Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.III. Schreiben im Freien und im Fahren. mate, welche die rechte Hand stützt. Ich habe mir deshalbvom Buchbinder aus dünner steifer Pappe eine mit Leder über- zogene Mappe machen lassen, ähnlich einem Bucheinband, zum Auf- und Zuklappen, in welcher ein Päckchen gleichmäßig be- schnittener loser Blätter liegt, von denen mehr Vorrath im Koffer ist. Der Verbrauch davon ist um so stärker, da ich nur eine Seite beschreibe. Jedes Blatt erhält zuoberst Ort und Datum an Stelle der Seitenzahl, die etwa gestörte Reihenfolge der einzelnen Schriftstücke ist mithin stets leicht wiederherzustellen. Die Form lockerer Zettel hat vor der buchförmig gehefteten den Vortheil, daß ich immer nur das zum Handgebrauch nöthige Quantum in der Tasche führen kann, und erlaubt bei der einseitigen Beschreibung, jeden ein- zelnen zu zerschneiden. Ich kann nun, je nachdem ich Lust und Zeit finde, die flüchtigen Bleistiftnotate zu weiteren Aus- arbeitungen beliebig anders ordnen, oder ganze Stöße auf die lange Bank schieben, vergessen, vernichten. Von dieser letzteren Freiheit habe ich ausgiebigen Gebrauch gemacht, sonst würde das vorliegende Buch wohl noch dicker geworden sein. Vielleicht wären sogar noch weitere Verluste ein Gewinn gewesen, denn Bücherumfang und Attractionskraft auf die Leserkreise folgen nicht den physikalischen Gesetzen, sondern progrediren umgekehrt. Doch fort mit solchen Betrachtungen, überlassen wir das den Kritikern. Das Schreiben im Eisenbahnwagen wird erleichtert, wenn III. Schreiben im Freien und im Fahren. mate, welche die rechte Hand ſtützt. Ich habe mir deshalbvom Buchbinder aus dünner ſteifer Pappe eine mit Leder über- zogene Mappe machen laſſen, ähnlich einem Bucheinband, zum Auf- und Zuklappen, in welcher ein Päckchen gleichmäßig be- ſchnittener loſer Blätter liegt, von denen mehr Vorrath im Koffer iſt. Der Verbrauch davon iſt um ſo ſtärker, da ich nur eine Seite beſchreibe. Jedes Blatt erhält zuoberſt Ort und Datum an Stelle der Seitenzahl, die etwa geſtörte Reihenfolge der einzelnen Schriftſtücke iſt mithin ſtets leicht wiederherzuſtellen. Die Form lockerer Zettel hat vor der buchförmig gehefteten den Vortheil, daß ich immer nur das zum Handgebrauch nöthige Quantum in der Taſche führen kann, und erlaubt bei der einſeitigen Beſchreibung, jeden ein- zelnen zu zerſchneiden. Ich kann nun, je nachdem ich Luſt und Zeit finde, die flüchtigen Bleiſtiftnotate zu weiteren Aus- arbeitungen beliebig anders ordnen, oder ganze Stöße auf die lange Bank ſchieben, vergeſſen, vernichten. Von dieſer letzteren Freiheit habe ich ausgiebigen Gebrauch gemacht, ſonſt würde das vorliegende Buch wohl noch dicker geworden ſein. Vielleicht wären ſogar noch weitere Verluſte ein Gewinn geweſen, denn Bücherumfang und Attractionskraft auf die Leſerkreiſe folgen nicht den phyſikaliſchen Geſetzen, ſondern progrediren umgekehrt. Doch fort mit ſolchen Betrachtungen, überlaſſen wir das den Kritikern. Das Schreiben im Eiſenbahnwagen wird erleichtert, wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0074" n="60"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi> Schreiben im Freien und im Fahren.</fw><lb/> mate, welche die rechte Hand ſtützt. Ich habe mir deshalb<lb/> vom Buchbinder aus dünner ſteifer Pappe eine mit Leder über-<lb/> zogene Mappe machen laſſen, ähnlich einem Bucheinband, zum<lb/> Auf- und Zuklappen, in welcher ein Päckchen gleichmäßig be-<lb/> ſchnittener loſer Blätter liegt, von denen mehr Vorrath im<lb/> Koffer iſt. 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Zum Reiſegebrauche eig-<lb/> nen ſich beſonders die ſchwediſchen Sicherheitszündhölzer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0074]
III. Schreiben im Freien und im Fahren.
mate, welche die rechte Hand ſtützt. Ich habe mir deshalb
vom Buchbinder aus dünner ſteifer Pappe eine mit Leder über-
zogene Mappe machen laſſen, ähnlich einem Bucheinband, zum
Auf- und Zuklappen, in welcher ein Päckchen gleichmäßig be-
ſchnittener loſer Blätter liegt, von denen mehr Vorrath im
Koffer iſt. Der Verbrauch davon iſt um ſo ſtärker, da ich
nur eine Seite beſchreibe. Jedes Blatt erhält zuoberſt Ort
und Datum an Stelle der Seitenzahl, die etwa geſtörte
Reihenfolge der einzelnen Schriftſtücke iſt mithin ſtets leicht
wiederherzuſtellen. Die Form lockerer Zettel hat vor der
buchförmig gehefteten den Vortheil, daß ich immer nur das
zum Handgebrauch nöthige Quantum in der Taſche führen
kann, und erlaubt bei der einſeitigen Beſchreibung, jeden ein-
zelnen zu zerſchneiden. Ich kann nun, je nachdem ich Luſt
und Zeit finde, die flüchtigen Bleiſtiftnotate zu weiteren Aus-
arbeitungen beliebig anders ordnen, oder ganze Stöße auf
die lange Bank ſchieben, vergeſſen, vernichten. Von dieſer
letzteren Freiheit habe ich ausgiebigen Gebrauch gemacht,
ſonſt würde das vorliegende Buch wohl noch dicker geworden
ſein. Vielleicht wären ſogar noch weitere Verluſte ein Gewinn
geweſen, denn Bücherumfang und Attractionskraft auf die
Leſerkreiſe folgen nicht den phyſikaliſchen Geſetzen, ſondern
progrediren umgekehrt. Doch fort mit ſolchen Betrachtungen,
überlaſſen wir das den Kritikern.
Das Schreiben im Eiſenbahnwagen wird erleichtert, wenn
man die beiden Handgelenke auf einander legt, ſo daß die
untere Linke, welche Papier und Portefeuille, mit der oberen
Rechten, die den Bleiſtift hält, ziemlich gleichmäßig den An-
ſtößen folgt, beide ihre Bewegungen ſonach einigermaßen
übereinſtimmend machen. Auch das Cigarrenanzünden kann
in ähnlicher Weiſe geſchehen, nur daß hier noch ein dritter
Factor, der Kopf des Rauchers, in die Bundesgenoſſenſchaft
aufzunehmen iſt. Das Kinn vermittelt ſie, indem es auf das
rechte Daumengelenk geſetzt wird. Zum Reiſegebrauche eig-
nen ſich beſonders die ſchwediſchen Sicherheitszündhölzer
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