Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849.alte, welche zu ihrem hohen Gehalte noch höheres oder sonstige Das Monopol darf eine gesunde Wissenschaft der Gesell- alte, welche zu ihrem hohen Gehalte noch höheres oder ſonſtige Das Monopol darf eine geſunde Wiſſenſchaft der Geſell- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0110" n="100"/> alte, welche zu ihrem hohen Gehalte noch höheres oder ſonſtige<lb/> Ehrenbezeigungen hinzugefügt haben möchten, die ſicherſte Stütze<lb/> ſelbſt unvolksthümlicher Miniſterien werden. Müßte nicht, um<lb/> die Wiſſenſchaft von dem Einfluß der jedesmaligen Machthaber zu<lb/> befreien, und ihre Vertreter vor Menſchlichkeiten zu bewahren, die<lb/> Concurrenz des Ehrenſoldes zur Hauptſache werden, der amtliche<lb/> Charakter ganz verſchwinden und die Gliederung des Umlaufs der<lb/> Arbeitskräfte durch die Staatsräthe ebenſo wie bei allen andern<lb/> Arbeitszweigen eintreten, unbeſchadet der Sorge für die arbeitsun-<lb/> fähig Gewordenen, die auch bei den andern Arbeitern Statt findet?<lb/> Oder wolltet Jhr auch dieſe Arbeiter zu Beamten machen, die Concurrenz<lb/> verſchwinden laſſen, und ihnen ein feſtes Gehalt geben, wie in den<lb/> Pariſer „National-Werkſtätten,‟ — und auf den Berliner Rehbergen!<lb/> Wenn alle Standesvorrechte verſchwunden ſind, ſo ſehe ich nicht<lb/> die Berechtigung, daß der Eine Stand ſolche unendliche Sicher-<lb/> heit haben ſoll, während ein anderer wie der Vogel auf dem<lb/> Dache bleibt. Auch die großen Gehälter der hohen Staatsbeam-<lb/> ten können füglich durch die Concurrenz um ein Bedeutendes her-<lb/> abgeſetzt werden. Jhre geiſtigere Arbeit erfordert zwar höheren<lb/> Lohn; aber die Unverhältnißmäßigkeit deſſelben in den der Spitze<lb/> zunächſt ſtehenden Aemtern iſt ein Ueberreſt des Mittelalters, wel-<lb/> ches dieſe um ſo größere Dienſtbarkeit übermäßig belohnte.<lb/> Müßte nicht eben das leichte Wechſeln dieſer höchſten Stellen im<lb/> ſogenannten verfaſſungsmäßigen Staate dieſe heilſame Concur-<lb/> renz einführen? Sollen Schulen, Gymnaſien, die Univerſitäten<lb/> und die Kirche mit feſten Geldmitteln ausgeſtattet bleiben, welche<lb/> die betreffenden Vereine unter ſich ſelbſt vertheilen: ſo wird, wenn<lb/> wir nicht mehr fünfundzwanzig Millionen Thaler für das Heer<lb/> zu unſerer eigenen Unterdrückung zu zahlen haben werden, auch<lb/> Geld übrig ſein, um die Arbeiter für die leiblichen Bedürfniſſe<lb/> durch Geldmittel der Geſammtheit in eine ſicherere Lage zu<lb/> verſetzen.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Monopol</hi> darf eine geſunde Wiſſenſchaft der Geſell-<lb/> ſchaft ebenſo wenig verbannen, als die Concurrenz; aber es muß<lb/> auf dieſelbe Weiſe als alle früheren Seiten der Staatswirthſchaft<lb/> durch die Gliederung des Umlaufs vergeſellſchaftet werden. Möge<lb/> der ſich von der Geſellſchaft ausſchließende Erfinder ſeine Erfin-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0110]
alte, welche zu ihrem hohen Gehalte noch höheres oder ſonſtige
Ehrenbezeigungen hinzugefügt haben möchten, die ſicherſte Stütze
ſelbſt unvolksthümlicher Miniſterien werden. Müßte nicht, um
die Wiſſenſchaft von dem Einfluß der jedesmaligen Machthaber zu
befreien, und ihre Vertreter vor Menſchlichkeiten zu bewahren, die
Concurrenz des Ehrenſoldes zur Hauptſache werden, der amtliche
Charakter ganz verſchwinden und die Gliederung des Umlaufs der
Arbeitskräfte durch die Staatsräthe ebenſo wie bei allen andern
Arbeitszweigen eintreten, unbeſchadet der Sorge für die arbeitsun-
fähig Gewordenen, die auch bei den andern Arbeitern Statt findet?
Oder wolltet Jhr auch dieſe Arbeiter zu Beamten machen, die Concurrenz
verſchwinden laſſen, und ihnen ein feſtes Gehalt geben, wie in den
Pariſer „National-Werkſtätten,‟ — und auf den Berliner Rehbergen!
Wenn alle Standesvorrechte verſchwunden ſind, ſo ſehe ich nicht
die Berechtigung, daß der Eine Stand ſolche unendliche Sicher-
heit haben ſoll, während ein anderer wie der Vogel auf dem
Dache bleibt. Auch die großen Gehälter der hohen Staatsbeam-
ten können füglich durch die Concurrenz um ein Bedeutendes her-
abgeſetzt werden. Jhre geiſtigere Arbeit erfordert zwar höheren
Lohn; aber die Unverhältnißmäßigkeit deſſelben in den der Spitze
zunächſt ſtehenden Aemtern iſt ein Ueberreſt des Mittelalters, wel-
ches dieſe um ſo größere Dienſtbarkeit übermäßig belohnte.
Müßte nicht eben das leichte Wechſeln dieſer höchſten Stellen im
ſogenannten verfaſſungsmäßigen Staate dieſe heilſame Concur-
renz einführen? Sollen Schulen, Gymnaſien, die Univerſitäten
und die Kirche mit feſten Geldmitteln ausgeſtattet bleiben, welche
die betreffenden Vereine unter ſich ſelbſt vertheilen: ſo wird, wenn
wir nicht mehr fünfundzwanzig Millionen Thaler für das Heer
zu unſerer eigenen Unterdrückung zu zahlen haben werden, auch
Geld übrig ſein, um die Arbeiter für die leiblichen Bedürfniſſe
durch Geldmittel der Geſammtheit in eine ſicherere Lage zu
verſetzen.
Das Monopol darf eine geſunde Wiſſenſchaft der Geſell-
ſchaft ebenſo wenig verbannen, als die Concurrenz; aber es muß
auf dieſelbe Weiſe als alle früheren Seiten der Staatswirthſchaft
durch die Gliederung des Umlaufs vergeſellſchaftet werden. Möge
der ſich von der Geſellſchaft ausſchließende Erfinder ſeine Erfin-
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