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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Teutschen Rhetorica.
Wärme/ vnd ein Heerd deß natürlichen
Fewers. Es ist ein Oeffelein in welchen
das Geblüt so von der Leber gebracht/ geko-
chet vnd bereitet/ vnd von dannen theils durch
die Adern/ den andern Gliedern zum besten
verleitet/ theils in den subtilesten Geiste ver-
wandelt/ vnd durch die Pulß Adern in den
gantzen Leib außgegossen wird.

Die Wohl Redenheit ist bißweilen wie ein
grimmiger Adeler/ vnd bringet Donner-
straalen deß Krieges: Bißweilen wie ein
behende Taube/ vnd träget den Oelzwei-
ge deß Friedens. Bißweilen wie ein gelehr-
ter Schwan/ singet die lieblichsten Melo-
deyen von den holdseligsten Dingen/ schwin-
get seine prächtige Flügel vnter den hellen
Himmeln der Königlichen Palästen.

Jedoch haben die Redener sich der Alle-
gorey nicht vergeblich gebrauchen wollen/
sondern nur dazumahl/ wenn es löblich vnd
füglich geschehen können. Zwar in den
Predigten der Vätter seyn die AllegoreyenAllegoreyen
der Altvät-
ter.

gemeiner/ als in den reden der Weltmän-
ner: Jst aber nicht jmmerdar zuloben/ weil
solche Allegoreyen von der Meynung deß

H. Gei-
L iiij

Teutſchen Rhetoꝛica.
Waͤrme/ vnd ein Heerd deß natuͤrlichen
Fewers. Es iſt ein Oeffelein in welchen
das Gebluͤt ſo von der Leber gebracht/ geko-
chet vnd bereitet/ vnd von dannen theils durch
die Adern/ den andern Gliedern zum beſten
verleitet/ theils in den ſubtileſten Geiſte ver-
wandelt/ vnd durch die Pulß Adern in den
gantzen Leib außgegoſſen wird.

Die Wohl Redenheit iſt bißweilen wie ein
grimmiger Adeler/ vnd bringet Donner-
ſtraalen deß Krieges: Bißweilen wie ein
behende Taube/ vnd traͤget den Oelzwei-
ge deß Friedens. Bißweilen wie ein gelehr-
ter Schwan/ ſinget die lieblichſten Melo-
deyen von den holdſeligſten Dingen/ ſchwin-
get ſeine praͤchtige Fluͤgel vnter den hellen
Himmeln der Koͤniglichen Palaͤſten.

Jedoch haben die Redener ſich der Alle-
gorey nicht vergeblich gebrauchen wollen/
ſondern nur dazumahl/ wenn es loͤblich vnd
fuͤglich geſchehen koͤnnen. Zwar in den
Predigten der Vaͤtter ſeyn die AllegoreyenAllegoꝛeyen
der Altvaͤt-
ter.

gemeiner/ als in den reden der Weltmaͤn-
ner: Jſt aber nicht jmmerdar zuloben/ weil
ſolche Allegoreyen von der Meynung deß

H. Gei-
L iiij
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[167/0187] Teutſchen Rhetoꝛica. Waͤrme/ vnd ein Heerd deß natuͤrlichen Fewers. Es iſt ein Oeffelein in welchen das Gebluͤt ſo von der Leber gebracht/ geko- chet vnd bereitet/ vnd von dannen theils durch die Adern/ den andern Gliedern zum beſten verleitet/ theils in den ſubtileſten Geiſte ver- wandelt/ vnd durch die Pulß Adern in den gantzen Leib außgegoſſen wird. Die Wohl Redenheit iſt bißweilen wie ein grimmiger Adeler/ vnd bringet Donner- ſtraalen deß Krieges: Bißweilen wie ein behende Taube/ vnd traͤget den Oelzwei- ge deß Friedens. Bißweilen wie ein gelehr- ter Schwan/ ſinget die lieblichſten Melo- deyen von den holdſeligſten Dingen/ ſchwin- get ſeine praͤchtige Fluͤgel vnter den hellen Himmeln der Koͤniglichen Palaͤſten. Jedoch haben die Redener ſich der Alle- gorey nicht vergeblich gebrauchen wollen/ ſondern nur dazumahl/ wenn es loͤblich vnd fuͤglich geſchehen koͤnnen. Zwar in den Predigten der Vaͤtter ſeyn die Allegoreyen gemeiner/ als in den reden der Weltmaͤn- ner: Jſt aber nicht jmmerdar zuloben/ weil ſolche Allegoreyen von der Meynung deß H. Gei- Allegoꝛeyen der Altvaͤt- ter. L iiij

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/187>, abgerufen am 24.11.2024.