Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.III. Der Plaid und seine Verdienste. Achseln vorstehen; fällt der Regen manierlich und senkrechtnieder, so thun solche Kragen immerhin gute Dienste, denn sie leiten die Rinnsale nur zum Theil auf die Knie, die Haupt- masse fließt nebenbei zu Boden. Ich trage wasserdicht be- reiteten Rock und Hose, oder benutze, wie in allen Fällen, wo ich mir nicht anders zu helfen weiß: -- den Plaid. Das Kameel leistet dem Sohn der Wüste, das Rennthier Der Plaid kann also dienen zum: Schutz gegen Kälte, III. Der Plaid und ſeine Verdienſte. Achſeln vorſtehen; fällt der Regen manierlich und ſenkrechtnieder, ſo thun ſolche Kragen immerhin gute Dienſte, denn ſie leiten die Rinnſale nur zum Theil auf die Knie, die Haupt- maſſe fließt nebenbei zu Boden. Ich trage waſſerdicht be- reiteten Rock und Hoſe, oder benutze, wie in allen Fällen, wo ich mir nicht anders zu helfen weiß: — den Plaid. Das Kameel leiſtet dem Sohn der Wüſte, das Rennthier Der Plaid kann alſo dienen zum: Schutz gegen Kälte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051" n="37"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi> Der Plaid und ſeine Verdienſte.</fw><lb/> Achſeln vorſtehen; fällt der Regen manierlich und ſenkrecht<lb/> nieder, ſo thun ſolche Kragen immerhin gute Dienſte, denn<lb/> ſie leiten die Rinnſale nur zum Theil auf die Knie, die Haupt-<lb/> maſſe fließt nebenbei zu Boden. Ich trage waſſerdicht be-<lb/> reiteten Rock und Hoſe, oder benutze, wie in allen Fällen, wo<lb/> ich mir nicht anders zu helfen weiß: — den <hi rendition="#g">Plaid</hi>.</p><lb/> <p>Das Kameel leiſtet dem Sohn der Wüſte, das Rennthier<lb/> dem Lappen, das Bambusrohr dem Oſtaſiaten nicht wichtigere<lb/> und mannigfaltigere Dienſte, als der Plaid dem Touriſten.<lb/> Von der Univerſalität dieſes wirklichen Reiſen<hi rendition="#aq">é</hi>ceſſaires —<lb/> der nur ſogenannten ward bereits gedacht — hatte ich ſelbſt<lb/> früher nur ſehr unvollkommene Begriffe, obwohl ich eins<lb/> ſchon ſeit Jahren in Gebrauch gehabt. Da ſaßen einmal in<lb/> unſrem Club eine Anzahl Vielgereister um den großen runden<lb/> Tiſch verſammelt, als Mr. <persName ref="nognd">G.</persName>, der Weltumſegler, ſich erhob<lb/> und eine Anſprache hielt, die auf den Vorſchlag eines Geſell-<lb/> ſchaftsſpiels oder Wettkampfs hinauslief, und einer beſonderen<lb/> Liebhaberei der meiſten Mitglieder, Ausbildung der Reiſe-<lb/> technik, Vorſchub zu leiſten beſtimmt war. Etwas der Art<lb/> wurde denn auch in’s Werk geſetzt, jedes Mitglied ſchrieb auf<lb/> einen Zettel alle Weiſen der Plaidbenutzung, die ihm ein-<lb/> fielen, worauf die Blätter vorgeleſen und abgeſtimmt ward,<lb/> wieviel Stiche jeder gemacht hatte, Strafen für frivole An-<lb/> gaben verhängt — einige <hi rendition="#aq">sporting characters</hi> waren unter<lb/> uns, die es darauf angelegt hatten, in Strafe zu fallen, auch<lb/> wurde manche luſtige Geſchichte erzählt und viel gelacht —<lb/> und auf der Grundlage ſchließlich der Matricularbeitrag<lb/> eines Jeden für die Bowlen, die an dem Abend geleert wur-<lb/> den, feſtgeſtellt. Den reiſetechniſchen Reingewinn dieſes<lb/> Spiels habe ich nachträglich ermittelt und gebe ihn hier<lb/> auszüglich.</p><lb/> <p>Der Plaid kann alſo dienen zum: Schutz gegen Kälte,<lb/> Regen, Wind, Sonne, Menſchenaugen, als Mantel, Ueber-<lb/> rock, lang talarartig über den ganzen Körper oder kurz ge-<lb/> faltet für einzelne Theile, beides in verſchiedenen Varia-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0051]
III. Der Plaid und ſeine Verdienſte.
Achſeln vorſtehen; fällt der Regen manierlich und ſenkrecht
nieder, ſo thun ſolche Kragen immerhin gute Dienſte, denn
ſie leiten die Rinnſale nur zum Theil auf die Knie, die Haupt-
maſſe fließt nebenbei zu Boden. Ich trage waſſerdicht be-
reiteten Rock und Hoſe, oder benutze, wie in allen Fällen, wo
ich mir nicht anders zu helfen weiß: — den Plaid.
Das Kameel leiſtet dem Sohn der Wüſte, das Rennthier
dem Lappen, das Bambusrohr dem Oſtaſiaten nicht wichtigere
und mannigfaltigere Dienſte, als der Plaid dem Touriſten.
Von der Univerſalität dieſes wirklichen Reiſenéceſſaires —
der nur ſogenannten ward bereits gedacht — hatte ich ſelbſt
früher nur ſehr unvollkommene Begriffe, obwohl ich eins
ſchon ſeit Jahren in Gebrauch gehabt. Da ſaßen einmal in
unſrem Club eine Anzahl Vielgereister um den großen runden
Tiſch verſammelt, als Mr. G., der Weltumſegler, ſich erhob
und eine Anſprache hielt, die auf den Vorſchlag eines Geſell-
ſchaftsſpiels oder Wettkampfs hinauslief, und einer beſonderen
Liebhaberei der meiſten Mitglieder, Ausbildung der Reiſe-
technik, Vorſchub zu leiſten beſtimmt war. Etwas der Art
wurde denn auch in’s Werk geſetzt, jedes Mitglied ſchrieb auf
einen Zettel alle Weiſen der Plaidbenutzung, die ihm ein-
fielen, worauf die Blätter vorgeleſen und abgeſtimmt ward,
wieviel Stiche jeder gemacht hatte, Strafen für frivole An-
gaben verhängt — einige sporting characters waren unter
uns, die es darauf angelegt hatten, in Strafe zu fallen, auch
wurde manche luſtige Geſchichte erzählt und viel gelacht —
und auf der Grundlage ſchließlich der Matricularbeitrag
eines Jeden für die Bowlen, die an dem Abend geleert wur-
den, feſtgeſtellt. Den reiſetechniſchen Reingewinn dieſes
Spiels habe ich nachträglich ermittelt und gebe ihn hier
auszüglich.
Der Plaid kann alſo dienen zum: Schutz gegen Kälte,
Regen, Wind, Sonne, Menſchenaugen, als Mantel, Ueber-
rock, lang talarartig über den ganzen Körper oder kurz ge-
faltet für einzelne Theile, beides in verſchiedenen Varia-
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