Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.Der grossen und seligen mit David aus der Tiefe seiner Noth zudem HErrn, und schreyet mit beklemtem Herzen um seine Gnade und Erbarmung. 2. Bewegt diese Angst und göttliche Trau- rigkeit die Wege der Sünden nun zu meiden, und alle muthwillige Boßheit zu verfluchen. Siehet und fühlet man nun die erschreckli- chen Würkungen und Folgen der Sünden, und daß man um derselben willen ein so fürchterliches und entsetzliches Uebel für in Zeit und Ewigkeit auf Seele und Leib ge- zogen, und daß man in dem Sodom sei- nes Sünden- und Todesstandes alle Augen- blicke den Schwefelregen des göttlichen Flu- ches zu befahren habe, so will man nicht länger innert den Mauren der Stadt des Verderbens seyn, sondern eilen, und seine Seele erretten. Siehet man mit dem ver- lohrnen Sohn, daß man bey denen Schwei- nen und ihren Träbern verschmachten müsse, so will man dieselbe gerne verlassen, und was bessers suchen. Man ist also von gan- zem Herzen willig, das unerträgliche Joch der Sünden abzuschüttlen, dem tyrannischen Regiment der Seelenfeinden zu entgehen, und die harten Bande derselben abzulegen. Wenn aber die Seele hierbey siehet, wie ohnmächtig sie dazu seye, und wie unmög- lich es ihr in eigener Kraft falle, sich mit dem erzörnten GOtt zu versöhnen, die Til- gung
Der groſſen und ſeligen mit David aus der Tiefe ſeiner Noth zudem HErrn, und ſchreyet mit beklemtem Herzen um ſeine Gnade und Erbarmung. 2. Bewegt dieſe Angſt und goͤttliche Trau- rigkeit die Wege der Suͤnden nun zu meiden, und alle muthwillige Boßheit zu verfluchen. Siehet und fuͤhlet man nun die erſchreckli- chen Wuͤrkungen und Folgen der Suͤnden, und daß man um derſelben willen ein ſo fuͤrchterliches und entſetzliches Uebel fuͤr in Zeit und Ewigkeit auf Seele und Leib ge- zogen, und daß man in dem Sodom ſei- nes Suͤnden- und Todesſtandes alle Augen- blicke den Schwefelregen des goͤttlichen Flu- ches zu befahren habe, ſo will man nicht laͤnger innert den Mauren der Stadt des Verderbens ſeyn, ſondern eilen, und ſeine Seele erretten. Siehet man mit dem ver- lohrnen Sohn, daß man bey denen Schwei- nen und ihren Traͤbern verſchmachten muͤſſe, ſo will man dieſelbe gerne verlaſſen, und was beſſers ſuchen. Man iſt alſo von gan- zem Herzen willig, das unertraͤgliche Joch der Suͤnden abzuſchuͤttlen, dem tyranniſchen Regiment der Seelenfeinden zu entgehen, und die harten Bande derſelben abzulegen. Wenn aber die Seele hierbey ſiehet, wie ohnmaͤchtig ſie dazu ſeye, und wie unmoͤg- lich es ihr in eigener Kraft falle, ſich mit dem erzoͤrnten GOtt zu verſoͤhnen, die Til- gung
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Der groſſen und ſeligen
mit David aus der Tiefe ſeiner Noth zu
dem HErrn, und ſchreyet mit beklemtem
Herzen um ſeine Gnade und Erbarmung.
2. Bewegt dieſe Angſt und goͤttliche Trau-
rigkeit die Wege der Suͤnden nun zu meiden,
und alle muthwillige Boßheit zu verfluchen.
Siehet und fuͤhlet man nun die erſchreckli-
chen Wuͤrkungen und Folgen der Suͤnden,
und daß man um derſelben willen ein ſo
fuͤrchterliches und entſetzliches Uebel fuͤr in
Zeit und Ewigkeit auf Seele und Leib ge-
zogen, und daß man in dem Sodom ſei-
nes Suͤnden- und Todesſtandes alle Augen-
blicke den Schwefelregen des goͤttlichen Flu-
ches zu befahren habe, ſo will man nicht
laͤnger innert den Mauren der Stadt des
Verderbens ſeyn, ſondern eilen, und ſeine
Seele erretten. Siehet man mit dem ver-
lohrnen Sohn, daß man bey denen Schwei-
nen und ihren Traͤbern verſchmachten muͤſſe,
ſo will man dieſelbe gerne verlaſſen, und
was beſſers ſuchen. Man iſt alſo von gan-
zem Herzen willig, das unertraͤgliche Joch
der Suͤnden abzuſchuͤttlen, dem tyranniſchen
Regiment der Seelenfeinden zu entgehen,
und die harten Bande derſelben abzulegen.
Wenn aber die Seele hierbey ſiehet, wie
ohnmaͤchtig ſie dazu ſeye, und wie unmoͤg-
lich es ihr in eigener Kraft falle, ſich mit
dem erzoͤrnten GOtt zu verſoͤhnen, die Til-
gung
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