Xaver. Du bist streng, Schwester, und von der Seite hab ichs noch nie angesehen. Ja, wenn man sich ins Kloster einsperrt, und kei- nem Menschen dienen will, als sich; dann, glaub ich, ist das Mönchsleben unverantwortlich; aber, sieh, so, wie ichs habe kennen lernen, ist es ganz was anders. Jch hab dir vorgestern vom P. Mar- tin, und vom P. Gregor, und noch mehr vom P. Anton erzält, was das für Leute sind. Da must du doch gestehen, daß sie hundertmal mehr Gutes thun, als andre Weltmenschen.
Therese. So viel mehr Gutes eben nicht; und dann sind das ausserordentliche Leute, deren es wenig gibt, und die gewiß in der Welt eben so viel Gutes würden ausgerichtet haben. Sieh nur unsern Papa an, wie der um die Menschen sich verdient macht! Er hält das ganze Dorf in Ordnung, verschafft dem Fürsten seine Abgaben, ohne daß die Bauren drunter leiden. Jedermann im Dorf hat ihn lieb, und segnet ihn. Allen Armen, die es werth sind, thut er Gutes. Die selige Mama hat er, wie sich selbst geliebt, und ihr diese Welt zum Himmel gemacht. Uns hat er mit der grösten Sorgfalt fromm und christlich er- zogen, daß wir gute Menschen werden, und der
Xaver. Du biſt ſtreng, Schweſter, und von der Seite hab ichs noch nie angeſehen. Ja, wenn man ſich ins Kloſter einſperrt, und kei- nem Menſchen dienen will, als ſich; dann, glaub ich, iſt das Moͤnchsleben unverantwortlich; aber, ſieh, ſo, wie ichs habe kennen lernen, iſt es ganz was anders. Jch hab dir vorgeſtern vom P. Mar- tin, und vom P. Gregor, und noch mehr vom P. Anton erzaͤlt, was das fuͤr Leute ſind. Da muſt du doch geſtehen, daß ſie hundertmal mehr Gutes thun, als andre Weltmenſchen.
Thereſe. So viel mehr Gutes eben nicht; und dann ſind das auſſerordentliche Leute, deren es wenig gibt, und die gewiß in der Welt eben ſo viel Gutes wuͤrden ausgerichtet haben. Sieh nur unſern Papa an, wie der um die Menſchen ſich verdient macht! Er haͤlt das ganze Dorf in Ordnung, verſchafft dem Fuͤrſten ſeine Abgaben, ohne daß die Bauren drunter leiden. Jedermann im Dorf hat ihn lieb, und ſegnet ihn. Allen Armen, die es werth ſind, thut er Gutes. Die ſelige Mama hat er, wie ſich ſelbſt geliebt, und ihr dieſe Welt zum Himmel gemacht. Uns hat er mit der groͤſten Sorgfalt fromm und chriſtlich er- zogen, daß wir gute Menſchen werden, und der
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Xaver. Du biſt ſtreng, Schweſter, und
von der Seite hab ichs noch nie angeſehen. Ja,
wenn man ſich ins Kloſter einſperrt, und kei-
nem Menſchen dienen will, als ſich; dann, glaub
ich, iſt das Moͤnchsleben unverantwortlich; aber,
ſieh, ſo, wie ichs habe kennen lernen, iſt es ganz
was anders. Jch hab dir vorgeſtern vom P. Mar-
tin, und vom P. Gregor, und noch mehr vom
P. Anton erzaͤlt, was das fuͤr Leute ſind. Da
muſt du doch geſtehen, daß ſie hundertmal mehr
Gutes thun, als andre Weltmenſchen.
Thereſe. So viel mehr Gutes eben nicht;
und dann ſind das auſſerordentliche Leute, deren
es wenig gibt, und die gewiß in der Welt eben
ſo viel Gutes wuͤrden ausgerichtet haben. Sieh
nur unſern Papa an, wie der um die Menſchen
ſich verdient macht! Er haͤlt das ganze Dorf in
Ordnung, verſchafft dem Fuͤrſten ſeine Abgaben,
ohne daß die Bauren drunter leiden. Jedermann
im Dorf hat ihn lieb, und ſegnet ihn. Allen
Armen, die es werth ſind, thut er Gutes. Die
ſelige Mama hat er, wie ſich ſelbſt geliebt, und
ihr dieſe Welt zum Himmel gemacht. Uns hat er
mit der groͤſten Sorgfalt fromm und chriſtlich er-
zogen, daß wir gute Menſchen werden, und der
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/143>, abgerufen am 24.11.2024.
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