Micraelius, Johann: Fünfftes Buch Der Pommerschen Jahr-Geschichten. Bd. 5. Stettin, 1639.den billig an jhren Ort gesetzet/ weil sie nicht wie die Wort lauten/ sondern nach der heim- anders/
den billig an jhren Ort geſetzet/ weil ſie nicht wie die Wort lauten/ ſondern nach der heim- anders/
<TEI> <text> <front> <div type="dedication"> <p><pb facs="#f0006"/> den billig an jhren Ort geſetzet/ weil ſie nicht wie die Wort lauten/ ſondern nach der heim-<lb/> lichen deutung zuverſtehen ſind. Jmgleichen kombt mir nicht glaublich fuͤr/ daß/ wie<lb/> der gemeine Mann dafuͤr gehalten/ vorzeiten in Pommern/ an den Ortern/ da jetzund<lb/> Greiffswald/ Greiffenberg/ vnd Greiffenhagen ſtehen/ ſolche Voͤgel jhre Niſter gehabt/<lb/> vnd Jungen gehecket haben/ ſondern wie alle Thiere/ ſie moͤgen warhafftig in der<lb/> Welt gefunden werden/ oder auch ertichtet ſein/ von den alten Weiſen Hieroglyphiſcher<lb/> Weiſe/ damit etwas nach jhrer Natur anzudeuten/ gebrauchet ſein/ alſo ſind auch die<lb/> Greiffen ein Bedeutungszeichen geweſen. Der Loͤwe iſt warhafftig in der Welt/<lb/> wird aber nicht in Teutſchland gefunden/ da doch viele Fuͤrſtliche vnd Adeliche Haͤuſer<lb/> ſein/ die jhn im Wapen fuͤhren. Dagegen iſt kein zweykoͤpffichter Adler jemahln geſe-<lb/> hen worden. Noch fuͤhret jhn das Roͤmiſche Reich. Es mag nun ein Greiff/ oder halber<lb/> Adler vnd halber Loͤwe/ gefunden werden/ oder nicht/ ſo haben jhn die alte Nordlaͤnder/<lb/> vnd inſonderheit die Gothiſche vnd Wandaliſche Pommern/ vmb gewiſſer Vrſache ge-<lb/> fuͤhret. Vnd weil der Loͤwe vnter den vierfuͤſſigen Thieren/ vnd der Adler vnter dem<lb/> Gevoͤgel/ gleichſam der Koͤnig ſein/ als haben ſie mit dem Greiffen/ wenn ſie jhn im Wa-<lb/> pen gefuͤhret/ jhre Tapfferkeit/ geſchwindigkeit vnd Heldenmuth/ darin ſie Niemand et-<lb/> was bevorgegeben/ bezeichnet. Vnd ſolcher Nordlaͤndiſcher Greiff iſt den Griechen<lb/> bald kund geworden/ inſonderheit weil ſie wuͤſten/ daß auch Apollini/ dem Vorſteher<lb/> der Weißheit/ vnter den Heiden dieſer Vogel im Norden geheiliget war. Vnd daß iſt<lb/> ein ſtarcker beweißthumb/ daß vnſere alte Nordlaͤnder nicht ſo Barbariſch/ wild/ vn-<lb/> freundlich vnd vngeſchicket geweſen/ wie man ſie außſchreyet: Denn weil der Apollo/<lb/> den ſie fuͤr einen Gott der weißheit gehalten/ bey jhnen geweſen/ vnd von jhnen verehret<lb/> iſt/ als werden zweifels ohne ſeine Kuͤnſte/ die er gelehret/ jhnen nicht verborgen geweſen<lb/> ſein. Welches auch dannenher war erſcheinet/ daß/ wie <hi rendition="#aq">Jornandes</hi> zeuget/ <hi rendition="#aq">Diceneus</hi> zu<lb/> Syll<hi rendition="#aq">æ</hi> Zeiten/ die Gothen in allerley Weißheit vnterrichtet hat. <hi rendition="#aq">Regnante in Gothia<lb/> Sitalco,</hi> ſaget er/ <hi rendition="#aq">Diceneus, cernens Gothorum animos ſibiin omnibus obedire, & na-<lb/> turale eos habere ingenium, omnem penè Philoſophiam eos inſtruxit. Erat enim hu-<lb/> jus rei Magiſter. Nam Ethicam eos erudivit, ut barbaros mores ab iis compeſceret: Phy-<lb/> ſicam tradens, naturaliter propriis legibus vivere fecit, quas usq́; nunc conſcriptas Bel-<lb/> lagines nuncupant: Logicam inſtruens, eos rationis ſupra cæteras gentes fecit exper-<lb/> tos. Practicam oſtendens, in bonis actibus converſari ſuaſit. Theoricen demonſtrans,<lb/> ſignorum XII. & per ea Planetarum curſus, omnemq́; Aſtronomiam contemplari edo-<lb/> cuit. Elegit ex eis nobiliſſimos prudentiores viros, quos Theologiam inſtruens, numi-<lb/> na quædam & ſacella venerari ſuaſit, fecitq́; ſacerdotes, nomen illis Pileatorum contra-<lb/> dens, reliquam verò gentem Capillatos dicere juſſit. Decedente vero Deceneo, penè<lb/> pari veneratione habuere Comoſicum, quia nec impar erat ſolertia.</hi> Vmb dieſer Vr-<lb/> ſache willen haben die Gothiſche Helden nicht vnbillig den Greiffen/ als <hi rendition="#aq">typum genero-<lb/> ſitatis, ſapientiæ & fortitudinis</hi> gefuͤhret. Vnd was ſind die Ohren an jhren Greiffen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">anders/</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0006]
den billig an jhren Ort geſetzet/ weil ſie nicht wie die Wort lauten/ ſondern nach der heim-
lichen deutung zuverſtehen ſind. Jmgleichen kombt mir nicht glaublich fuͤr/ daß/ wie
der gemeine Mann dafuͤr gehalten/ vorzeiten in Pommern/ an den Ortern/ da jetzund
Greiffswald/ Greiffenberg/ vnd Greiffenhagen ſtehen/ ſolche Voͤgel jhre Niſter gehabt/
vnd Jungen gehecket haben/ ſondern wie alle Thiere/ ſie moͤgen warhafftig in der
Welt gefunden werden/ oder auch ertichtet ſein/ von den alten Weiſen Hieroglyphiſcher
Weiſe/ damit etwas nach jhrer Natur anzudeuten/ gebrauchet ſein/ alſo ſind auch die
Greiffen ein Bedeutungszeichen geweſen. Der Loͤwe iſt warhafftig in der Welt/
wird aber nicht in Teutſchland gefunden/ da doch viele Fuͤrſtliche vnd Adeliche Haͤuſer
ſein/ die jhn im Wapen fuͤhren. Dagegen iſt kein zweykoͤpffichter Adler jemahln geſe-
hen worden. Noch fuͤhret jhn das Roͤmiſche Reich. Es mag nun ein Greiff/ oder halber
Adler vnd halber Loͤwe/ gefunden werden/ oder nicht/ ſo haben jhn die alte Nordlaͤnder/
vnd inſonderheit die Gothiſche vnd Wandaliſche Pommern/ vmb gewiſſer Vrſache ge-
fuͤhret. Vnd weil der Loͤwe vnter den vierfuͤſſigen Thieren/ vnd der Adler vnter dem
Gevoͤgel/ gleichſam der Koͤnig ſein/ als haben ſie mit dem Greiffen/ wenn ſie jhn im Wa-
pen gefuͤhret/ jhre Tapfferkeit/ geſchwindigkeit vnd Heldenmuth/ darin ſie Niemand et-
was bevorgegeben/ bezeichnet. Vnd ſolcher Nordlaͤndiſcher Greiff iſt den Griechen
bald kund geworden/ inſonderheit weil ſie wuͤſten/ daß auch Apollini/ dem Vorſteher
der Weißheit/ vnter den Heiden dieſer Vogel im Norden geheiliget war. Vnd daß iſt
ein ſtarcker beweißthumb/ daß vnſere alte Nordlaͤnder nicht ſo Barbariſch/ wild/ vn-
freundlich vnd vngeſchicket geweſen/ wie man ſie außſchreyet: Denn weil der Apollo/
den ſie fuͤr einen Gott der weißheit gehalten/ bey jhnen geweſen/ vnd von jhnen verehret
iſt/ als werden zweifels ohne ſeine Kuͤnſte/ die er gelehret/ jhnen nicht verborgen geweſen
ſein. Welches auch dannenher war erſcheinet/ daß/ wie Jornandes zeuget/ Diceneus zu
Syllæ Zeiten/ die Gothen in allerley Weißheit vnterrichtet hat. Regnante in Gothia
Sitalco, ſaget er/ Diceneus, cernens Gothorum animos ſibiin omnibus obedire, & na-
turale eos habere ingenium, omnem penè Philoſophiam eos inſtruxit. Erat enim hu-
jus rei Magiſter. Nam Ethicam eos erudivit, ut barbaros mores ab iis compeſceret: Phy-
ſicam tradens, naturaliter propriis legibus vivere fecit, quas usq́; nunc conſcriptas Bel-
lagines nuncupant: Logicam inſtruens, eos rationis ſupra cæteras gentes fecit exper-
tos. Practicam oſtendens, in bonis actibus converſari ſuaſit. Theoricen demonſtrans,
ſignorum XII. & per ea Planetarum curſus, omnemq́; Aſtronomiam contemplari edo-
cuit. Elegit ex eis nobiliſſimos prudentiores viros, quos Theologiam inſtruens, numi-
na quædam & ſacella venerari ſuaſit, fecitq́; ſacerdotes, nomen illis Pileatorum contra-
dens, reliquam verò gentem Capillatos dicere juſſit. Decedente vero Deceneo, penè
pari veneratione habuere Comoſicum, quia nec impar erat ſolertia. Vmb dieſer Vr-
ſache willen haben die Gothiſche Helden nicht vnbillig den Greiffen/ als typum genero-
ſitatis, ſapientiæ & fortitudinis gefuͤhret. Vnd was ſind die Ohren an jhren Greiffen
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