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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Thaten der Gnade. II. Stück.
abzubringen, und sie zu entwafnen, und
wie vielemahl geschieht es nicht! daß man
hingerissen wird, und mit vielen Thränen,
Seufzen und Arbeiten die vorige Versäum-
niß wiederum einbringen muß.

Eine andere Gnadengabe, die der HErr
unserer Seligen geschenket hatte, war eine
tiefe Erfahrung in denen geheimen Wegen
GOttes. Sie war eine Person die freylich
keine in die Augen der Welt fallende Be-
redsamkeit besasse, und die überhaupt nicht
viel zu reden gewohnt war. Aber nachdem
sie durch so verschiedene Wege GOttes war
geführet worden, und durch vielerley Lei-
den, Anfechtungen und Proben geläutert
war, und nach vielen Thränen, Gebet und
Kämpfen unter der Gnade sich durch die
enge Pforte hindurch gearbeitet hatte, so
konnte sie nun aus Erfahrung manches von
denen göttlichen Führungen in der Seele
reden, da andere mit aller Weltklugheit
und Beredsamkeit dagegen erstummen, und
beschämt stehen sollten. Zwar vor Welt-
menschen redte sie wenig davon, weil sie
wohl wußte, daß sie nur ausgelachet, und die
Wege GOttes würden verspottet werden,
aber bey solchen, die entweder mit ihr glei-
che Wege gegangen, oder bey denen, da sie
nur ein unpartheyisch Herz, oder ein Fünk-
lein guter Neigung sahe, redete sie davon

aus

Thaten der Gnade. II. Stuͤck.
abzubringen, und ſie zu entwafnen, und
wie vielemahl geſchieht es nicht! daß man
hingeriſſen wird, und mit vielen Thraͤnen,
Seufzen und Arbeiten die vorige Verſaͤum-
niß wiederum einbringen muß.

Eine andere Gnadengabe, die der HErr
unſerer Seligen geſchenket hatte, war eine
tiefe Erfahrung in denen geheimen Wegen
GOttes. Sie war eine Perſon die freylich
keine in die Augen der Welt fallende Be-
redſamkeit beſaſſe, und die uͤberhaupt nicht
viel zu reden gewohnt war. Aber nachdem
ſie durch ſo verſchiedene Wege GOttes war
gefuͤhret worden, und durch vielerley Lei-
den, Anfechtungen und Proben gelaͤutert
war, und nach vielen Thraͤnen, Gebet und
Kaͤmpfen unter der Gnade ſich durch die
enge Pforte hindurch gearbeitet hatte, ſo
konnte ſie nun aus Erfahrung manches von
denen goͤttlichen Fuͤhrungen in der Seele
reden, da andere mit aller Weltklugheit
und Beredſamkeit dagegen erſtummen, und
beſchaͤmt ſtehen ſollten. Zwar vor Welt-
menſchen redte ſie wenig davon, weil ſie
wohl wußte, daß ſie nur ausgelachet, und die
Wege GOttes wuͤrden verſpottet werden,
aber bey ſolchen, die entweder mit ihr glei-
che Wege gegangen, oder bey denen, da ſie
nur ein unpartheyiſch Herz, oder ein Fuͤnk-
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[159/0211] Thaten der Gnade. II. Stuͤck. abzubringen, und ſie zu entwafnen, und wie vielemahl geſchieht es nicht! daß man hingeriſſen wird, und mit vielen Thraͤnen, Seufzen und Arbeiten die vorige Verſaͤum- niß wiederum einbringen muß. Eine andere Gnadengabe, die der HErr unſerer Seligen geſchenket hatte, war eine tiefe Erfahrung in denen geheimen Wegen GOttes. Sie war eine Perſon die freylich keine in die Augen der Welt fallende Be- redſamkeit beſaſſe, und die uͤberhaupt nicht viel zu reden gewohnt war. Aber nachdem ſie durch ſo verſchiedene Wege GOttes war gefuͤhret worden, und durch vielerley Lei- den, Anfechtungen und Proben gelaͤutert war, und nach vielen Thraͤnen, Gebet und Kaͤmpfen unter der Gnade ſich durch die enge Pforte hindurch gearbeitet hatte, ſo konnte ſie nun aus Erfahrung manches von denen goͤttlichen Fuͤhrungen in der Seele reden, da andere mit aller Weltklugheit und Beredſamkeit dagegen erſtummen, und beſchaͤmt ſtehen ſollten. Zwar vor Welt- menſchen redte ſie wenig davon, weil ſie wohl wußte, daß ſie nur ausgelachet, und die Wege GOttes wuͤrden verſpottet werden, aber bey ſolchen, die entweder mit ihr glei- che Wege gegangen, oder bey denen, da ſie nur ein unpartheyiſch Herz, oder ein Fuͤnk- lein guter Neigung ſahe, redete ſie davon aus

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/211>, abgerufen am 21.11.2024.