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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Oedipus an Kindsstatt angenommen wurd. Diser Oedipus alß er erwachsen/ kam in der Phocenser Landschafft und erschlug ohnwissend seinen Vatter Lajum, und Weil er wußte daß er nicht Polyby recht der Sohn were/ suchte er je mehr und mehr seinen Vatter/ und Oedipus patris inter fector matrismaritus filiorun fiater suus vitricus factus est. kam gen Theben/ allda fügt es sich daß er deß Königs Laij witwen die Jocastam, ohnwüssend auch daß es seine leibliche Mutter were/ zur ehe nam/ mit welcher er auch das Königreich und höchsten gewalt zu Thebe überkonen. Zeügete auch zwen Söhn/ den Etroclem und Polynicem. Alß nun Oedipus in Kundschafft gebracht/ wie er ohn wüssend ein Vatter mörd er und blutschänder/ berewete er disen greülichen fehler. Und alß er im Testament gesez[unleserliches Material]/ daß dise seine beide Söhn/ einer um den anderen das Regiment verwalten Oros l. c 12. solte/ der älter aber nach verfloßnem jahr dem jüngeren nicht weichen wolte/ gab es/ da zu beiderseits umm hülff geruffen wurde/ einen Apoll. l. 3. Paus. in Boeot. merklichen Krieg ab/ und beide Brüder als sie in der schlacht zusamen traffen/ waren dergestalten übereinander erhizt/ daß beide auff dem plaz gebliben. Anders erdichten die Pöeten mehr / nach dem man diser beiden todten Cörper auff das holz geleget/ selbige zuverbrennen/ was sich begeben.

AEneas kom[unleserliches Material]t in Italiam. Vorermelter AEneas, hat sich noch dem Trojanischen undergang/ mit vilen güteren und allem so jhm freiwillig gefolgt / mann und weib zu Schiff begeben und durch ein langwirige gefährliche Schiffahrt ist er zuletst in Italien ankommen/ in dem port Bajano, bejdem Berg Miseno/ im Königreich Neapels gelegen/ und ist also fürters an das ort kommen/ da der Latiner König Regierte. Alß Latinus der frömden gäste ankunfft vernommen/ hat er sich zwar ansänglich zur gegenwehr wollen stellen/ weil aber ungleiche waaffen Geschahe vor erbauung der Statt Rom 432. jahr. und gegenwehr/ und dannether schlechte sig zugehoffen/ alß hat er mit AEnea tractirt und 500. Morgenlands ihme ein geraumt. AEneas wolte dessetwegen nach Heidnischer art ein groß Wildschwein opferen/ welches aberentloffen/ und etlich junge entwarff/ bej anlaß dessen AEneas die Statt Lavinium, also nach Königs Latini dochter/ und AEneae zweite gemahlin/ Laviniae nam/ genent/ solle erbawet haben.

Dise Lavinia ware vorhin dem Turno/ der Rutuler Fürsten versprochen. Welcher umm dessetwegen einen Krieg wider Latinum und AEneam anhebte/ wurde aber überwunden von AEnea, wel-

Oedipus an Kindsstatt angenom̃en wurd. Diser Oedipus alß er erwachsen/ kam in der Phocenser Landschafft und erschlug ohnwissend seinen Vatter Lajum, und Weil er wußte daß er nicht Polyby recht der Sohn were/ suchte er je mehr und mehr seinen Vatter/ und Oedipus patris inter fector matrismaritus filiorũ fiater suus vitricus factus est. kam gen Theben/ allda fügt es sich daß er deß Königs Laij witwen die Jocastam, ohnwüssend auch daß es seine leibliche Mutter were/ zur ehe nam/ mit welcher er auch das Königreich und höchsten gewalt zu Thebe überkõen. Zeügete auch zwen Söhn/ den Etroclem und Polynicem. Alß nun Oedipus in Kundschafft gebracht/ wie er ohn wüssend ein Vatter mörd er und blutschänder/ berewete er disen greülichen fehler. Und alß er im Testament gesez[unleserliches Material]/ daß dise seine beide Söhn/ einer um den anderen das Regiment verwalten Oros l. c 12. solte/ der älter aber nach verfloßnem jahr dem jüngeren nicht weichen wolte/ gab es/ da zu beiderseits um̃ hülff geruffen wurde/ einen Apoll. l. 3. Paus. in Boeot. merklichen Krieg ab/ und beide Brüder als sie in der schlacht zusamen traffen/ waren dergestalten übereinander erhizt/ daß beide auff dem plaz gebliben. Anders erdichten die Pöeten mehr / nach dem man diser beiden todten Cörper auff das holz geleget/ selbige zuverbrennen/ was sich begeben.

AEneas kom[unleserliches Material]t in Italiam. Vorermelter AEneas, hat sich noch dem Trojanischen undergang/ mit vilen güteren und allem so jhm freiwillig gefolgt / mañ und weib zu Schiff begeben und durch ein langwirige gefährliche Schiffahrt ist er zuletst in Italien ankom̃en/ in dem port Bajano, bejdem Berg Miseno/ im Königreich Neapels gelegen/ und ist also fürters an das ort kom̃en/ da der Latiner König Regierte. Alß Latinus der frömden gäste ankunfft vernom̃en/ hat er sich zwar ansänglich zur gegenwehr wollen stellen/ weil aber ungleiche waaffen Geschahe vor erbauung der Statt Rom 432. jahr. und gegenwehr/ und dannether schlechte sig zugehoffen/ alß hat er mit AEnea tractirt und 500. Morgenlands ihme ein geraumt. AEneas wolte dessetwegen nach Heidnischer art ein groß Wildschwein opferen/ welches aberentloffen/ und etlich junge entwarff/ bej anlaß dessen AEneas die Statt Lavinium, also nach Königs Latini dochter/ und AEneae zweite gemahlin/ Laviniae nam/ genent/ solle erbawet haben.

Dise Lavinia ware vorhin dem Turno/ der Rutuler Fürsten versprochen. Welcher um̃ dessetwegen einen Krieg wider Latinum und AEneam anhebte/ wurde aber überwunden von AEnea, wel-

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[49/0079] Oedipus an Kindsstatt angenom̃en wurd. Diser Oedipus alß er erwachsen/ kam in der Phocenser Landschafft und erschlug ohnwissend seinen Vatter Lajum, und Weil er wußte daß er nicht Polyby recht der Sohn were/ suchte er je mehr und mehr seinen Vatter/ und kam gen Theben/ allda fügt es sich daß er deß Königs Laij witwen die Jocastam, ohnwüssend auch daß es seine leibliche Mutter were/ zur ehe nam/ mit welcher er auch das Königreich und höchsten gewalt zu Thebe überkõen. Zeügete auch zwen Söhn/ den Etroclem und Polynicem. Alß nun Oedipus in Kundschafft gebracht/ wie er ohn wüssend ein Vatter mörd er und blutschänder/ berewete er disen greülichen fehler. Und alß er im Testament gesez_ / daß dise seine beide Söhn/ einer um den anderen das Regiment verwalten solte/ der älter aber nach verfloßnem jahr dem jüngeren nicht weichen wolte/ gab es/ da zu beiderseits um̃ hülff geruffen wurde/ einen merklichen Krieg ab/ und beide Brüder als sie in der schlacht zusamen traffen/ waren dergestalten übereinander erhizt/ daß beide auff dem plaz gebliben. Anders erdichten die Pöeten mehr / nach dem man diser beiden todten Cörper auff das holz geleget/ selbige zuverbrennen/ was sich begeben. Oedipus patris inter fector matrismaritus filiorũ fiater suus vitricus factus est. Oros l. c 12. Apoll. l. 3. Paus. in Boeot. Vorermelter AEneas, hat sich noch dem Trojanischen undergang/ mit vilen güteren und allem so jhm freiwillig gefolgt / mañ und weib zu Schiff begeben und durch ein langwirige gefährliche Schiffahrt ist er zuletst in Italien ankom̃en/ in dem port Bajano, bejdem Berg Miseno/ im Königreich Neapels gelegen/ und ist also fürters an das ort kom̃en/ da der Latiner König Regierte. Alß Latinus der frömden gäste ankunfft vernom̃en/ hat er sich zwar ansänglich zur gegenwehr wollen stellen/ weil aber ungleiche waaffen und gegenwehr/ und dannether schlechte sig zugehoffen/ alß hat er mit AEnea tractirt und 500. Morgenlands ihme ein geraumt. AEneas wolte dessetwegen nach Heidnischer art ein groß Wildschwein opferen/ welches aberentloffen/ und etlich junge entwarff/ bej anlaß dessen AEneas die Statt Lavinium, also nach Königs Latini dochter/ und AEneae zweite gemahlin/ Laviniae nam/ genent/ solle erbawet haben. AEneas kom_ t in Italiam. Geschahe vor erbauung der Statt Rom 432. jahr. Dise Lavinia ware vorhin dem Turno/ der Rutuler Fürsten versprochen. Welcher um̃ dessetwegen einen Krieg wider Latinum und AEneam anhebte/ wurde aber überwunden von AEnea, wel-

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/79>, abgerufen am 21.11.2024.