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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
ist, so kommt gewiß der heilige Geist, und
weiset die Seele zu recht, verkläret den
Heyland in derselben, und entzündet darin-
nen ein Glaubensfünklein nach dem einigen
Erretter und Seligmacher. Er lässet sie
einen Blick in seine Allgenugsamkeiten thun,
er lehret sie seine heilige Leiden verstehen,
und wie alles um ihretwillen geschehen. Da
weiß die Seele in ihr keinen Umstand, kein
Leiden, keine Furcht und kein Uebel, da
sie in dem leidenden Heylande nicht Mittel
dagegen erblicket. Aber dabey bleibt es
nicht! die Seele wird auch gewiß, daß der
HErr JEsus gar willig sey, sich ihr in sei-
nen Allgenugsamkeiten mitzutheilen, der
heilige Geist zeigt der Seele, die ausge-
streckten Arme, die offenen Eingeweide sei-
nes Erbarmens, sie lernet verstehen, warum
er sich so liebreich erkläret, daß er gekom-
men sey, die verlohrnen Schafe des Hauses
Jsraels zu suchen.

Möchte doch darum jedermann bewo-
gen werden, sein Hauß nirgendshin, als
auf diesem Felsen des Heyls zu bauen.
Möchte doch jede Seele, ihre Last (wie der
erleuchtete Buniam zeiget) an keinem an-
dern Ort ab sich laden, als unter dem Creu-
tze Christi, und von keinem andern Gene-
sungsmittel wissen, als von dem Balsam,
der aus denen Wunden des Gecreutzigten

ge-

Der groſſen und ſeligen
iſt, ſo kommt gewiß der heilige Geiſt, und
weiſet die Seele zu recht, verklaͤret den
Heyland in derſelben, und entzuͤndet darin-
nen ein Glaubensfuͤnklein nach dem einigen
Erretter und Seligmacher. Er laͤſſet ſie
einen Blick in ſeine Allgenugſamkeiten thun,
er lehret ſie ſeine heilige Leiden verſtehen,
und wie alles um ihretwillen geſchehen. Da
weiß die Seele in ihr keinen Umſtand, kein
Leiden, keine Furcht und kein Uebel, da
ſie in dem leidenden Heylande nicht Mittel
dagegen erblicket. Aber dabey bleibt es
nicht! die Seele wird auch gewiß, daß der
HErr JEſus gar willig ſey, ſich ihr in ſei-
nen Allgenugſamkeiten mitzutheilen, der
heilige Geiſt zeigt der Seele, die ausge-
ſtreckten Arme, die offenen Eingeweide ſei-
nes Erbarmens, ſie lernet verſtehen, warum
er ſich ſo liebreich erklaͤret, daß er gekom-
men ſey, die verlohrnen Schafe des Hauſes
Jſraels zu ſuchen.

Moͤchte doch darum jedermann bewo-
gen werden, ſein Hauß nirgendshin, als
auf dieſem Felſen des Heyls zu bauen.
Moͤchte doch jede Seele, ihre Laſt (wie der
erleuchtete Buniam zeiget) an keinem an-
dern Ort ab ſich laden, als unter dem Creu-
tze Chriſti, und von keinem andern Gene-
ſungsmittel wiſſen, als von dem Balſam,
der aus denen Wunden des Gecreutzigten

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[344/0396] Der groſſen und ſeligen iſt, ſo kommt gewiß der heilige Geiſt, und weiſet die Seele zu recht, verklaͤret den Heyland in derſelben, und entzuͤndet darin- nen ein Glaubensfuͤnklein nach dem einigen Erretter und Seligmacher. Er laͤſſet ſie einen Blick in ſeine Allgenugſamkeiten thun, er lehret ſie ſeine heilige Leiden verſtehen, und wie alles um ihretwillen geſchehen. Da weiß die Seele in ihr keinen Umſtand, kein Leiden, keine Furcht und kein Uebel, da ſie in dem leidenden Heylande nicht Mittel dagegen erblicket. Aber dabey bleibt es nicht! die Seele wird auch gewiß, daß der HErr JEſus gar willig ſey, ſich ihr in ſei- nen Allgenugſamkeiten mitzutheilen, der heilige Geiſt zeigt der Seele, die ausge- ſtreckten Arme, die offenen Eingeweide ſei- nes Erbarmens, ſie lernet verſtehen, warum er ſich ſo liebreich erklaͤret, daß er gekom- men ſey, die verlohrnen Schafe des Hauſes Jſraels zu ſuchen. Moͤchte doch darum jedermann bewo- gen werden, ſein Hauß nirgendshin, als auf dieſem Felſen des Heyls zu bauen. Moͤchte doch jede Seele, ihre Laſt (wie der erleuchtete Buniam zeiget) an keinem an- dern Ort ab ſich laden, als unter dem Creu- tze Chriſti, und von keinem andern Gene- ſungsmittel wiſſen, als von dem Balſam, der aus denen Wunden des Gecreutzigten ge-

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/396>, abgerufen am 22.11.2024.