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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
krankheit sterben, und ohne Hülfe verder-
ben lassen könne.

Fühle sie sich schon nicht würdig, daß
JEsus nach so vielen und grossen Abwei-
chungen sich ihrer in Gnaden und im Er-
barmen annehme, so wolle er es um seinet-
willen thun, auch dafür sey sein Wort da.
Esaj. 43:24.25. Du hast mir nur Arbeit
gemacht mit deinen Sünden, du hast
mir Mühe gemacht, mit deinen Misse-
thaten. Jch, ich bin derselbige, der
ich deine Uebertrettungen tilge, um
Meinetwillen, und deiner Sünden
nicht gedenke.
Das sey so des Heylan-
des Luft, seine von Liebe warme Eingewei-
de gegen die erschrockenen Sünder zu eröf-
nen, damit sie ein Herze zu ihm kriegen,
kindlich und zuversichtlich zu ihm nahen,
ihre Last unter sein Creutze, ihre Wunden
an seine Wunden legen, und aus seinem
Tode Gnade und Leben nehmen möchten.
Es sey also alle Hofnung zur Errettung ih-
rer Seele da. Sie solle ihr Haupt nur ge-
trost aufheben, denn ihre Erlösung nahe
seye. Damit sie diese aber nicht aufhalte,
so solle sie jetzt nicht länger bey dem Gesich-
te ihrer Sünden und bey denen Ueberle-
gungen, Aengstlichkeiten und Zweifeln we-
gen der Seelengefahr stehen bleiben, son-
dern ihre Augen von sich und allem eigenen

ab-

Der groſſen und ſeligen
krankheit ſterben, und ohne Huͤlfe verder-
ben laſſen koͤnne.

Fuͤhle ſie ſich ſchon nicht wuͤrdig, daß
JEſus nach ſo vielen und groſſen Abwei-
chungen ſich ihrer in Gnaden und im Er-
barmen annehme, ſo wolle er es um ſeinet-
willen thun, auch dafuͤr ſey ſein Wort da.
Eſaj. 43:24.25. Du haſt mir nur Arbeit
gemacht mit deinen Suͤnden, du haſt
mir Muͤhe gemacht, mit deinen Miſſe-
thaten. Jch, ich bin derſelbige, der
ich deine Uebertrettungen tilge, um
Meinetwillen, und deiner Suͤnden
nicht gedenke.
Das ſey ſo des Heylan-
des Luft, ſeine von Liebe warme Eingewei-
de gegen die erſchrockenen Suͤnder zu eroͤf-
nen, damit ſie ein Herze zu ihm kriegen,
kindlich und zuverſichtlich zu ihm nahen,
ihre Laſt unter ſein Creutze, ihre Wunden
an ſeine Wunden legen, und aus ſeinem
Tode Gnade und Leben nehmen moͤchten.
Es ſey alſo alle Hofnung zur Errettung ih-
rer Seele da. Sie ſolle ihr Haupt nur ge-
troſt aufheben, denn ihre Erloͤſung nahe
ſeye. Damit ſie dieſe aber nicht aufhalte,
ſo ſolle ſie jetzt nicht laͤnger bey dem Geſich-
te ihrer Suͤnden und bey denen Ueberle-
gungen, Aengſtlichkeiten und Zweifeln we-
gen der Seelengefahr ſtehen bleiben, ſon-
dern ihre Augen von ſich und allem eigenen

ab-
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[268/0320] Der groſſen und ſeligen krankheit ſterben, und ohne Huͤlfe verder- ben laſſen koͤnne. Fuͤhle ſie ſich ſchon nicht wuͤrdig, daß JEſus nach ſo vielen und groſſen Abwei- chungen ſich ihrer in Gnaden und im Er- barmen annehme, ſo wolle er es um ſeinet- willen thun, auch dafuͤr ſey ſein Wort da. Eſaj. 43:24.25. Du haſt mir nur Arbeit gemacht mit deinen Suͤnden, du haſt mir Muͤhe gemacht, mit deinen Miſſe- thaten. Jch, ich bin derſelbige, der ich deine Uebertrettungen tilge, um Meinetwillen, und deiner Suͤnden nicht gedenke. Das ſey ſo des Heylan- des Luft, ſeine von Liebe warme Eingewei- de gegen die erſchrockenen Suͤnder zu eroͤf- nen, damit ſie ein Herze zu ihm kriegen, kindlich und zuverſichtlich zu ihm nahen, ihre Laſt unter ſein Creutze, ihre Wunden an ſeine Wunden legen, und aus ſeinem Tode Gnade und Leben nehmen moͤchten. Es ſey alſo alle Hofnung zur Errettung ih- rer Seele da. Sie ſolle ihr Haupt nur ge- troſt aufheben, denn ihre Erloͤſung nahe ſeye. Damit ſie dieſe aber nicht aufhalte, ſo ſolle ſie jetzt nicht laͤnger bey dem Geſich- te ihrer Suͤnden und bey denen Ueberle- gungen, Aengſtlichkeiten und Zweifeln we- gen der Seelengefahr ſtehen bleiben, ſon- dern ihre Augen von ſich und allem eigenen ab-

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/320>, abgerufen am 21.11.2024.