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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
hin in eine grosse Schwachheit, so daß je-
dermann meynte, ihr Ende sey vorhanden,
sie erhohlte sich aber bald wieder, und da
man sie fragte, ob der Heyland nahe sey,
antwortete sie: Er wird bald kommen,
aber ich muß noch ein wenig streiten.

Sie betete hierauf eine Zeitlang, zwar nur
in kurz abgebrochenen Seufzern, aber sehr
ernstlich und innig. Hierauf reichte sie den
Jhrigen und allen Anwesenden die Hand,
und nimmt von ihnen gar beweglich Ab-
schied; nach diesem legte sie sich stille hin,
richtete sich aber bald wieder auf, und sagte
zu einer neben ihr stehenden, und ihr lieben
Person: Willt du mit mir? Sie fragte,
wohin! die Antwort ward: Jn den Him-
mel
. Diese Person erwiederte mit Thrä-
nen: Sie wollte gerne mitgehen, wenn sie
nur so, wie sie, dazu gerüstet wäre. Nach
dem wurde sie wieder stille, thate aber bald
die gleiche Frage, und wiederhohlte sie zum
drittenmahl. Sie fiel hierauf in einen
Schlummer, wachte aber bald wieder auf,
und sprach mit einer lauten und starken
Stimme: Er ist um Meiner Sünden
willen dahin gegegen, und um Mei-
ner Gerechtigkeit willen auferwecket.

Jhre Leibesschwachheit nahme hierauf au-
genscheinlich zu. Sie befahl sich in einem

herz-

Der groſſen und ſeligen
hin in eine groſſe Schwachheit, ſo daß je-
dermann meynte, ihr Ende ſey vorhanden,
ſie erhohlte ſich aber bald wieder, und da
man ſie fragte, ob der Heyland nahe ſey,
antwortete ſie: Er wird bald kommen,
aber ich muß noch ein wenig ſtreiten.

Sie betete hierauf eine Zeitlang, zwar nur
in kurz abgebrochenen Seufzern, aber ſehr
ernſtlich und innig. Hierauf reichte ſie den
Jhrigen und allen Anweſenden die Hand,
und nimmt von ihnen gar beweglich Ab-
ſchied; nach dieſem legte ſie ſich ſtille hin,
richtete ſich aber bald wieder auf, und ſagte
zu einer neben ihr ſtehenden, und ihr lieben
Perſon: Willt du mit mir? Sie fragte,
wohin! die Antwort ward: Jn den Him-
mel
. Dieſe Perſon erwiederte mit Thraͤ-
nen: Sie wollte gerne mitgehen, wenn ſie
nur ſo, wie ſie, dazu geruͤſtet waͤre. Nach
dem wurde ſie wieder ſtille, thate aber bald
die gleiche Frage, und wiederhohlte ſie zum
drittenmahl. Sie fiel hierauf in einen
Schlummer, wachte aber bald wieder auf,
und ſprach mit einer lauten und ſtarken
Stimme: Er iſt um Meiner Suͤnden
willen dahin gegegen, und um Mei-
ner Gerechtigkeit willen auferwecket.

Jhre Leibesſchwachheit nahme hierauf au-
genſcheinlich zu. Sie befahl ſich in einem

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[172/0224] Der groſſen und ſeligen hin in eine groſſe Schwachheit, ſo daß je- dermann meynte, ihr Ende ſey vorhanden, ſie erhohlte ſich aber bald wieder, und da man ſie fragte, ob der Heyland nahe ſey, antwortete ſie: Er wird bald kommen, aber ich muß noch ein wenig ſtreiten. Sie betete hierauf eine Zeitlang, zwar nur in kurz abgebrochenen Seufzern, aber ſehr ernſtlich und innig. Hierauf reichte ſie den Jhrigen und allen Anweſenden die Hand, und nimmt von ihnen gar beweglich Ab- ſchied; nach dieſem legte ſie ſich ſtille hin, richtete ſich aber bald wieder auf, und ſagte zu einer neben ihr ſtehenden, und ihr lieben Perſon: Willt du mit mir? Sie fragte, wohin! die Antwort ward: Jn den Him- mel. Dieſe Perſon erwiederte mit Thraͤ- nen: Sie wollte gerne mitgehen, wenn ſie nur ſo, wie ſie, dazu geruͤſtet waͤre. Nach dem wurde ſie wieder ſtille, thate aber bald die gleiche Frage, und wiederhohlte ſie zum drittenmahl. Sie fiel hierauf in einen Schlummer, wachte aber bald wieder auf, und ſprach mit einer lauten und ſtarken Stimme: Er iſt um Meiner Suͤnden willen dahin gegegen, und um Mei- ner Gerechtigkeit willen auferwecket. Jhre Leibesſchwachheit nahme hierauf au- genſcheinlich zu. Sie befahl ſich in einem herz-

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/224>, abgerufen am 21.11.2024.