Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Micraelius, Johann: Fünfftes Buch Der Pommerschen Jahr-Geschichten. Bd. 5. Stettin, 1639.

Bild:
<< vorherige Seite

anders/ als eine Lehre/ daß ein Regent nicht sol aures hebetes haben/ sondern bald mer-
cken/ wannenher die Feinde oder andere Diebe einbrechen wollen? gestalt dann auch
Apollo selbst/ vmb solcher Vrsache willen/ tetraotos mit vier Ohren von den Lacedemo-
niern gemahlet ist. Was bedeuten die Greiffenflügel vnd der Löwenleib anders/ als daß
er sol nicht allein eilfertig/ sondern auch mechtig genug sein/ den seinigen in jhren Nö-
then beyzuspringen? Was zeiget die schärffe der Klawen anders an/ als daß er feste hal-
ten sol/ was jhme vertrawet ist/ eben wie der scharffe Schnabel die Rache bedeutet über
die/ welche straffwürdig befunden sind. Das Gold/ daß die Greiffen/ laut der Poeti-
schen Fabulen/ bewahren/ was ist es anders/ als die Religion/ guter Zustand des Regi-
ments/ löbliche Ordnung/ vnd alles das/ so vnter den Menschen lieb vnd werth gehalten
wird? Das ist es/ was Nic. Reusnerus im 35. Emblemate gesetzet hat.

Qui putet? e puro Grips nidum construit auro,
Occupat & celsae rupis in arce locum,
Solus aves vincit cunctas qui naribus uncis,
Quem Leo, quem Tigris, quem pavet acer equus.
Cujus ut e nido sub rupem decidit aurum,
Accola finitimi quod legit Indus agri.
Sic quos Heroas mundi rerumq; potentes
Sublimi magnus vult Deus esse loco,
Imperij tueantur opes, ceu munera Divum,
Participes alios ut simul esse velint.
Praesertim sanctae pietatis & artis alumnos
Ingenuae, per quos regna domusq; vigent,
Divitis haec auri virtus est una, benigna,
Qui prosunt aliis, mente juvare, bonos.

Daß ist es auch/ was vorzeiten ein Poet/ in einem Carmine/ auff dz Pommerische Wa-
pen geschrieben/ welches Jch/ weil es nicht vneben ist/ gantz hieher setzen wil:

Cur geris aligeros septem, Dux inclite, Griphas?
Hi sunt septeni fulgida signa soli.
Nam tot regna mihi, quot aves, ditione superba,
Hoc praeter, quod habent Cruxq; Leoq; sibi.
Cur fortes Griphes? Melius quo fortia tentent.
Cur volucres? Citius, quo juvat, usq; volant.
Cur adeo erectis rimantes omnia collis?
Quod circumspecta nil nisi mente gerunt.
Unanimes cur sic? Quod habent communia quaeq;,
Vel quod habent uno symbola nota sono.

An pa-

anders/ als eine Lehre/ daß ein Regent nicht ſol aures hebetes haben/ ſondern bald mer-
cken/ wannenher die Feinde oder andere Diebe einbrechen wollen? geſtalt dann auch
Apollo ſelbſt/ vmb ſolcher Vrſache willen/ τετϱάωτος mit vier Ohren von den Lacedemo-
niern gemahlet iſt. Was bedeuten die Greiffenfluͤgel vnd der Loͤwenleib anders/ als daß
er ſol nicht allein eilfertig/ ſondern auch mechtig genug ſein/ den ſeinigen in jhren Noͤ-
then beyzuſpringen? Was zeiget die ſchaͤrffe der Klawen anders an/ als daß er feſte hal-
ten ſol/ was jhme vertrawet iſt/ eben wie der ſcharffe Schnabel die Rache bedeutet uͤber
die/ welche ſtraffwuͤrdig befunden ſind. Das Gold/ daß die Greiffen/ laut der Poeti-
ſchen Fabulen/ bewahren/ was iſt es anders/ als die Religion/ guter Zuſtand des Regi-
ments/ loͤbliche Ordnung/ vnd alles das/ ſo vnter den Menſchen lieb vnd werth gehalten
wird? Das iſt es/ was Nic. Reuſnerus im 35. Emblemate geſetzet hat.

Qui putet? è puro Grips nidum conſtruit auro,
Occupat & celſæ rupis in arce locum,
Solus aves vincit cunctas qui naribus uncis,
Quem Leo, quem Tigris, quem pavet acer equus.
Cujus ut è nido ſub rupem decidit aurum,
Accola finitimi quod legit Indus agri.
Sic quos Heroas mundi rerumq́; potentes
Sublimi magnus vult Deus eſſe loco,
Imperij tueantur opes, ceu munera Divum,
Participes alios ut ſimul eſſe velint.
Præſertim ſanctæ pietatis & artis alumnos
Ingenuæ, per quos regna domusq́; vigent,
Divitis hæc auri virtus eſt una, benigna,
Qui proſunt aliis, mente juvare, bonos.

Daß iſt es auch/ was vorzeiten ein Poet/ in einem Carmine/ auff dz Pommeriſche Wa-
pen geſchrieben/ welches Jch/ weil es nicht vneben iſt/ gantz hieher ſetzen wil:

Cur geris aligeros ſeptem, Dux inclite, Griphas?
Hi ſunt ſepteni fulgida ſigna ſoli.
Nam tot regna mihi, quot aves, ditione ſuperba,
Hoc præter, quod habent Cruxq́; Leoq́; ſibi.
Cur fortes Griphes? Melius quo fortia tentent.
Cur volucres? Citius, quo juvat, usq́; volant.
Cur adeo erectis rimantes omnia collis?
Quod circumſpecta nil niſi mente gerunt.
Unanimes cur ſic? Quod habent communia quæq;,
Vel quod habent uno ſymbola nota ſono.

An pa-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <p><pb facs="#f0007"/>
anders/ als eine Lehre/ daß ein Regent nicht &#x017F;ol <hi rendition="#aq">aures hebetes</hi> haben/ &#x017F;ondern bald mer-<lb/>
cken/ wannenher die Feinde oder andere Diebe einbrechen wollen? ge&#x017F;talt dann auch<lb/>
Apollo &#x017F;elb&#x017F;t/ vmb &#x017F;olcher Vr&#x017F;ache willen/ &#x03C4;&#x03B5;&#x03C4;&#x03F1;&#x03AC;&#x03C9;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2; mit vier Ohren von den Lacedemo-<lb/>
niern gemahlet i&#x017F;t. Was bedeuten die Greiffenflu&#x0364;gel vnd der Lo&#x0364;wenleib anders/ als daß<lb/>
er &#x017F;ol nicht allein eilfertig/ &#x017F;ondern auch mechtig genug &#x017F;ein/ den &#x017F;einigen in jhren No&#x0364;-<lb/>
then beyzu&#x017F;pringen? Was zeiget die &#x017F;cha&#x0364;rffe der Klawen anders an/ als daß er fe&#x017F;te hal-<lb/>
ten &#x017F;ol/ was jhme vertrawet i&#x017F;t/ eben wie der &#x017F;charffe Schnabel die Rache bedeutet u&#x0364;ber<lb/>
die/ welche &#x017F;traffwu&#x0364;rdig befunden &#x017F;ind. Das Gold/ daß die Greiffen/ laut der Poeti-<lb/>
&#x017F;chen Fabulen/ bewahren/ was i&#x017F;t es anders/ als die Religion/ guter Zu&#x017F;tand des Regi-<lb/>
ments/ lo&#x0364;bliche Ordnung/ vnd alles das/ &#x017F;o vnter den Men&#x017F;chen lieb vnd werth gehalten<lb/>
wird? Das i&#x017F;t es/ was <hi rendition="#aq">Nic. Reu&#x017F;nerus im 35. Emblemate</hi> ge&#x017F;etzet hat.</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Qui putet? è puro Grips nidum con&#x017F;truit auro,<lb/>
Occupat &amp; cel&#x017F;æ rupis in arce locum,<lb/>
Solus aves vincit cunctas qui naribus uncis,<lb/>
Quem Leo, quem Tigris, quem pavet acer equus.<lb/>
Cujus ut è nido &#x017F;ub rupem decidit aurum,<lb/>
Accola finitimi quod legit Indus agri.<lb/>
Sic quos Heroas mundi rerumq&#x0301;; potentes<lb/>
Sublimi magnus vult Deus e&#x017F;&#x017F;e loco,<lb/>
Imperij tueantur opes, ceu munera Divum,<lb/>
Participes alios ut &#x017F;imul e&#x017F;&#x017F;e velint.<lb/>
Præ&#x017F;ertim &#x017F;anctæ pietatis &amp; artis alumnos<lb/>
Ingenuæ, per quos regna domusq&#x0301;; vigent,<lb/>
Divitis hæc auri virtus e&#x017F;t una, benigna,<lb/>
Qui pro&#x017F;unt aliis, mente juvare, bonos.</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p>Daß i&#x017F;t es auch/ was vorzeiten ein Poet/ in einem <hi rendition="#aq">Carmine/</hi> auff dz Pommeri&#x017F;che Wa-<lb/>
pen ge&#x017F;chrieben/ welches Jch/ weil es nicht vneben i&#x017F;t/ gantz hieher &#x017F;etzen wil:</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Cur geris aligeros &#x017F;eptem, Dux inclite, Griphas?<lb/>
Hi &#x017F;unt &#x017F;epteni fulgida &#x017F;igna &#x017F;oli.<lb/>
Nam tot regna mihi, quot aves, ditione &#x017F;uperba,<lb/>
Hoc præter, quod habent Cruxq&#x0301;; Leoq&#x0301;; &#x017F;ibi.<lb/>
Cur fortes Griphes? Melius quo fortia tentent.<lb/>
Cur volucres? Citius, quo juvat, usq&#x0301;; volant.<lb/>
Cur adeo erectis rimantes omnia collis?<lb/>
Quod circum&#x017F;pecta nil ni&#x017F;i mente gerunt.<lb/>
Unanimes cur &#x017F;ic? Quod habent communia quæq;,<lb/>
Vel quod habent uno &#x017F;ymbola nota &#x017F;ono.</hi><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">An pa-</hi> </fw><lb/>
          </quote>
        </cit>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0007] anders/ als eine Lehre/ daß ein Regent nicht ſol aures hebetes haben/ ſondern bald mer- cken/ wannenher die Feinde oder andere Diebe einbrechen wollen? geſtalt dann auch Apollo ſelbſt/ vmb ſolcher Vrſache willen/ τετϱάωτος mit vier Ohren von den Lacedemo- niern gemahlet iſt. Was bedeuten die Greiffenfluͤgel vnd der Loͤwenleib anders/ als daß er ſol nicht allein eilfertig/ ſondern auch mechtig genug ſein/ den ſeinigen in jhren Noͤ- then beyzuſpringen? Was zeiget die ſchaͤrffe der Klawen anders an/ als daß er feſte hal- ten ſol/ was jhme vertrawet iſt/ eben wie der ſcharffe Schnabel die Rache bedeutet uͤber die/ welche ſtraffwuͤrdig befunden ſind. Das Gold/ daß die Greiffen/ laut der Poeti- ſchen Fabulen/ bewahren/ was iſt es anders/ als die Religion/ guter Zuſtand des Regi- ments/ loͤbliche Ordnung/ vnd alles das/ ſo vnter den Menſchen lieb vnd werth gehalten wird? Das iſt es/ was Nic. Reuſnerus im 35. Emblemate geſetzet hat. Qui putet? è puro Grips nidum conſtruit auro, Occupat & celſæ rupis in arce locum, Solus aves vincit cunctas qui naribus uncis, Quem Leo, quem Tigris, quem pavet acer equus. Cujus ut è nido ſub rupem decidit aurum, Accola finitimi quod legit Indus agri. Sic quos Heroas mundi rerumq́; potentes Sublimi magnus vult Deus eſſe loco, Imperij tueantur opes, ceu munera Divum, Participes alios ut ſimul eſſe velint. Præſertim ſanctæ pietatis & artis alumnos Ingenuæ, per quos regna domusq́; vigent, Divitis hæc auri virtus eſt una, benigna, Qui proſunt aliis, mente juvare, bonos. Daß iſt es auch/ was vorzeiten ein Poet/ in einem Carmine/ auff dz Pommeriſche Wa- pen geſchrieben/ welches Jch/ weil es nicht vneben iſt/ gantz hieher ſetzen wil: Cur geris aligeros ſeptem, Dux inclite, Griphas? Hi ſunt ſepteni fulgida ſigna ſoli. Nam tot regna mihi, quot aves, ditione ſuperba, Hoc præter, quod habent Cruxq́; Leoq́; ſibi. Cur fortes Griphes? Melius quo fortia tentent. Cur volucres? Citius, quo juvat, usq́; volant. Cur adeo erectis rimantes omnia collis? Quod circumſpecta nil niſi mente gerunt. Unanimes cur ſic? Quod habent communia quæq;, Vel quod habent uno ſymbola nota ſono. An pa-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland06_1639
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland06_1639/7
Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Fünfftes Buch Der Pommerschen Jahr-Geschichten. Bd. 5. Stettin, 1639, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland06_1639/7>, abgerufen am 24.11.2024.