geln vor, oder theilt ihnen einfache und un- schädliche Arzeneyen mit. Sieh, so ein Mann könntest du auch werden, wenn du wolltest.
Xaver. Das kann ich im Kloster auch, wie der Pater Anton. Aber ich versprech dir doch, Schwester, daß ich mich noch recht beden- ken, und zu nichts entschliessen will, bis ich alles streng geprüst habe. Die Zeit ist noch lang bis dahin; wer weis, was noch alles dazwischen vor- fällt?
Therese. Nun, wenn das ist, Xaver, so will ich mich beruhigen; und jetzt auch nicht wei- ter davon reden.
Sie war auch wirklich seit der Zeit seinet- halben weit ruhiger, und hoffte gewiß, daß ihr Bruder sich noch anders bedenken, und vom Klo- sterleben abstehen werde. Jetzt kamen sie, beym schönsten Abendrot, das den halben Himmel färbte, bey ihrem Vater wieder an; assen in der Laube, und erzälten ihm, mit rührender Einfalt, was sie bey dem Prediger gesehen und gehört hätten; wie er so ruhig und vergnügt mit seinem Gott und der ganzen Welt lebe, und was er für schö- ne Einrichtungen in seinem Garten gemacht habe. Der Vater stimmte' mit in das Lob des braven
geln vor, oder theilt ihnen einfache und un- ſchaͤdliche Arzeneyen mit. Sieh, ſo ein Mann koͤnnteſt du auch werden, wenn du wollteſt.
Xaver. Das kann ich im Kloſter auch, wie der Pater Anton. Aber ich verſprech dir doch, Schweſter, daß ich mich noch recht beden- ken, und zu nichts entſchlieſſen will, bis ich alles ſtreng gepruͤſt habe. Die Zeit iſt noch lang bis dahin; wer weis, was noch alles dazwiſchen vor- faͤllt?
Thereſe. Nun, wenn das iſt, Xaver, ſo will ich mich beruhigen; und jetzt auch nicht wei- ter davon reden.
Sie war auch wirklich ſeit der Zeit ſeinet- halben weit ruhiger, und hoffte gewiß, daß ihr Bruder ſich noch anders bedenken, und vom Klo- ſterleben abſtehen werde. Jetzt kamen ſie, beym ſchoͤnſten Abendrot, das den halben Himmel faͤrbte, bey ihrem Vater wieder an; aſſen in der Laube, und erzaͤlten ihm, mit ruͤhrender Einfalt, was ſie bey dem Prediger geſehen und gehoͤrt haͤtten; wie er ſo ruhig und vergnuͤgt mit ſeinem Gott und der ganzen Welt lebe, und was er fuͤr ſchoͤ- ne Einrichtungen in ſeinem Garten gemacht habe. Der Vater ſtimmte’ mit in das Lob des braven
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geln vor, oder theilt ihnen einfache und un-
ſchaͤdliche Arzeneyen mit. Sieh, ſo ein Mann
koͤnnteſt du auch werden, wenn du wollteſt.
Xaver. Das kann ich im Kloſter auch,
wie der Pater Anton. Aber ich verſprech dir
doch, Schweſter, daß ich mich noch recht beden-
ken, und zu nichts entſchlieſſen will, bis ich alles
ſtreng gepruͤſt habe. Die Zeit iſt noch lang bis
dahin; wer weis, was noch alles dazwiſchen vor-
faͤllt?
Thereſe. Nun, wenn das iſt, Xaver, ſo
will ich mich beruhigen; und jetzt auch nicht wei-
ter davon reden.
Sie war auch wirklich ſeit der Zeit ſeinet-
halben weit ruhiger, und hoffte gewiß, daß ihr
Bruder ſich noch anders bedenken, und vom Klo-
ſterleben abſtehen werde. Jetzt kamen ſie, beym
ſchoͤnſten Abendrot, das den halben Himmel faͤrbte,
bey ihrem Vater wieder an; aſſen in der Laube,
und erzaͤlten ihm, mit ruͤhrender Einfalt, was ſie
bey dem Prediger geſehen und gehoͤrt haͤtten;
wie er ſo ruhig und vergnuͤgt mit ſeinem Gott
und der ganzen Welt lebe, und was er fuͤr ſchoͤ-
ne Einrichtungen in ſeinem Garten gemacht habe.
Der Vater ſtimmte’ mit in das Lob des braven
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/163>, abgerufen am 21.11.2024.
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