Thaten der Gnaden sich bereden liesse, die Wege des Unterganges zu verlassen, und die Strassen des Heiligthums zu betretten. Lasset uns darum hier ein wenig stille ste- hen, und den Zustand eines jeden natürli- chen Sünders näher betrachten, lasse aber ein jeder sich auch ermuntern, von nun an den Stand der Gnaden zu erwählen.
Daß von Natur, und ehe durch den Geist GOttes das göttliche Leben in der See- le entzündet ist, ein jeder Mensch in dem allerkläglichsten und gefährlichsten Zustande sich befinde, zeiget uns der Geist der Wahr- heit überzeugend an allen Orten in dem Worte des Heyls. Betrachte man nur fol- gende wenige Aussprüche: Gen. 6:5. Kla- get der HErr schon, daß alles Dich- ten und Trachten des menschlichen Herzens nur böse seye immerdar. Jes. 1:5.6. heisset es: Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt, von der Fußsohle an bis ans Haupt ist nichts ganzes an ihm, sondern Wun- den und Striemen, und Eiterbeulen, die nicht ausgedruckt, noch verbun- den, noch mit Oel gelindert sind. Paulus bezeuget, daß die Sünder von Na- tur todt seyen in Sünden, und daß sie zu derselben Zeit wären ohne Chri- sto, entfremdet von der Burger-
schaft
Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
Thaten der Gnaden ſich bereden lieſſe, die Wege des Unterganges zu verlaſſen, und die Straſſen des Heiligthums zu betretten. Laſſet uns darum hier ein wenig ſtille ſte- hen, und den Zuſtand eines jeden natuͤrli- chen Suͤnders naͤher betrachten, laſſe aber ein jeder ſich auch ermuntern, von nun an den Stand der Gnaden zu erwaͤhlen.
Daß von Natur, und ehe durch den Geiſt GOttes das goͤttliche Leben in der See- le entzuͤndet iſt, ein jeder Menſch in dem allerklaͤglichſten und gefaͤhrlichſten Zuſtande ſich befinde, zeiget uns der Geiſt der Wahr- heit uͤberzeugend an allen Orten in dem Worte des Heyls. Betrachte man nur fol- gende wenige Ausſpruͤche: Gen. 6:5. Kla- get der HErr ſchon, daß alles Dich- ten und Trachten des menſchlichen Herzens nur boͤſe ſeye immerdar. Jeſ. 1:5.6. heiſſet es: Das ganze Haupt iſt krank, das ganze Herz iſt matt, von der Fußſohle an bis ans Haupt iſt nichts ganzes an ihm, ſondern Wun- den und Striemen, und Eiterbeulen, die nicht ausgedruckt, noch verbun- den, noch mit Oel gelindert ſind. Paulus bezeuget, daß die Suͤnder von Na- tur todt ſeyen in Suͤnden, und daß ſie zu derſelben Zeit waͤren ohne Chri- ſto, entfremdet von der Burger-
ſchaft
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Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
Thaten der Gnaden ſich bereden lieſſe, die
Wege des Unterganges zu verlaſſen, und
die Straſſen des Heiligthums zu betretten.
Laſſet uns darum hier ein wenig ſtille ſte-
hen, und den Zuſtand eines jeden natuͤrli-
chen Suͤnders naͤher betrachten, laſſe aber
ein jeder ſich auch ermuntern, von nun an
den Stand der Gnaden zu erwaͤhlen.
Daß von Natur, und ehe durch den
Geiſt GOttes das goͤttliche Leben in der See-
le entzuͤndet iſt, ein jeder Menſch in dem
allerklaͤglichſten und gefaͤhrlichſten Zuſtande
ſich befinde, zeiget uns der Geiſt der Wahr-
heit uͤberzeugend an allen Orten in dem
Worte des Heyls. Betrachte man nur fol-
gende wenige Ausſpruͤche: Gen. 6:5. Kla-
get der HErr ſchon, daß alles Dich-
ten und Trachten des menſchlichen
Herzens nur boͤſe ſeye immerdar. Jeſ.
1:5.6. heiſſet es: Das ganze Haupt iſt
krank, das ganze Herz iſt matt, von
der Fußſohle an bis ans Haupt iſt
nichts ganzes an ihm, ſondern Wun-
den und Striemen, und Eiterbeulen,
die nicht ausgedruckt, noch verbun-
den, noch mit Oel gelindert ſind.
Paulus bezeuget, daß die Suͤnder von Na-
tur todt ſeyen in Suͤnden, und daß ſie
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/241>, abgerufen am 16.02.2025.
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