Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.Thaten der Gnade. II. Stück. tig, trösten sich, und sprechen ihnen die Se-ligkeit zu, ungeachtet sie weder ihr Verder- ben sehen noch fühlen, wie nothwendig ih- nen JEsus seye, und vielleicht noch verbor- gene Bande der Sünden, und viel verbann- tes in ihrem Herzen haben, davon sie sich noch nicht los machen wollen. Solche Men- schen wollen denn mit ihrem Wesen groß seyn, aber wie vielmahl geschicht es nicht, daß solche der Satanas schleudert, und in ihnen den Grund zu denen jämmerlichsten Secten leget, wordurch das wahre Wesen des Christenthums unendlich viel Schaden leidet. Andere Seelen fehlen hier darin- nen, daß sie alles durch ihre gesetzliche We- ge und Uebungen gut und ausmachen wol- len. Und wie leicht ist es geschehen! daß der Mensch seine gesetzliche Arbeit zu seiner Hauptsache machet, eine eigene Gerechtig- keit darmit aufrichtet, und die Hofnung der Seligkeit auf die äussere Werke bauet, und so würden manche Seelen entweders in ih- ren Jrrwegen verlohren gehen, oder in ei- nem Cirkel so lange herum laufen, bis sie endlich weder aus noch ein wüßten, wenn der zurechtweisende Geist JEsu die Seelen die rechte Wege nicht leiten würde. Lerne man also fein bey Zeiten den rich- Er- K
Thaten der Gnade. II. Stuͤck. tig, troͤſten ſich, und ſprechen ihnen die Se-ligkeit zu, ungeachtet ſie weder ihr Verder- ben ſehen noch fuͤhlen, wie nothwendig ih- nen JEſus ſeye, und vielleicht noch verbor- gene Bande der Suͤnden, und viel verbann- tes in ihrem Herzen haben, davon ſie ſich noch nicht los machen wollen. Solche Men- ſchen wollen denn mit ihrem Weſen groß ſeyn, aber wie vielmahl geſchicht es nicht, daß ſolche der Satanas ſchleudert, und in ihnen den Grund zu denen jaͤmmerlichſten Secten leget, wordurch das wahre Weſen des Chriſtenthums unendlich viel Schaden leidet. Andere Seelen fehlen hier darin- nen, daß ſie alles durch ihre geſetzliche We- ge und Uebungen gut und ausmachen wol- len. Und wie leicht iſt es geſchehen! daß der Menſch ſeine geſetzliche Arbeit zu ſeiner Hauptſache machet, eine eigene Gerechtig- keit darmit aufrichtet, und die Hofnung der Seligkeit auf die aͤuſſere Werke bauet, und ſo wuͤrden manche Seelen entweders in ih- ren Jrrwegen verlohren gehen, oder in ei- nem Cirkel ſo lange herum laufen, bis ſie endlich weder aus noch ein wuͤßten, wenn der zurechtweiſende Geiſt JEſu die Seelen die rechte Wege nicht leiten wuͤrde. Lerne man alſo fein bey Zeiten den rich- Er- K
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Thaten der Gnade. II. Stuͤck.
tig, troͤſten ſich, und ſprechen ihnen die Se-
ligkeit zu, ungeachtet ſie weder ihr Verder-
ben ſehen noch fuͤhlen, wie nothwendig ih-
nen JEſus ſeye, und vielleicht noch verbor-
gene Bande der Suͤnden, und viel verbann-
tes in ihrem Herzen haben, davon ſie ſich
noch nicht los machen wollen. Solche Men-
ſchen wollen denn mit ihrem Weſen groß
ſeyn, aber wie vielmahl geſchicht es nicht,
daß ſolche der Satanas ſchleudert, und in
ihnen den Grund zu denen jaͤmmerlichſten
Secten leget, wordurch das wahre Weſen
des Chriſtenthums unendlich viel Schaden
leidet. Andere Seelen fehlen hier darin-
nen, daß ſie alles durch ihre geſetzliche We-
ge und Uebungen gut und ausmachen wol-
len. Und wie leicht iſt es geſchehen! daß
der Menſch ſeine geſetzliche Arbeit zu ſeiner
Hauptſache machet, eine eigene Gerechtig-
keit darmit aufrichtet, und die Hofnung der
Seligkeit auf die aͤuſſere Werke bauet, und
ſo wuͤrden manche Seelen entweders in ih-
ren Jrrwegen verlohren gehen, oder in ei-
nem Cirkel ſo lange herum laufen, bis ſie
endlich weder aus noch ein wuͤßten, wenn
der zurechtweiſende Geiſt JEſu die Seelen
die rechte Wege nicht leiten wuͤrde.
Lerne man alſo fein bey Zeiten den rich-
tigen und geraden Mittelweg treffen. Er
beſteht darinnen: 1. Lerne o Seele! in der
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