Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Thaten der Gnade. II. Stück.
Reigen; er zoge ihren Sack aus, und um-
gürtete sie mit Freude. Psalm 30:12. So
zeigte sich nach Sturm, Wetter und Fin-
sternissen die Sonne der Gerechtigkeit, mit
dem erquickenden Glanz ihrer Liebe. Sie
asse nach dem Aschen Brod, von dem wohl-
schmeckenden Manna, welches darum vom
Himmel kommen, damit die geistlich-hun-
gerige Seelen nicht sterben, sondern leben
möchten in Ewigkeit. Joh. 6:50. 51. Nach
dem Trank ihrer bittern Bußthränen schöpf-
te sie jetzt mit Freuden von denen Seel-er-
quickenden Wassern, die für die geistlich
Durstige aus dem Brunnen des Heils flies-
sen. So ängstlich und niedergeschlagen sie
zuvor war, so herzlich, zwar in einer stillen
Demuth, aber doch mit einem recht erhabe-
nen und in GOtt ermunterten Herzen,
freute sie sich nun in dem HErrn, und ihre
Seele frolockete in dem GOtt ihres Heyls,
der (das zerrissene und befleckte Gewand der
Sünde und der eigenen Gerechtigkeit) ihr
weggenommen, dagegen aber sie mit denen
Kleidern des Heyls angezogen, und mit
dem Rock der Gerechtigkeit (als mit dem
Schmuck der Braut des Lammes) gekleidet
hatte. Jes. 61:10. Wie herzlich priese sie,
wo sie konnte, die erbarmende Liebe ihres
himmlischen Vaters, und die gnädige Erlö-
sung, die ihr durch Christum wiederfahren

war.
K 4

Thaten der Gnade. II. Stuͤck.
Reigen; er zoge ihren Sack aus, und um-
guͤrtete ſie mit Freude. Pſalm 30:12. So
zeigte ſich nach Sturm, Wetter und Fin-
ſterniſſen die Sonne der Gerechtigkeit, mit
dem erquickenden Glanz ihrer Liebe. Sie
aſſe nach dem Aſchen Brod, von dem wohl-
ſchmeckenden Manna, welches darum vom
Himmel kommen, damit die geiſtlich-hun-
gerige Seelen nicht ſterben, ſondern leben
moͤchten in Ewigkeit. Joh. 6:50. 51. Nach
dem Trank ihrer bittern Bußthraͤnen ſchoͤpf-
te ſie jetzt mit Freuden von denen Seel-er-
quickenden Waſſern, die fuͤr die geiſtlich
Durſtige aus dem Brunnen des Heils flieſ-
ſen. So aͤngſtlich und niedergeſchlagen ſie
zuvor war, ſo herzlich, zwar in einer ſtillen
Demuth, aber doch mit einem recht erhabe-
nen und in GOtt ermunterten Herzen,
freute ſie ſich nun in dem HErrn, und ihre
Seele frolockete in dem GOtt ihres Heyls,
der (das zerriſſene und befleckte Gewand der
Suͤnde und der eigenen Gerechtigkeit) ihr
weggenommen, dagegen aber ſie mit denen
Kleidern des Heyls angezogen, und mit
dem Rock der Gerechtigkeit (als mit dem
Schmuck der Braut des Lammes) gekleidet
hatte. Jeſ. 61:10. Wie herzlich prieſe ſie,
wo ſie konnte, die erbarmende Liebe ihres
himmliſchen Vaters, und die gnaͤdige Erloͤ-
ſung, die ihr durch Chriſtum wiederfahren

war.
K 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0203" n="151"/><fw place="top" type="header">Thaten der Gnade. <hi rendition="#aq">II</hi>. Stu&#x0364;ck.</fw><lb/>
Reigen; er zoge ihren Sack aus, und um-<lb/>
gu&#x0364;rtete &#x017F;ie mit Freude. P&#x017F;alm 30:12. So<lb/>
zeigte &#x017F;ich nach Sturm, Wetter und Fin-<lb/>
&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en die Sonne der Gerechtigkeit, mit<lb/>
dem erquickenden Glanz ihrer Liebe. Sie<lb/>
a&#x017F;&#x017F;e nach dem A&#x017F;chen Brod, von dem wohl-<lb/>
&#x017F;chmeckenden Manna, welches darum vom<lb/>
Himmel kommen, damit die gei&#x017F;tlich-hun-<lb/>
gerige Seelen nicht &#x017F;terben, &#x017F;ondern leben<lb/>
mo&#x0364;chten in Ewigkeit. Joh. 6:50. 51. Nach<lb/>
dem Trank ihrer bittern Bußthra&#x0364;nen &#x017F;cho&#x0364;pf-<lb/>
te &#x017F;ie jetzt mit Freuden von denen Seel-er-<lb/>
quickenden Wa&#x017F;&#x017F;ern, die fu&#x0364;r die gei&#x017F;tlich<lb/>
Dur&#x017F;tige aus dem Brunnen des Heils flie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. So a&#x0364;ng&#x017F;tlich und niederge&#x017F;chlagen &#x017F;ie<lb/>
zuvor war, &#x017F;o herzlich, zwar in einer &#x017F;tillen<lb/>
Demuth, aber doch mit einem recht erhabe-<lb/>
nen und in GOtt ermunterten Herzen,<lb/>
freute &#x017F;ie &#x017F;ich nun in dem HErrn, und ihre<lb/>
Seele frolockete in dem GOtt ihres Heyls,<lb/>
der (das zerri&#x017F;&#x017F;ene und befleckte Gewand der<lb/>
Su&#x0364;nde und der eigenen Gerechtigkeit) ihr<lb/>
weggenommen, dagegen aber &#x017F;ie mit denen<lb/>
Kleidern des Heyls angezogen, und mit<lb/>
dem Rock der Gerechtigkeit (als mit dem<lb/>
Schmuck der Braut des Lammes) gekleidet<lb/>
hatte. Je&#x017F;. 61:10. Wie herzlich prie&#x017F;e &#x017F;ie,<lb/>
wo &#x017F;ie konnte, die erbarmende Liebe ihres<lb/>
himmli&#x017F;chen Vaters, und die gna&#x0364;dige Erlo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ung, die ihr durch Chri&#x017F;tum wiederfahren<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 4</fw><fw place="bottom" type="catch">war.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0203] Thaten der Gnade. II. Stuͤck. Reigen; er zoge ihren Sack aus, und um- guͤrtete ſie mit Freude. Pſalm 30:12. So zeigte ſich nach Sturm, Wetter und Fin- ſterniſſen die Sonne der Gerechtigkeit, mit dem erquickenden Glanz ihrer Liebe. Sie aſſe nach dem Aſchen Brod, von dem wohl- ſchmeckenden Manna, welches darum vom Himmel kommen, damit die geiſtlich-hun- gerige Seelen nicht ſterben, ſondern leben moͤchten in Ewigkeit. Joh. 6:50. 51. Nach dem Trank ihrer bittern Bußthraͤnen ſchoͤpf- te ſie jetzt mit Freuden von denen Seel-er- quickenden Waſſern, die fuͤr die geiſtlich Durſtige aus dem Brunnen des Heils flieſ- ſen. So aͤngſtlich und niedergeſchlagen ſie zuvor war, ſo herzlich, zwar in einer ſtillen Demuth, aber doch mit einem recht erhabe- nen und in GOtt ermunterten Herzen, freute ſie ſich nun in dem HErrn, und ihre Seele frolockete in dem GOtt ihres Heyls, der (das zerriſſene und befleckte Gewand der Suͤnde und der eigenen Gerechtigkeit) ihr weggenommen, dagegen aber ſie mit denen Kleidern des Heyls angezogen, und mit dem Rock der Gerechtigkeit (als mit dem Schmuck der Braut des Lammes) gekleidet hatte. Jeſ. 61:10. Wie herzlich prieſe ſie, wo ſie konnte, die erbarmende Liebe ihres himmliſchen Vaters, und die gnaͤdige Erloͤ- ſung, die ihr durch Chriſtum wiederfahren war. K 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/203
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/203>, abgerufen am 21.11.2024.