus der Thebaner König zeüge[unleserliches Material] einen Sohn den Oedipum, von welchem die abgötter oder der Saten berichtete/ er wurde den Vatter umbs leben bringen. Darauff der Vatter befohlen den Sohn abzuschaffen und jhm das liecht deß lebens außzulöschen Die Djener erbarmten sich deß Kinds/ warffen es aber in den wald und giengen davon. Welches Knäblein der hirt Phorbas nahm/ und brachttes der Corintter König Polybio, von welchen/ weil er Kinderloß

Weinnd was gestalien Troja eingenommen werden. Laurenberg. 141. 142 AEneae lobwürtige that Thebeischer Krieg. Statt-Mauren nieder gerissen/ und das grosse Pferd mit grossen Froloken hinem gebracht. Vnd ist die ganze Statt am selben Tage in frölichkeit/ fressen/ sauffen / spielen schier ersoffen. Nach dem die Nacht heran kommen/ und alles Volk in der Statt vom Schlaffe und Wein eingenommen/ und nunmehr der Feind einen freien eingang/ durch die abgebrochene Mauren/ in die Statt bekomen; Da seynd die Soldaten durch die heimliche Thür auß dem Bauch des Pferdes herfür getretten: den anderen Griechen durch ein angezündetes Feüer/ die Lose und Zeichen gegeben: Welche auch alsbald in die Stattgefallen/ und haben allda die Griechen sämtlich nicht allein die schlaffende und trunkene Trojaner allesamt nider gehauen/ so wol den König/ die Königine/ und derer Söhne und Töchter/ als alle andere Alt und Junge/ Manns und Weibs Persohnen/ sondern auch den schönen Königlichen Pallast Ilium/ und die ganze Statt Troja in Brand gesteket/ und also zu Aschen gemacht / das man auch die Stätte kaum mehr erkand/ da Troja gestanden. Dermassen ist die Statt Troja nach einer zehenjährigen Belägerung erobert/ und geschleiffet durch einnehmung des grossen hölzernen Pferdes/ welches dahero den Nahmen eines Trojanischen Pferdes jederzeit behalten.

Denkwirdig ist/ daß die Heidnische scribenten erzehlen von AEnea, welcher da die Statt Troja, das Schloß Jlium, in vollem Brand/ seinen Vatter Anchisen auff die achslen genom̃en und seinen Sohn Ascanium an der Hand führend also mitten durch die Flam̃en und der feinden wüten darvon gebracht. Vnd diser AEneas wird gesezt zum stam̃-Vatter aller Romanen.

Etwas zeit vor der zerstörung der Statt Troja/ solle sich auch begeben haben/ der in Heidnischen Historien/ vilgemelte Blutige Krieg bej der Statt Thebe/ in Baeotia, da auch zu beiden seiten viel tausend mañ geblieben. Dessen ursach folgend erzehlet wird. Lajus der Thebaner König zeüge[unleserliches Material] einen Sohn den Oedipum, von welchem die abgötter oder der Saten berichtete/ er wurde den Vatter umbs leben bringen. Darauff der Vatter befohlen den Sohn abzuschaffen und jhm das liecht deß lebens außzulöschen Die Djener erbarmten sich deß Kinds/ warffen es aber in den wald und giengen davon. Welches Knäblein der hirt Phorbas nahm/ und brachttes der Corintter König Polybio, von welchen/ weil er Kinderloß

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[48/0078] Statt-Mauren nieder gerissen/ und das grosse Pferd mit grossen Froloken hinem gebracht. Vnd ist die ganze Statt am selben Tage in frölichkeit/ fressen/ sauffen / spielen schier ersoffen. Nach dem die Nacht heran kommen/ und alles Volk in der Statt vom Schlaffe und Wein eingenommen/ und nunmehr der Feind einen freien eingang/ durch die abgebrochene Mauren/ in die Statt bekomen; Da seynd die Soldaten durch die heimliche Thür auß dem Bauch des Pferdes herfür getretten: den anderen Griechen durch ein angezündetes Feüer/ die Lose und Zeichen gegeben: Welche auch alsbald in die Stattgefallen/ und haben allda die Griechen sämtlich nicht allein die schlaffende und trunkene Trojaner allesamt nider gehauen/ so wol den König/ die Königine/ und derer Söhne und Töchter/ als alle andere Alt und Junge/ Manns und Weibs Persohnen/ sondern auch den schönen Königlichen Pallast Ilium/ und die ganze Statt Troja in Brand gesteket/ und also zu Aschen gemacht / das man auch die Stätte kaum mehr erkand/ da Troja gestanden. Dermassen ist die Statt Troja nach einer zehenjährigen Belägerung erobert/ und geschleiffet durch einnehmung des grossen hölzernen Pferdes/ welches dahero den Nahmen eines Trojanischen Pferdes jederzeit behalten. Weinnd was gestalien Troja eingenommen werden. Laurenberg. 141. 142 AEneae lobwürtige that Thebeischer Krieg. Denkwirdig ist/ daß die Heidnische scribenten erzehlen von AEnea, welcher da die Statt Troja, das Schloß Jlium, in vollem Brand/ seinen Vatter Anchisen auff die achslen genom̃en und seinen Sohn Ascanium an der Hand führend also mitten durch die Flam̃en und der feinden wüten darvon gebracht. Vnd diser AEneas wird gesezt zum stam̃-Vatter aller Romanen. Etwas zeit vor der zerstörung der Statt Troja/ solle sich auch begeben haben/ der in Heidnischen Historien/ vilgemelte Blutige Krieg bej der Statt Thebe/ in Baeotia, da auch zu beiden seiten viel tausend mañ geblieben. Dessen ursach folgend erzehlet wird. Lajus der Thebaner König zeüge_ einen Sohn den Oedipum, von welchem die abgötter oder der Saten berichtete/ er wurde den Vatter umbs leben bringen. Darauff der Vatter befohlen den Sohn abzuschaffen und jhm das liecht deß lebens außzulöschen Die Djener erbarmten sich deß Kinds/ warffen es aber in den wald und giengen davon. Welches Knäblein der hirt Phorbas nahm/ und brachttes der Corintter König Polybio, von welchen/ weil er Kinderloß

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/78>, abgerufen am 24.11.2024.