Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.Thaten der Gnade. III. Stück. reuend und leidtragend seyn, und mit auf-richtigen, und nach seiner Gnade beküm- merten und sehnenden Herzen zu ihm ihre Zuflucht nehmen, anzunehmen, und zu er- quicken. Es sey ihm daran gelegen, und gereiche zu seinen höchsten Ehren, daß seine blutige Arbeiten an denen Seelen nicht ver- lohren gehen, sondern er für seinen Creu- tzestod, viel Lohn und Beute bekommen möchte. Seine Verheissung sey da: Wer (von reuenden und gläubigen Sündern, sie mögen seyn, wer sie immer wollen, ihr Schade mag so groß, so tödlich, so verzwei- felt böse, und ihre Gefahr so nahe seyn, als sie immer mag) zu mir kommt, den will ich nicht hinausstossen. Joh. 6:37. Daß aber der HErr JEsus auch gerne sein Wort halte, das zeigen seine liebreichen Thaten, die er gegen die bußfertigen Sün- der bey seinem Wandel auf Erden abgeleget, denn man in dem ganzen Evangelio kein ei- niges Exempel finden werde, da der Hey- land eine Seele abgewiesen, und ungetrö- stet von sich gestossen, die wahrhaftig und aufrichtig seine Gnade gesuchet, sondern vielmehr seine Arme und sein Herze gegen alle auch die grösten und schwersten reuen- den Sünder eröfnet habe. Sie könne folglich unmöglich die einige Seele seyn, die der mitleidende Arzt an ihrer Seelen- krank-
Thaten der Gnade. III. Stuͤck. reuend und leidtragend ſeyn, und mit auf-richtigen, und nach ſeiner Gnade bekuͤm- merten und ſehnenden Herzen zu ihm ihre Zuflucht nehmen, anzunehmen, und zu er- quicken. Es ſey ihm daran gelegen, und gereiche zu ſeinen hoͤchſten Ehren, daß ſeine blutige Arbeiten an denen Seelen nicht ver- lohren gehen, ſondern er fuͤr ſeinen Creu- tzestod, viel Lohn und Beute bekommen moͤchte. Seine Verheiſſung ſey da: Wer (von reuenden und glaͤubigen Suͤndern, ſie moͤgen ſeyn, wer ſie immer wollen, ihr Schade mag ſo groß, ſo toͤdlich, ſo verzwei- felt boͤſe, und ihre Gefahr ſo nahe ſeyn, als ſie immer mag) zu mir kommt, den will ich nicht hinausſtoſſen. Joh. 6:37. Daß aber der HErr JEſus auch gerne ſein Wort halte, das zeigen ſeine liebreichen Thaten, die er gegen die bußfertigen Suͤn- der bey ſeinem Wandel auf Erden abgeleget, denn man in dem ganzen Evangelio kein ei- niges Exempel finden werde, da der Hey- land eine Seele abgewieſen, und ungetroͤ- ſtet von ſich geſtoſſen, die wahrhaftig und aufrichtig ſeine Gnade geſuchet, ſondern vielmehr ſeine Arme und ſein Herze gegen alle auch die groͤſten und ſchwerſten reuen- den Suͤnder eroͤfnet habe. Sie koͤnne folglich unmoͤglich die einige Seele ſeyn, die der mitleidende Arzt an ihrer Seelen- krank-
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Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
reuend und leidtragend ſeyn, und mit auf-
richtigen, und nach ſeiner Gnade bekuͤm-
merten und ſehnenden Herzen zu ihm ihre
Zuflucht nehmen, anzunehmen, und zu er-
quicken. Es ſey ihm daran gelegen, und
gereiche zu ſeinen hoͤchſten Ehren, daß ſeine
blutige Arbeiten an denen Seelen nicht ver-
lohren gehen, ſondern er fuͤr ſeinen Creu-
tzestod, viel Lohn und Beute bekommen
moͤchte. Seine Verheiſſung ſey da: Wer
(von reuenden und glaͤubigen Suͤndern, ſie
moͤgen ſeyn, wer ſie immer wollen, ihr
Schade mag ſo groß, ſo toͤdlich, ſo verzwei-
felt boͤſe, und ihre Gefahr ſo nahe ſeyn, als
ſie immer mag) zu mir kommt, den
will ich nicht hinausſtoſſen. Joh. 6:37.
Daß aber der HErr JEſus auch gerne ſein
Wort halte, das zeigen ſeine liebreichen
Thaten, die er gegen die bußfertigen Suͤn-
der bey ſeinem Wandel auf Erden abgeleget,
denn man in dem ganzen Evangelio kein ei-
niges Exempel finden werde, da der Hey-
land eine Seele abgewieſen, und ungetroͤ-
ſtet von ſich geſtoſſen, die wahrhaftig und
aufrichtig ſeine Gnade geſuchet, ſondern
vielmehr ſeine Arme und ſein Herze gegen
alle auch die groͤſten und ſchwerſten reuen-
den Suͤnder eroͤfnet habe. Sie koͤnne
folglich unmoͤglich die einige Seele ſeyn,
die der mitleidende Arzt an ihrer Seelen-
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