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Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639.

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Vom alten Teutschen Pommerlande.
Reichthumb erfüllet/ also das jhre Stadt Thor/ wie
man saget/ von Ertz vnd Glockenguth bereitet/ vnd
das Silber so [g]emein geworden ist/ das man es zu ge-
mein en vnd vngeachteten Sachen verbrauchet hat.
Diese Stadt Wineta ist im Lande zu Vsedom/ zwo
Meilen von Wolgast/ beym Außfluß der Peene/ gele-
gen gewesen/ vnd siehet man noch heutiges Tages
bey stillem Wetter mitten im Meere jegen Damerow
vber/ eine halbt Weyle weges vom Vfer/ wie die Gas-
sen in einer schönen Ordnung liegen/ vnd das Theil
alleine dieser Stadt/ das man vnter dem Wasser sehen
kan/ ist grösser/ als der begriff der Stadt Lübeck/ an-
zusehen. Diese mächtige Stadt sol endlich/ wie
Crantzius saget/ in grosse Bürgerliche Vneinigkeit
gerathen sein. Dann weil Wenden/ Wandalier vnd
Sachsen drinnen wohneten/ hat ein jeglicher den
Vorzug haben wollen/ vnd die Wandalier haben
Haraldum den König von Schweden vnd Hem-
ming den König von Dennemarck/ zun zeiten Caroli
A. C. 796.
circiter.

des Grossen/ zu hülffe wider die Wenden geruffen:
Welche dann auch sich auffgemachet/ vnd die schöne
Stadt Winetam sollen zerstöret haben. Doch hat
wol dz Meer den grössesten Schaden dabey gethan:
Dann dasselbige ist anßgerissen/ hat ein groß Theil
von den Pommerischen Ländern versencket/ vnd zu-
gleich der Stadt Winetae den Garauß gemachet.
Durch solche mächtige Fluten vnd Ergiessung des
Meeres/ haben vnsere Pommerische Länder vnter-
schiedliche mahl grossen schaden gelitten. Vnd halt
ich dafür/ daß da jetzund der Pommerische Boden
voll Wasser lieget/ zwischen Rügen vnd der Garoischen

See/

Vom alten Teutſchen Pommerlande.
Reichthumb erfuͤllet/ alſo das jhre Stadt Thor/ wie
man ſaget/ von Ertz vnd Glockenguth bereitet/ vnd
das Silber ſo [g]emein geworden iſt/ das man es zu ge-
mein en vnd vngeachteten Sachen verbrauchet hat.
Dieſe Stadt Wineta iſt im Lande zu Vſedom/ zwo
Meilen von Wolgaſt/ beym Außfluß der Peene/ gele-
gen geweſen/ vnd ſiehet man noch heutiges Tages
bey ſtillem Wetter mitten im Meere jegen Damerow
vber/ eine halbt Weyle weges vom Vfer/ wie die Gaſ-
ſen in einer ſchoͤnen Ordnung liegen/ vnd das Theil
alleine dieſer Stadt/ das man vnter dem Waſſer ſehen
kan/ iſt groͤſſer/ als der begriff der Stadt Luͤbeck/ an-
zuſehen. Dieſe maͤchtige Stadt ſol endlich/ wie
Crantzius ſaget/ in groſſe Buͤrgerliche Vneinigkeit
gerathen ſein. Dann weil Wenden/ Wandalier vnd
Sachſen drinnen wohneten/ hat ein jeglicher den
Vorzug haben wollen/ vnd die Wandalier haben
Haraldum den Koͤnig von Schweden vnd Hem-
ming den Koͤnig von Dennemarck/ zun zeiten Caroli
A. C. 796.
circiter.

des Groſſen/ zu huͤlffe wider die Wenden geruffen:
Welche dann auch ſich auffgemachet/ vnd die ſchoͤne
Stadt Winetam ſollen zerſtoͤret haben. Doch hat
wol dz Meer den groͤſſeſten Schaden dabey gethan:
Dann daſſelbige iſt anßgeriſſen/ hat ein groß Theil
von den Pommeriſchen Laͤndern verſencket/ vnd zu-
gleich der Stadt Winetæ den Garauß gemachet.
Durch ſolche maͤchtige Fluten vnd Ergieſſung des
Meeres/ haben vnſere Pommeriſche Laͤnder vnter-
ſchiedliche mahl groſſen ſchaden gelitten. Vnd halt
ich dafuͤr/ daß da jetzund der Pommeriſche Boden
voll Waſſer lieget/ zwiſchen Ruͤgen vñ der Garoiſchen

See/
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[143/0023] Vom alten Teutſchen Pommerlande. Reichthumb erfuͤllet/ alſo das jhre Stadt Thor/ wie man ſaget/ von Ertz vnd Glockenguth bereitet/ vnd das Silber ſo gemein geworden iſt/ das man es zu ge- mein en vnd vngeachteten Sachen verbrauchet hat. Dieſe Stadt Wineta iſt im Lande zu Vſedom/ zwo Meilen von Wolgaſt/ beym Außfluß der Peene/ gele- gen geweſen/ vnd ſiehet man noch heutiges Tages bey ſtillem Wetter mitten im Meere jegen Damerow vber/ eine halbt Weyle weges vom Vfer/ wie die Gaſ- ſen in einer ſchoͤnen Ordnung liegen/ vnd das Theil alleine dieſer Stadt/ das man vnter dem Waſſer ſehen kan/ iſt groͤſſer/ als der begriff der Stadt Luͤbeck/ an- zuſehen. Dieſe maͤchtige Stadt ſol endlich/ wie Crantzius ſaget/ in groſſe Buͤrgerliche Vneinigkeit gerathen ſein. Dann weil Wenden/ Wandalier vnd Sachſen drinnen wohneten/ hat ein jeglicher den Vorzug haben wollen/ vnd die Wandalier haben Haraldum den Koͤnig von Schweden vnd Hem- ming den Koͤnig von Dennemarck/ zun zeiten Caroli des Groſſen/ zu huͤlffe wider die Wenden geruffen: Welche dann auch ſich auffgemachet/ vnd die ſchoͤne Stadt Winetam ſollen zerſtoͤret haben. Doch hat wol dz Meer den groͤſſeſten Schaden dabey gethan: Dann daſſelbige iſt anßgeriſſen/ hat ein groß Theil von den Pommeriſchen Laͤndern verſencket/ vnd zu- gleich der Stadt Winetæ den Garauß gemachet. Durch ſolche maͤchtige Fluten vnd Ergieſſung des Meeres/ haben vnſere Pommeriſche Laͤnder vnter- ſchiedliche mahl groſſen ſchaden gelitten. Vnd halt ich dafuͤr/ daß da jetzund der Pommeriſche Boden voll Waſſer lieget/ zwiſchen Ruͤgen vñ der Garoiſchen See/ A. C. 796. circiter.

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Ander Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes. Bd. 2. Stettin, 1639, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland02_1639/23>, abgerufen am 27.04.2024.