Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Der grossen und seligen
war. So konnte sie nun an dem seligen
Ende ihrer ziemlich lange gedauerten dun-
keln Wegen, aus Erfahrung mit David sa-
gen: Wenn du mich demüthigest, ma-
chest du mich groß.
Psalm 18:36.

So gerne und willig nimmt JEsus die
bußfertigen und gläubigen Sünder an, so
treu erfüllt er an ihnen die Verheissung,
Joh. 6:37. Wer zu mir kommt, den
will ich nicht hinausstossen.
O wenn es
doch alle Menschen wüßten! wie JEsus auf
die Sünder so sehnlich warte, wie sein Herze
mit seinen Armen gegen alle Gnadenbedürf-
tige und Hungerende aufgeschlossen sey. O
wenn wirs sehen könnten! wie dieser gute
Hirte der Schaafe, so ungerne ein einiges
lasse verlohren gehen, nachdem er uns mit
seinem Blute erkaufet hat, wie unermüdet
er ihnen nachgehe! und zum Leben bringen
möchte! wären wir recht ausgelährt von
allem Welt- und eigenem Wesen, wären wir
stille, eingekehrt, und auf die Stimme un-
sers Freundes, der uns zu ihm rufet, und
einladet, recht aufmerksam; liessen wir ihn
seine Liebe recht in unsere Herzen ausströ-
men, so würden gewiß viele tausend See-
len mehr sich aufmachen, und zu dem Hey-
land eilen, und er würde in so vielen zeigen,
daß es nicht nur seine gröste Freude, son-
dern sein eigentliches Werk sey, Sünder

anzu-

Der groſſen und ſeligen
war. So konnte ſie nun an dem ſeligen
Ende ihrer ziemlich lange gedauerten dun-
keln Wegen, aus Erfahrung mit David ſa-
gen: Wenn du mich demuͤthigeſt, ma-
cheſt du mich groß.
Pſalm 18:36.

So gerne und willig nimmt JEſus die
bußfertigen und glaͤubigen Suͤnder an, ſo
treu erfuͤllt er an ihnen die Verheiſſung,
Joh. 6:37. Wer zu mir kommt, den
will ich nicht hinausſtoſſen.
O wenn es
doch alle Menſchen wuͤßten! wie JEſus auf
die Suͤnder ſo ſehnlich warte, wie ſein Herze
mit ſeinen Armen gegen alle Gnadenbeduͤrf-
tige und Hungerende aufgeſchloſſen ſey. O
wenn wirs ſehen koͤnnten! wie dieſer gute
Hirte der Schaafe, ſo ungerne ein einiges
laſſe verlohren gehen, nachdem er uns mit
ſeinem Blute erkaufet hat, wie unermuͤdet
er ihnen nachgehe! und zum Leben bringen
moͤchte! waͤren wir recht ausgelaͤhrt von
allem Welt- und eigenem Weſen, waͤren wir
ſtille, eingekehrt, und auf die Stimme un-
ſers Freundes, der uns zu ihm rufet, und
einladet, recht aufmerkſam; lieſſen wir ihn
ſeine Liebe recht in unſere Herzen ausſtroͤ-
men, ſo wuͤrden gewiß viele tauſend See-
len mehr ſich aufmachen, und zu dem Hey-
land eilen, und er wuͤrde in ſo vielen zeigen,
daß es nicht nur ſeine groͤſte Freude, ſon-
dern ſein eigentliches Werk ſey, Suͤnder

anzu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0204" n="152"/><fw place="top" type="header">Der gro&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;eligen</fw><lb/>
war. So konnte &#x017F;ie nun an dem &#x017F;eligen<lb/>
Ende ihrer ziemlich lange gedauerten dun-<lb/>
keln Wegen, aus Erfahrung mit David &#x017F;a-<lb/>
gen: <hi rendition="#fr">Wenn du mich demu&#x0364;thige&#x017F;t, ma-<lb/>
che&#x017F;t du mich groß.</hi> P&#x017F;alm 18:36.</p><lb/>
        <p>So gerne und willig nimmt JE&#x017F;us die<lb/>
bußfertigen und gla&#x0364;ubigen Su&#x0364;nder an, &#x017F;o<lb/>
treu erfu&#x0364;llt er an ihnen die Verhei&#x017F;&#x017F;ung,<lb/>
Joh. 6:37. <hi rendition="#fr">Wer zu mir kommt, den<lb/>
will ich nicht hinaus&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en.</hi> O wenn es<lb/>
doch alle Men&#x017F;chen wu&#x0364;ßten! wie JE&#x017F;us auf<lb/>
die Su&#x0364;nder &#x017F;o &#x017F;ehnlich warte, wie &#x017F;ein Herze<lb/>
mit &#x017F;einen Armen gegen alle Gnadenbedu&#x0364;rf-<lb/>
tige und Hungerende aufge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey. O<lb/>
wenn wirs &#x017F;ehen ko&#x0364;nnten! wie die&#x017F;er gute<lb/>
Hirte der Schaafe, &#x017F;o ungerne ein einiges<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e verlohren gehen, nachdem er uns mit<lb/>
&#x017F;einem Blute erkaufet hat, wie unermu&#x0364;det<lb/>
er ihnen nachgehe! und zum Leben bringen<lb/>
mo&#x0364;chte! wa&#x0364;ren wir recht ausgela&#x0364;hrt von<lb/>
allem Welt- und eigenem We&#x017F;en, wa&#x0364;ren wir<lb/>
&#x017F;tille, eingekehrt, und auf die Stimme un-<lb/>
&#x017F;ers Freundes, der uns zu ihm rufet, und<lb/>
einladet, recht aufmerk&#x017F;am; lie&#x017F;&#x017F;en wir ihn<lb/>
&#x017F;eine Liebe recht in un&#x017F;ere Herzen aus&#x017F;tro&#x0364;-<lb/>
men, &#x017F;o wu&#x0364;rden gewiß viele tau&#x017F;end See-<lb/>
len mehr &#x017F;ich aufmachen, und zu dem Hey-<lb/>
land eilen, und er wu&#x0364;rde in &#x017F;o vielen zeigen,<lb/>
daß es nicht nur &#x017F;eine gro&#x0364;&#x017F;te Freude, &#x017F;on-<lb/>
dern &#x017F;ein eigentliches Werk &#x017F;ey, Su&#x0364;nder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">anzu-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0204] Der groſſen und ſeligen war. So konnte ſie nun an dem ſeligen Ende ihrer ziemlich lange gedauerten dun- keln Wegen, aus Erfahrung mit David ſa- gen: Wenn du mich demuͤthigeſt, ma- cheſt du mich groß. Pſalm 18:36. So gerne und willig nimmt JEſus die bußfertigen und glaͤubigen Suͤnder an, ſo treu erfuͤllt er an ihnen die Verheiſſung, Joh. 6:37. Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausſtoſſen. O wenn es doch alle Menſchen wuͤßten! wie JEſus auf die Suͤnder ſo ſehnlich warte, wie ſein Herze mit ſeinen Armen gegen alle Gnadenbeduͤrf- tige und Hungerende aufgeſchloſſen ſey. O wenn wirs ſehen koͤnnten! wie dieſer gute Hirte der Schaafe, ſo ungerne ein einiges laſſe verlohren gehen, nachdem er uns mit ſeinem Blute erkaufet hat, wie unermuͤdet er ihnen nachgehe! und zum Leben bringen moͤchte! waͤren wir recht ausgelaͤhrt von allem Welt- und eigenem Weſen, waͤren wir ſtille, eingekehrt, und auf die Stimme un- ſers Freundes, der uns zu ihm rufet, und einladet, recht aufmerkſam; lieſſen wir ihn ſeine Liebe recht in unſere Herzen ausſtroͤ- men, ſo wuͤrden gewiß viele tauſend See- len mehr ſich aufmachen, und zu dem Hey- land eilen, und er wuͤrde in ſo vielen zeigen, daß es nicht nur ſeine groͤſte Freude, ſon- dern ſein eigentliches Werk ſey, Suͤnder anzu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/204
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/204>, abgerufen am 24.11.2024.