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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

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I. Verabredungen.
in der That der entgegengesetzten Einseitigkeit weit eher ver-
fallen. Auch davor habe ich mich jedoch zu hüten gesucht, von
der Ansicht ausgehend, daß der Tourist als solcher "Kosmo-
polit" ist und die gediegene Touristenpraxis keinen nationalen
Stempel trägt, sondern die reisegiltigen, allgemein verwerth-
baren Erfahrungen aller Völker in sich aufgenommen hat,
und zwar in dem Maße, als sie sich am Touristenverkehr be-
theiligen, ungefähr wie zur sogenannten Seemannssprache
alle schiffahrttreibenden Völker je nach ihrer maritimen Be-
deutung beitrugen.

Eins aber bitte ich mir aus, fuhr er nach anderen Be-
merkungen fort: daß Sie in unsrem Buche nicht etwa syste-
matisch zu Werke gehen, als ob es sich um ein wissenschaft-
liches Lehrgebäude, ein Handbuch der Touristik, eine Reise-
philosophie oder dergleichen handelte. Lassen Sie sich nicht
durch den Titel "Reiseschule" beirren. Wie Niemand zum
Reiseanzug Frack und weiße Binde wählen würde, so soll
auch unser Buch durchaus touristisch angethan sein, an-
spruchslos und bequem für beide Theile, Verfasser und Leser.
Keineswegs muß Alles der Reihe nach gehen, sondern von
Diesem und Jenem darf an verschiedenen Stellen die Rede
sein -- bunte Reihe fördert die Unterhaltung --: packen
wir doch die einzelnen Stücke auch nicht nach Kategorien in
den Koffer, sondern je nachdem sie sich einfügen lassen. Geben
Sie nur am Schlusse ein alphabetisches Sachregister, wie
sie in unsren englischen Büchern selten fehlen, damit Leser, die
wenig Zeit oder Geduld haben, das aufsuchen können, was
ihnen der Mühe werth scheint. Dann muß uns erlaubt sein,
nicht streng an die vorgezeichnete Route und auf knappe Zeit-
eintheilung zu halten, sondern nach Belieben Ausflüge zu
machen oder länger an einem Orte zu verweilen, auch ge-
legentlich Scherz in ernsthaftes und Ernst in scherzhaftes
Gewand zu kleiden. Von unsren Lesern setzen wir ferner
voraus, daß sie der Mahnung "Eines schickt sich nicht für

I. Verabredungen.
in der That der entgegengeſetzten Einſeitigkeit weit eher ver-
fallen. Auch davor habe ich mich jedoch zu hüten geſucht, von
der Anſicht ausgehend, daß der Touriſt als ſolcher „Kosmo-
polit“ iſt und die gediegene Touriſtenpraxis keinen nationalen
Stempel trägt, ſondern die reiſegiltigen, allgemein verwerth-
baren Erfahrungen aller Völker in ſich aufgenommen hat,
und zwar in dem Maße, als ſie ſich am Touriſtenverkehr be-
theiligen, ungefähr wie zur ſogenannten Seemannsſprache
alle ſchiffahrttreibenden Völker je nach ihrer maritimen Be-
deutung beitrugen.

Eins aber bitte ich mir aus, fuhr er nach anderen Be-
merkungen fort: daß Sie in unſrem Buche nicht etwa ſyſte-
matiſch zu Werke gehen, als ob es ſich um ein wiſſenſchaft-
liches Lehrgebäude, ein Handbuch der Touriſtik, eine Reiſe-
philoſophie oder dergleichen handelte. Laſſen Sie ſich nicht
durch den Titel „Reiſeſchule“ beirren. Wie Niemand zum
Reiſeanzug Frack und weiße Binde wählen würde, ſo ſoll
auch unſer Buch durchaus touriſtiſch angethan ſein, an-
ſpruchslos und bequem für beide Theile, Verfaſſer und Leſer.
Keineswegs muß Alles der Reihe nach gehen, ſondern von
Dieſem und Jenem darf an verſchiedenen Stellen die Rede
ſein — bunte Reihe fördert die Unterhaltung —: packen
wir doch die einzelnen Stücke auch nicht nach Kategorien in
den Koffer, ſondern je nachdem ſie ſich einfügen laſſen. Geben
Sie nur am Schluſſe ein alphabetiſches Sachregiſter, wie
ſie in unſren engliſchen Büchern ſelten fehlen, damit Leſer, die
wenig Zeit oder Geduld haben, das aufſuchen können, was
ihnen der Mühe werth ſcheint. Dann muß uns erlaubt ſein,
nicht ſtreng an die vorgezeichnete Route und auf knappe Zeit-
eintheilung zu halten, ſondern nach Belieben Ausflüge zu
machen oder länger an einem Orte zu verweilen, auch ge-
legentlich Scherz in ernſthaftes und Ernſt in ſcherzhaftes
Gewand zu kleiden. Von unſren Leſern ſetzen wir ferner
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[5/0019] I. Verabredungen. in der That der entgegengeſetzten Einſeitigkeit weit eher ver- fallen. Auch davor habe ich mich jedoch zu hüten geſucht, von der Anſicht ausgehend, daß der Touriſt als ſolcher „Kosmo- polit“ iſt und die gediegene Touriſtenpraxis keinen nationalen Stempel trägt, ſondern die reiſegiltigen, allgemein verwerth- baren Erfahrungen aller Völker in ſich aufgenommen hat, und zwar in dem Maße, als ſie ſich am Touriſtenverkehr be- theiligen, ungefähr wie zur ſogenannten Seemannsſprache alle ſchiffahrttreibenden Völker je nach ihrer maritimen Be- deutung beitrugen. Eins aber bitte ich mir aus, fuhr er nach anderen Be- merkungen fort: daß Sie in unſrem Buche nicht etwa ſyſte- matiſch zu Werke gehen, als ob es ſich um ein wiſſenſchaft- liches Lehrgebäude, ein Handbuch der Touriſtik, eine Reiſe- philoſophie oder dergleichen handelte. Laſſen Sie ſich nicht durch den Titel „Reiſeſchule“ beirren. Wie Niemand zum Reiſeanzug Frack und weiße Binde wählen würde, ſo ſoll auch unſer Buch durchaus touriſtiſch angethan ſein, an- ſpruchslos und bequem für beide Theile, Verfaſſer und Leſer. Keineswegs muß Alles der Reihe nach gehen, ſondern von Dieſem und Jenem darf an verſchiedenen Stellen die Rede ſein — bunte Reihe fördert die Unterhaltung —: packen wir doch die einzelnen Stücke auch nicht nach Kategorien in den Koffer, ſondern je nachdem ſie ſich einfügen laſſen. Geben Sie nur am Schluſſe ein alphabetiſches Sachregiſter, wie ſie in unſren engliſchen Büchern ſelten fehlen, damit Leſer, die wenig Zeit oder Geduld haben, das aufſuchen können, was ihnen der Mühe werth ſcheint. Dann muß uns erlaubt ſein, nicht ſtreng an die vorgezeichnete Route und auf knappe Zeit- eintheilung zu halten, ſondern nach Belieben Ausflüge zu machen oder länger an einem Orte zu verweilen, auch ge- legentlich Scherz in ernſthaftes und Ernſt in ſcherzhaftes Gewand zu kleiden. Von unſren Leſern ſetzen wir ferner voraus, daß ſie der Mahnung „Eines ſchickt ſich nicht für

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Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/19>, abgerufen am 21.11.2024.