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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
das todte Gewissen vielmahl angegriffen,
und manche geheime Unruhe, Angst und
Bangigkeit empfunden haben. So bald sie
aber wieder Luft kriegte, so bald die Noth
vorüber war, so verschwande aller Schre-
cken und alle Unruhe des Herzens, das Ge-
wissen schlief ein, und sie gienge in der größ-
ten Sicherheit wieder fort, war bey allem
geistlichen und leiblichen Elend sorglos, fiel
aus einem Todesschlaf in den andern, und
wandelte in ihrer Finsterniß und Blindheit
auf solchen Wegen, die hinab führen zu der
Todeskammer.

So sicher ist der Sünder bey allen sei-
nen Uebertrettungen, und bey aller Gefahr,
Sturm und Wetter, so ihm drohet, und
ob seinem Haupt schwebet. So geistlich-
todt und fühllos-trunken und unempfind-
lich, ja recht übertäubet macht die Sünde
die arme Seele. Noah predigte der ersten
sicheren Welt beweglich Busse, er bestimmet
ihr bey beharrlicher Unbußfertigkeit die Zeit
des Ausbruches der erschröcklichen göttlichen
Gerichten, durch die sie sollten vertilget wer-
den, sie schauen ihm zu, und ohne Zweifel
hilft ihm mancher sicherer Sünder selber an
der Arche bauen, sie sehen also alle Tage den
Beweiß vor sich, daß seine Worte keine lee-
re Drohungen seyen, sondern daß in würk-
lichem Ernst sich alles bereite und fertig ma-

che,

Der groſſen und ſeligen
das todte Gewiſſen vielmahl angegriffen,
und manche geheime Unruhe, Angſt und
Bangigkeit empfunden haben. So bald ſie
aber wieder Luft kriegte, ſo bald die Noth
voruͤber war, ſo verſchwande aller Schre-
cken und alle Unruhe des Herzens, das Ge-
wiſſen ſchlief ein, und ſie gienge in der groͤß-
ten Sicherheit wieder fort, war bey allem
geiſtlichen und leiblichen Elend ſorglos, fiel
aus einem Todesſchlaf in den andern, und
wandelte in ihrer Finſterniß und Blindheit
auf ſolchen Wegen, die hinab fuͤhren zu der
Todeskammer.

So ſicher iſt der Suͤnder bey allen ſei-
nen Uebertrettungen, und bey aller Gefahr,
Sturm und Wetter, ſo ihm drohet, und
ob ſeinem Haupt ſchwebet. So geiſtlich-
todt und fuͤhllos-trunken und unempfind-
lich, ja recht uͤbertaͤubet macht die Suͤnde
die arme Seele. Noah predigte der erſten
ſicheren Welt beweglich Buſſe, er beſtimmet
ihr bey beharrlicher Unbußfertigkeit die Zeit
des Ausbruches der erſchroͤcklichen goͤttlichen
Gerichten, durch die ſie ſollten vertilget wer-
den, ſie ſchauen ihm zu, und ohne Zweifel
hilft ihm mancher ſicherer Suͤnder ſelber an
der Arche bauen, ſie ſehen alſo alle Tage den
Beweiß vor ſich, daß ſeine Worte keine lee-
re Drohungen ſeyen, ſondern daß in wuͤrk-
lichem Ernſt ſich alles bereite und fertig ma-

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[196/0248] Der groſſen und ſeligen das todte Gewiſſen vielmahl angegriffen, und manche geheime Unruhe, Angſt und Bangigkeit empfunden haben. So bald ſie aber wieder Luft kriegte, ſo bald die Noth voruͤber war, ſo verſchwande aller Schre- cken und alle Unruhe des Herzens, das Ge- wiſſen ſchlief ein, und ſie gienge in der groͤß- ten Sicherheit wieder fort, war bey allem geiſtlichen und leiblichen Elend ſorglos, fiel aus einem Todesſchlaf in den andern, und wandelte in ihrer Finſterniß und Blindheit auf ſolchen Wegen, die hinab fuͤhren zu der Todeskammer. So ſicher iſt der Suͤnder bey allen ſei- nen Uebertrettungen, und bey aller Gefahr, Sturm und Wetter, ſo ihm drohet, und ob ſeinem Haupt ſchwebet. So geiſtlich- todt und fuͤhllos-trunken und unempfind- lich, ja recht uͤbertaͤubet macht die Suͤnde die arme Seele. Noah predigte der erſten ſicheren Welt beweglich Buſſe, er beſtimmet ihr bey beharrlicher Unbußfertigkeit die Zeit des Ausbruches der erſchroͤcklichen goͤttlichen Gerichten, durch die ſie ſollten vertilget wer- den, ſie ſchauen ihm zu, und ohne Zweifel hilft ihm mancher ſicherer Suͤnder ſelber an der Arche bauen, ſie ſehen alſo alle Tage den Beweiß vor ſich, daß ſeine Worte keine lee- re Drohungen ſeyen, ſondern daß in wuͤrk- lichem Ernſt ſich alles bereite und fertig ma- che,

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/248>, abgerufen am 21.11.2024.