Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.Vorrede. Umgang mit andern Menschen; siewerden die Hauptmaterie aller Ge- sprächen; man suchet eine Ehre und einen Vorzug darinnen, je mehr man besondere Umstände davon an- dern erzählen kan; man wendet Kö- sten und Mühe darauf, sich selbige zu sammlen, und macht sich ein Ver- gnügen daraus, sie andern mitzu- theilen; man ist begierig, die Hel- den zu sehen, oder aufs wenigste in ihren Bildern sich zu ergötzen; man trachtet, sich die besonderste Umstän- de von ihren Personen, ihrem Leben und Thaten bekannt zu machen; und nachdeme man Grund zu haben ver- meynet, sich für dieselben zu interes- siren, so freuet man sich unmäßig über den glücklichen Fortgang ihrer Thaten, oder kränket sich heftig über die Mißlingung derselben. a.) So a.) Man mißbilliget es gar nicht, vielweniger ist man gesinnet, es als eine unerlaubte, oder dem Christenthum zuwider laufende Sache an- zugeben, auf grosse irdische Thaten und Be- geben- b 2
Vorrede. Umgang mit andern Menſchen; ſiewerden die Hauptmaterie aller Ge- ſpraͤchen; man ſuchet eine Ehre und einen Vorzug darinnen, je mehr man beſondere Umſtaͤnde davon an- dern erzaͤhlen kan; man wendet Koͤ- ſten und Muͤhe darauf, ſich ſelbige zu ſammlen, und macht ſich ein Ver- gnuͤgen daraus, ſie andern mitzu- theilen; man iſt begierig, die Hel- den zu ſehen, oder aufs wenigſte in ihren Bildern ſich zu ergoͤtzen; man trachtet, ſich die beſonderſte Umſtaͤn- de von ihren Perſonen, ihrem Leben und Thaten bekannt zu machen; und nachdeme man Grund zu haben ver- meynet, ſich fuͤr dieſelben zu intereſ- ſiren, ſo freuet man ſich unmaͤßig uͤber den gluͤcklichen Fortgang ihrer Thaten, oder kraͤnket ſich heftig uͤber die Mißlingung derſelben. a.) So a.) Man mißbilliget es gar nicht, vielweniger iſt man geſinnet, es als eine unerlaubte, oder dem Chriſtenthum zuwider laufende Sache an- zugeben, auf groſſe irdiſche Thaten und Be- geben- b 2
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Vorrede.
Umgang mit andern Menſchen; ſie
werden die Hauptmaterie aller Ge-
ſpraͤchen; man ſuchet eine Ehre und
einen Vorzug darinnen, je mehr
man beſondere Umſtaͤnde davon an-
dern erzaͤhlen kan; man wendet Koͤ-
ſten und Muͤhe darauf, ſich ſelbige
zu ſammlen, und macht ſich ein Ver-
gnuͤgen daraus, ſie andern mitzu-
theilen; man iſt begierig, die Hel-
den zu ſehen, oder aufs wenigſte in
ihren Bildern ſich zu ergoͤtzen; man
trachtet, ſich die beſonderſte Umſtaͤn-
de von ihren Perſonen, ihrem Leben
und Thaten bekannt zu machen; und
nachdeme man Grund zu haben ver-
meynet, ſich fuͤr dieſelben zu intereſ-
ſiren, ſo freuet man ſich unmaͤßig
uͤber den gluͤcklichen Fortgang ihrer
Thaten, oder kraͤnket ſich heftig uͤber
die Mißlingung derſelben. a.)
So
a.) Man mißbilliget es gar nicht, vielweniger
iſt man geſinnet, es als eine unerlaubte, oder
dem Chriſtenthum zuwider laufende Sache an-
zugeben, auf groſſe irdiſche Thaten und Be-
geben-
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