tung und der benachbarten Gegend erzälte! Der alte Mann unterhielt die beyden mit der treu- herzigsten Laune; mischte allerley gute Lehren in seine Reden mit ein, und freute sich der Auf- merksamkeit, mit der ihm die beyden zuhörten.
Abends, als sie zurückgingen, begleitete er sie noch vors Dorf hinaus; drückte Theresen die Hand, und wünschte Xavern noch einmal von Herzen Glück zu seinem Vorhaben.
Die beyden Geschwister theilten sich ihre herzliche Freude, und ihr Wohlgefallen an dem Betragen des ehrlichen Landpredigers mit. Du siehst nun, Bruder, sagte Therese, wie man in allen Ständen, und besonders auch in diesem, Gutes thun kann! Was kann reizender seyn, als das Leben eines Mannes, dessen ganzes Dorf gleichsam eine einzige Familie ausmacht, weil er ihrer aller Vater wird. Der brave Pfarrer hat noch tausend gute Eigenschaften, die man nur nach und nach, und gleichsam beyläufig er- fährt. Er gibt seinen Bauren guten Rath, wenn sie einen Proceß anfangen wollen. Er misräth es ihnen, und versöhnt sie miteinander. Wenn sie krank sind, kommen sie zu ihm, klagen ihm ihre Noth, und er schreibt ihnen Gesundheitsre-
tung und der benachbarten Gegend erzaͤlte! Der alte Mann unterhielt die beyden mit der treu- herzigſten Laune; miſchte allerley gute Lehren in ſeine Reden mit ein, und freute ſich der Auf- merkſamkeit, mit der ihm die beyden zuhoͤrten.
Abends, als ſie zuruͤckgingen, begleitete er ſie noch vors Dorf hinaus; druͤckte Thereſen die Hand, und wuͤnſchte Xavern noch einmal von Herzen Gluͤck zu ſeinem Vorhaben.
Die beyden Geſchwiſter theilten ſich ihre herzliche Freude, und ihr Wohlgefallen an dem Betragen des ehrlichen Landpredigers mit. Du ſiehſt nun, Bruder, ſagte Thereſe, wie man in allen Staͤnden, und beſonders auch in dieſem, Gutes thun kann! Was kann reizender ſeyn, als das Leben eines Mannes, deſſen ganzes Dorf gleichſam eine einzige Familie ausmacht, weil er ihrer aller Vater wird. Der brave Pfarrer hat noch tauſend gute Eigenſchaften, die man nur nach und nach, und gleichſam beylaͤufig er- faͤhrt. Er gibt ſeinen Bauren guten Rath, wenn ſie einen Proceß anfangen wollen. Er misraͤth es ihnen, und verſoͤhnt ſie miteinander. Wenn ſie krank ſind, kommen ſie zu ihm, klagen ihm ihre Noth, und er ſchreibt ihnen Geſundheitsre-
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tung und der benachbarten Gegend erzaͤlte! Der
alte Mann unterhielt die beyden mit der treu-
herzigſten Laune; miſchte allerley gute Lehren in
ſeine Reden mit ein, und freute ſich der Auf-
merkſamkeit, mit der ihm die beyden zuhoͤrten.
Abends, als ſie zuruͤckgingen, begleitete er
ſie noch vors Dorf hinaus; druͤckte Thereſen die
Hand, und wuͤnſchte Xavern noch einmal von
Herzen Gluͤck zu ſeinem Vorhaben.
Die beyden Geſchwiſter theilten ſich ihre
herzliche Freude, und ihr Wohlgefallen an dem
Betragen des ehrlichen Landpredigers mit. Du
ſiehſt nun, Bruder, ſagte Thereſe, wie man in
allen Staͤnden, und beſonders auch in dieſem,
Gutes thun kann! Was kann reizender ſeyn,
als das Leben eines Mannes, deſſen ganzes Dorf
gleichſam eine einzige Familie ausmacht, weil er
ihrer aller Vater wird. Der brave Pfarrer
hat noch tauſend gute Eigenſchaften, die man
nur nach und nach, und gleichſam beylaͤufig er-
faͤhrt. Er gibt ſeinen Bauren guten Rath, wenn
ſie einen Proceß anfangen wollen. Er misraͤth
es ihnen, und verſoͤhnt ſie miteinander. Wenn
ſie krank ſind, kommen ſie zu ihm, klagen ihm
ihre Noth, und er ſchreibt ihnen Geſundheitsre-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/162>, abgerufen am 21.11.2024.
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